Berlin. Um vor allem im Fernverkehr pünktlicher zu werden, drückt die Deutsche Bahn aufs Tempo. Lokführer sind angewiesen, schnell zu fahren.

  • Viele Bahnreisende klagen über verspätete Züge
  • Die Bahn versucht nun mit einer überraschenden Idee gegenzusteuern
  • Dafür müssen die Lokführer Anweisungen des Bordcomputers ignorieren

Die Deutsche Bahn hat ihre Lokführer intern angewiesen, auf einigen Strecken die Fernzüge der Bahn im Oktober möglichst schnell über die Gleise zu pilotieren. Dies berichtet der „Spiegel“ mit Verweis auf ein „Konzernpapier“.

Dem Bericht zufolge sollen bei einem „netzweiten Betriebsversuch“ der Bahn „vorhandene Fahrzeitreserven zur Disposition“ genutzt werden. Das heiße im Klartext: Die Lokführer sollen die jeweils kürzeste Fahrzeit anstreben; und zwar auch dann, wenn sie dadurch vor der geplanten Ankunftszeit ihr Ziel erreichten.

Lokführer soll Signal ignorieren

Selbst wenn der Bordcomputer anzeige, dass die Leistung des Zuges zum Energiesparen reduziert werden kann, solle der Zugführer diese Empfehlung ignorieren, heißt es in dem Bericht. Normalerweise gibt das Computersystem des Zuges bei sehr pünktlicher Fahrt dem Lokführer automatisch den Hinweis, den Zug ausrollen zu lassen oder die Höchstgeschwindigkeit nicht auszufahren.

Hintergrund der Tempo-Aktion ist offenbar, dass im Frühjahr und Sommer viele Fernverkehrszüge der Bahn verspätet ihr Ziel erreicht hatten. Von Mai bis August sei in jedem Monat die Zielmarke von mindestens 80 Prozent Pünktlichkeit verfehlt worden. Als pünktlich gilt ein Zug für die Bahn dann, wenn er höchstens sechs Minuten verspätet an einem Bahnhof ankommt.

Auch nach den teils massiven Auswirkungen durch das Sturmtief „Xavier“ wolle die Bahn an ihrem Versuch festhalten, heißt es.

Test soll über Einführung entscheiden

Laut dem Bericht wird im Rahmen der Tests auch untersucht, welche Auswirkungen diese Fahrweise auf die Energieeffizienz hat. Ob und in welchem Umfang diese zügige Fahrweise dauerhaft eingeführt wird, werde laut einem Bahnsprecher erst „nach gründlicher, gesamthafter Auswertung der Ergebnisse entschieden“. Die DB stehe zu ihrem ökologischen Ziel, spezifische CO2-Emissionen von 2006 bis 2020 um 30 Prozent zu reduzieren. (W.B.)

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