Berlin. Forscher haben eine KI-Technologie entwickelt, die die Erfolgschancen einer Chemotherapie bei Brustkrebs vor einer OP bewertet.

Mit der Veröffentlichung des Chatbots "ChatGPT" im November letzten Jahres wird immer klarer, dass Künstliche Intelligenz das digitale Arbeiten revolutionieren wird. Und das nicht nur im Bildungssystem und der Industrie. Auch in der Medizin setzt man große Hoffnungen in die potenziellen Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz.

Seit einigen Jahren forscht und testet man weltweit, wie KI bei der Diagnose und der Therapiewahl bestimmter Krankheiten eingesetzt werden kann. So auch ein kanadisches Forschungsteam der Universität Waterloo: Die Wissenschaftler entwickelten eine KI-Technologie, die die Erfolgschancen einer Chemotherapie bei Brustkrebs vor einer geplanten Operation vorhersagt.

Künstliche Intelligenz: Software mit Bildern von Brustkrebs trainiert

Unter der Leitung von Dr. Alexander Wong entwickelten Ingenieure und Ingenieurinnen als Teil der Open-Source-Initiative Cancer-Net einen neue KI-Software. Um diese Software zu trainieren, nutzte man Brustkrebs-Bilder von insgesamt 253 Patientenfällen aus zehn verschiedenen Einrichtungen. Die Bilder wurden dazu mit einem von den Forschern neu entwickelten MRT-Bildgebungsverfahren (synthetische korrelierte Diffusionsbildgebung, CDI) aufgenommen und alle Therapieangaben sowie anschließenden Krankheitsverläufe ins System hinzugefügt. Durch die Daten kann das System nun abschätzen, wann eine Chemotherapie vor einer geplanten Brustkrebsoperation erfolgversprechend ist und wann nicht.

"Die Wahl der richtigen Behandlung für eine Brustkrebspatientin ist derzeit sehr schwierig", zitiert die Website der University of Waterloo den Projektleiter Wong. Es sei dabei von entscheidender Bedeutung, unnötige Nebenwirkungen von Behandlungen zu vermeiden, die keinen wirklichen Nutzen für die Patienten hätten. Laut Wong könnte die neue KI-Technologie ein nützliches Werkzeug für Ärzte sein, die beste personalisierte Behandlung zu verschreiben. Das Paper zu dem Projekt wurde jüngst auf der internationalen Fachkonferenz für Künstliche Intelligenz „NeurIPS2022" vorgestellt.

KI als Chance für personalisierte Behandlungen

Bei der Untersuchung und Behandlung von Brustkrebs spielen intelligente Lösungen eine immer wichtigere Rolle. Vor allem bei der Früherkennung können KI-Programme Radiologen bei der Auswertung von Mammografiedaten enorm unterstützen. Früherkennungsprogramme nehmen den Medizinern viel Arbeit ab, reduzieren den Zeitdruck und machen das Screening in Kombination mit den radiologischen Einschätzungen präziser.

Die jeweiligen Technologien sind umso genauer, je größer und detailliert der Datensatz ist, mit dem man die Software trainiert. Eine Hürde stellt dabei aber der Datenschutz dar: Medizinische Daten können und wollen Forschungseinrichtungen häufig nicht teilen, was den Fortschritt potenziell verlangsamt.