Berlin. Nutella gehört zu den beliebtesten Frühstücksaufstriche. Doch was genau steckt drin in der süßen Creme? Nichts, was Experten empfehlen.

„Beginne den Tag mit einem Lächeln“, so die Aufforderung eines bekannten Lebensmittelriesen. Und klar. Das würden wir vermutlich alle gerne: Schon morgens – und am besten gleich bis abends – gut gelaunt und fröhlich sein. Was uns dabei helfen soll, so zumindest suggeriert es uns eine aktuelle Werbung: Nutella. Es macht froh, gehört dazu. Ein Aufstrich-Herz auf dem Brot symbolisiert Liebe, die wir damit weitergeben.

Aber wie viel Gutes tun wir uns mit der Nuss-Nougat-Creme des italienischen Herstellers Ferrero wirklich? Und warum überhaupt Nuss-Nougat-Creme? „Eigentlich müsste der richtige Name natürlich Zucker-Fett-Creme heißen“, sagt Armin Valet, Lebensmittel- und Ernährungexperte der Verbraucherzentrale Hamburg.

Schaut man sich die Zutatenliste des Produkts genau an, ist der Grund dafür klar: Der Aufstrich besteht überwiegend aus Zucker gefolgt von Palmöl. Sie müssen daher gleich zu Beginn angeführt werden. Die genaue Menge erfahren die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht.

Das steckt in Nutella.
Das steckt in Nutella. © Verbraucherzentrale Hamburg

Nutella: Zucker und Fett sind die Hauptzutaten

Verbraucherschützer Valet präzisiert: „Die Creme besteht zu über 50 Prozent aus Zucker und etwa 30 Prozent aus Fett – vor allem Palmöl.“ Sprich: Mehr als die Hälfte dessen, was wir uns mit Nutella aufs Brot schmieren ist Raffinadezucker. Weitere Zutaten sind:

  • Haselnüsse (13 Prozent laut Zutatenliste)
  • Magermilchpulver (8,7 Prozent)
  • fettarmer – das wird expliziert erwähnt – Kakao (7,4 Prozent)

Wieder ohne Mengenangabe folgen dann Sojalecithin, das als Emulgator, also als Bindemittel gebraucht wird, und Vanillin für das Aroma. Dabei interessant: Auf der Zutatenliste sind die Haselnüsse und das Magermilchpulver als einziges gefettet und damit hervorgehoben.

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    Chris Methmann, Geschäftsführer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch berichtete im Gespräch mit unserer Redaktion, dass bei Stichproben in Nutella zudem schon Verunreinigungen durch Mineralöl festgestellt wurden. Dieses könnte etwa über Maschinen in Lebensmittel gelangen – oder auch über das Trocknen von Nüssen auf Asphalt, so Methmanns Erklärung.

    Nährwerte in Nutella entsprechen einem Schokoriegel

    Macht mit diesen Inhaltsstoffen der Morgen wirklich den Tag? Aus gesundheitlicher und ernährungswissenschaftlicher Sicht wohl eher nicht. Die Nährwerte entsprechen in etwa denen eines Schokoriegels wie beispielsweise Snickers. Und für wenige Menschen wäre solch ein Riegel wohl ernsthaft ein adäquates Frühstück – schon gar nicht für die Kinder. Lesen Sie auch: Diabulimie – Wenn Diabetes und Essstörung zusammenkommen

    Auch für Ernährungsexperte Valet ist klar: „Das ist kein empfehlenswerter Brotaufstrich, vor allem, wenn man ihn in rauen Mengen isst.“ Viel mehr trage es auf Frühstückstischen dazu bei, dass Kinder ungesunde Essroutinen entwickelten und späteres Übergewicht dadurch begünstigt werde. Gleiches gelte für bestimmte Erkrankungen, die mit Zucker und gesättigten Fettsäuren in Verbindung gebracht werden – etwa Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

    Dennoch kaufen gerade Eltern und Großeltern immer wieder Nutella. „Es schmeckt einfach lecker“ bekommen nicht nur die Verbraucherschützer als Argument immer wieder zu hören. Und da ist auch etwas dran, erklärt Valet: „Aus Studien wissen wir, dass unser Belohnungszentrum im Gehirn besonders auf diese Kombination aus Zucker und Fett, wie sie auch in Nutella enthalten ist, anspringt.“

    Nutella weltweit beliebt – auch dank geschicktem Marketing

    Dass sich Nutella nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, auf Frühstückstischen etabliert hat, liegt aber nicht nur daran, sondern wohl auch an einer geschickten und konsequenten Marketing-Strategie. Der süße Aufstrich wird heute neben den meisten Ländern Europas unter anderem in Nordamerika und Australien aber auch in einigen Ländern Südamerikas, Afrikas und auch Asien verkauft – etwa in China, Japan und in der Türkei.

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    Die Creme wurde in der Werbung über Jahre im Kontext von vielen positiven Eigenschaften präsentiert – etwa einem gesunden Frühstück, Freude, Leistungsfähigkeit und Profi-Sport. Ein US-Gericht bestätigte sogar die Adjektive „gesund“ und „nahrhaft“ in Kombination mit Nutella als „irreführender Werbung“. Auch in Deutschland erreichte Foodwatch, dass entsprechende Werbespots mit der Fußball-Nationalmannschaft 2012 eingestellt wurden. Lesen Sie auch: Foodwatch warnt – Inflation wird zu Nährstoffmangel führen

    Der Hype um Nutella ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht schwer nachvollziehbar. Auch, dass es mittlerweile sogar einen Welt-Nutella-Tag gibt (5. Februar), wirkt auf Experten befremdlich. „Offensichtlich hat den Tag nicht Ferrero selbst ausgerufen, sondern ein Fan – so zumindest die offizielle Version“, sagt Valet. „Ich weiß nicht, ob das stimmt oder ob das auch zum ganzen Mythos dazugehört.“ Wenn man sich anschaue, welche Welttage es sonst noch gibt – etwa den Welt-Aids-Tag, der Welt-Krebs-Tag oder den Welttag des Wassers –, sei ein solcher Tag für ein ungesundes Produkt „mehr als irritierend“.

    Wirklich gesunde Alternativen gibt es nicht – aber für alle, die unbedingt Süßes frühstücken wollen, zumindest Produkte, deren Zusammensetzung aus Sicht von Ernährungsexperte Valet deutlich günstiger sind: „Gerade bei den Bioprodukten gibt des Aufstriche, die den Namen Nuss-Nougat-Creme wirklich verdienen“, so der Verbraucherschützer. „Der Haselnuss-Anteil liegt bei immerhin bis zu 45 Prozent.“