Berlin. Russlands Gasembargo hat 2022 für einen Boom von Elektroheizungen gesorgt. Aber macht eine Anschaffung auch Sinn? Was ist zu beachten?

Elektroheizungen gehörten 2022 zu den Verkaufsschlagern der Energiebranche. Einer Befragung der Vergleichsplattform "Verivox" von August vergangenen Jahres zufolge verfügen bereits zehn Prozent der Deutschen zumindest über ein elektrisches Heizelement. Ein Fünftel der Bevölkerung zog einen Kauf zudem in Erwägung. Mittlerweile hat sich der Gaspreis etwa auf Vorkriegsniveau eingependelt. Das eröffnet die Frage: Macht elektrisch Heizen noch Sinn? Und was gibt es bei der Beschaffung zu beachten?

Elektroheizung: Strompreiskrise, Verkaufsschlager, Wirkunsgweisen

41 Cent pro Kilowattstunde berechneten laut Fachportal "Strom-Report" Energieversorger im September 2022 bei neuen Vertragsabschlüssen. Damit zahlten Verbraucher rund doppelt soviel wie noch vor zehn Jahren. Den größten Preissprung verzeichneten die Börsen allerdings erst in den vergangenen elf Monaten seit Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine. Im Kielwasser explodierender Gaspreise erlebten elektrische Heizelemente einen nie dagewesenen Boom. Mehr als 600.000 Elektroheizungen gingen im ersten Halbjahr 2022 über den Ladentisch, ein Anstieg von 61 Prozent.

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Wer zu den 358.000 Deutschen zählt, die sich alleine im Juli und August 2022 einen Radiator zugelegt haben, muss sich trotzdem nicht grämen. Denn auch im Angesicht der Strompreiskrise hat die elektrische Alternative zu Öl-, Gas-, oder Pelletsheizungen den ein oder anderen Vorteil. Intelligent eingesetzt, können sich Elektroheizungen nicht nur finanziell lohnen, sondern bringen im Gegensatz zu konventionellen System auch einen Vorteil in Puncto Wohlgefühl. Dazu ist es jedoch wichtig, die zwei wesentlichen Modelle zu unterscheiden.

Konvektionsheizung: Günstige Anschaffung, teurer Betrieb

Die herkömmliche Methode durch elektrische Energie Raumwärme zu erzeugen, erfolgt über die Konvektionsmethode. Ähnlich wie bei nicht-elektrischen Heizungen befindet sich eine Flüssigkeit, meist Wasser oder Öl, in einem Heizkörper. Mittels induziertem Strom wird die Heizflüssigkeit erhitzt. Die entstandene Wärme wird an die Umgebungsluft abgegeben und erwärmt so die Wohnung.

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Ein großes Budget ist ebenso wenig nötig wie eine aufwendige Installation. Bereits ab 100 Euro sind im Netz von Verbrauchern und Experten gelobte Modelle zu finden. In der Wohnung sind die Radiatoren dann mobil je nach Bedarf verwendbar. Einzige Voraussetzung ist eine Steckdose. Der Trumpf von Konvektionsheizungen gegenüber herkömmlichen Heizsystem ist die Geschwindigkeit, mit der sich Räume erwärmen lassen. Je nach Zimmergröße ist der Effekt innerhalb von Minuten zu spüren.

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Infrarotheizung: Mikrowelle fürs Zimmer

Anders als bei der Konvektionsmethode erhitzt die Infrarotheizung nicht die Umgebungsluft, sondern sendet Wärmewellen aus, die ähnlich wie eine Mikrowelle, Gegenstände erwärmen. Von dort geht die Wärme auf die Raumluft über. Der gewünschte Effekt stellt sich sogar noch schneller ein als bei Elektroradiatoren. Dass die Luft dabei nicht austrocknet, ist ebenso ein Vorteil wie die längere Haltbarkeit der produzierten Wärme.

Dafür kosten leistungsfähige Infrarotheizungen mehr als ihr Pendant. Der Teufel steckt aber im Detail, denn oft kommen beide Heizmodelle in Exemplaren zur Verwendung, die als Infrarotheizung angepriesen wurden. In der Vergangenheit machten daher viele Produzenten ein Geschäft daraus, Radiatoren als Infrarotheizungen zu verkaufen. 2021 reagierte das Deutsche Institut für Normung (DIN) und legte den Mindestanteil der durch Infrarotwellen erzeugten Wärme auf 40 Prozent fest. Noch sicherer aufgehoben sind Verbraucher mit einem Gerät, das von der IG Infrarot zertifiziert wurde.

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Sonderfall Nachtspeicherheizung: Aus der Mottenkiste

Wachsender Beliebtheit erfreut sich mittlerweile auch wieder die Nachtspeicherheizung. In den 1950er-Jahren wurde dieses Heizmodell flächendeckend in der jungen Bundesrepublik verbaut. Damals galt der Wechsel von Kohle, Holz und Öl zu Strom als saubere Innovation. Noch während der Nacht wurde Strom in Wärmeenergie umgewandelt und bei mehreren Hundert Grad Celsius in Speicherkern-Steinen konserviert. Tagsüber wurde die Wärme dann in den Heizkörpern verteilt.

Entwickelt wurde die Methode nicht zuvorderst, um das Stromnetz von dreckigen Energiequellen zu entkoppeln, sondern wegen der damaligen Tag-Nacht-Diskrepanz in Puncto Stromverbrauch. Die flächendeckende Installation von Nachtspeicherheizungen verhinderte, das Kraftwerke über Nacht zu weit heruntergefahren werden mussten und sicherten so die Stabilität des Stromnetzes. In den 70er-Jahren verlor die Nachtspeicherheizung an Lobby und wurde von der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung eingemottet, nur um vier Jahre später aus der Mottenkiste geholt zu werden. Lukrativ wird die Technologie wieder, wegen der Windenergie. Die bläst an sturmreichen Nächten nämlich derart viel Strom ins Netz, dass ein Überlastungskollaps kein ausgeschlossenes Szenario mehr ist.

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Vorteile Elektroheizung

Viele Pluspunkte fürs elektrische Heizen liegen auf der Hand. Die meist günstige Anschaffung etwa, oder dass zur Installation keine Handwerker erforderlich sind, sondern nur eine funktionierende Steckdose. Dank der Mobilität und einfachen Handhabbarkeit können Räume in Minutenschnelle auf eine angenehme Temperatur gebracht werden. Dabei sind keine Speicher für Öl, Gas oder Pellets nötig, die Energie kommt schließlich aus der Steckdose. Da im Haus keine aufwendige Infrastruktur geschaffen werden muss, fallen in rein elektrisch beheizten Haushalten auch keine Wartungskosten an.

Nachteile Elektroheizung

Elektroheizungen können konventionelle Heizsysteme nicht ersetzen. Schon bevor der Strompreis in eine Aufwärtsspirale geriet, gab es kein Modell, in dem sich ein Elektroheizung als primäres Heizsystem finanziell lohnt. Hohe Betriebskosten sind also der "Deal Breaker". Fatal wirkt sich der geringe Wirkungsgrad aus. Während Öl, Gas und Holz in der Regel im häuslichen Speicher untergebracht sind, wird Strom in der Regel über große Distanzen transportiert. Dadurch ergeben sich kostspielige Transmissionsverluste. Von der eigenen Photovoltaik-Anlage versorgt, würde der Nachteil ausgemerzt, doch bedarf es bei strahlendem Sonnenschein selten zusätzlicher Beheizung.

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Zuguterletzt lassen es Elektroheizungen auch an Effizienz mangeln. Räume können zwar schnell und zielgenau erhitzt werden. Um ein Zimmer oder sogar einen ganzen Haushalt mit Wärme zu versorgen, wird aber zu viel Energie verbraucht.

Wann und wo macht eine Elektroheizung Sinn?

Am besten versteht man Elektroheizungen als Ergänzung zu herkömmlichen Technologien. Vor allem in Übergangszeiten zeigt sich ihr Wert. Wenn im Frühling die Temperaturen wieder klettern und die Zentralheizung ausgeschaltet ist, kann eine Elektroheizung genau dort für Wärme sorgen, wo sie gebraucht wird, am Arbeitsplatz, im Badezimmer oder vor dem TV-Gerät.

Damit private Verbraucher vor weiteren Preissprüngen auf dem Strommarkt für 2023 geschützt sind, hat die Ampel-Koalition die Strompreisbremse verabschiedet. Wer sich davon ermutigt fühlt, nun ergänzend eine Elektroheizung anzuschaffen, sollte das aber gut durchdenken. Den Verbauch einer energetisch ineffizienten Elektrokheizung müssten Verbraucher mit einem nicht geschützten Strompreis bezahlen.