Berlin. Auf dem Meeresgrund liegen Millionen von Schiffswracks. Diese legendären Schiffe konnten nach Jahrhunderten wiedergefunden werden.

Das berühmteste Schiffswrack der Welt, die Titanic, kennt spätestens seit dem nach ihr benannten Film von James Cameron nahezu jeder. Doch auch zahllose andere Schiffe liegen auf dem Meeresgrund. Nicht immer sind ihre Geschichten bekannt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis zu drei Millionen Schiffe in den Meeren und Ozeanen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Lesen Sie hier von fünf weniger bekannten, aber dennoch beeindruckenden Wracks.

Schiffswracks auf dem Meeresgrund: H.M.S. Erebus und H.M.S. Terror

Die Schiffsnamen klingen wie eine dunkle Vorahnung: Die Erebus, benannt nach dem griechischen Gott der Finsternis, und die Terror machten sich 1845 auf eine verhängnisvolle Expedition in die Arktis auf. Die Regionen, die Polarforscher im 19. Jahrhundert bereisten, waren lebensfeindlich, ihre Küsten unbekannt. Mangelernährung, Kälte, Eisbären und vor allem Einsamkeit waren eine konstante Gefahr für die Mannschaften.

Als Großbritannien die sogenannte Franklin-Expedition ausrüstete, um die prestigeträchtige Nord-West-Passage zu finden, glaubte man sich gut vorbereitet. Mehr als 130 Männer stachen auf den Schwesternschiffen Erebus und Terror im Jahr 1845 in See. Doch die Schiffe kehrten nie in ihren Heimathafen zurück. Lesen Sie auch: Palast unter Wasser – Die spektakulärsten Orte am Meeresboden

Die britische Öffentlichkeit war geschockt. Mehrere Rettungsexpeditionen versuchten Überlebende, oder wenigsten menschliche Überreste zu finden. Als gesichert gilt, dass die Mannschaften im Packeis so lang festsaßen, bis die Besatzung versuchte per "Landweg" über das Eis das rettende kanadische Festland zu erreichen. Auf dem Weg häuften sich Fälle von Kannibalismus, als die Männer mit Hunger und Mangelernährung kämpften. Erst im Jahr 2014 konnte das Wrack der Erebus und im Jahr 2016 das der Terror lokalisiert werden.

Taucher am Wrack der Erebus im Polarmeer
Taucher am Wrack der Erebus im Polarmeer © Imago / Eibner Europe

Endurance: Schiffswrack nahe der Antarktis

Dass die kalten Erdpole auch im 20. Jahrhundert nicht einfach zu bezwingen sind, musste die Mannschaft des Forschungsschiffes Endurance um den Polarforscher Ernest Shackleton feststellen. Ihr Schiff wurde 1915 vor der Antarktis von Packeis eingeschlossen. Ursprünglich war die Gruppe aufgebrochen, um als erste die Antarktis zu durchqueren. Doch bald ging es um ihr Überleben.

Die Crew ließ ihr Schiff im Eis zurück und trat eine Odyssee über das Packeis und die antarktischen Inseln an. Fast neun Monate lang kämpften sich die Männer mit begrenztem Proviant zur nächsten Walfangstation. Wie durch ein Wunder überlebten alle Besatzungsmitglieder – nicht zuletzt auch durch die Führung von Ernest Shackleton.

Während alle Männer gerettet wurden, blieb ihr Schiff über 100 Jahre lang verschollen. Erst im Jahr 2022 konnte eine britische Expedition die Endurance in 3.000 Meter Tiefe verorten. Hier lag es vollkommen intakt und gut erhalten 1.000 Kilometer westlich von der Position, an der es eigentlich eingeschlossen wurden. Und dort dürfte es künftig auch bleiben. Denn laut sogenanntem Antarktis-Vertrag ist das Schiff als historische Stätte geschützt und darf nicht geborgen werden. Lesen Sie auch: Kontroverse neue Studie – Warum schmilzt die Arktis?

Dampfschiff im Sojafeld: Die Geschichte der Sultana

Das Dampfschiff Sultana war voll beladen, als es am 27. April 1865 dem Flusslauf des Mississippis folgte. Der amerikanische Bürgerkrieg war erst seit ein paar Tagen vorbei und auf dem Schiff waren über 2.000 Soldaten des Nordens, die auf dem Weg in die Heimat waren. Ausgelegt war das Schiff jedoch für nur 376 Personen.

Die Überladung und die starke Strömung des Flusses durch das Frühlingstauwetter bereiteten dem gerade erst notdürftig reparierten Dampfkessel große Schwierigkeiten. Kurz nachdem der Dampfer abgelegt hatte, explodierte der Kessel und riss Hunderte sofort in den Tod. Das anschließende Feuer drängte die Überlebenden in den Fluss, wo die meisten ertranken.

Die Sultana war mit 2.000 Menschen heillos überladen, als sie sank.
Die Sultana war mit 2.000 Menschen heillos überladen, als sie sank. © Wikimedia Commons / Library of Congress

Forscher vermuten, dass rund 1.200 der Passagiere bei dem Unglück starben. Es gilt damit als tödlichste Schiffsunglück in der US-Geschichte. Das Wrack der Sultana wurde nicht im Flussbett, sondern 10 Meter unter einem Sojabohnenfeld gefunden. Weil der Fluss nach dem Unglück seinen Verlauf verschob, liegt das Wrack heute 3 Kilometer vom Mississippi entfernt.

Berühmtdes Piratenschiff auf dem Meeresgrund: Das Wrack der Merchant Jamaica

Er war einer der berüchtigsten Piraten und Freibeuter überhaupt: Der Engländer Sir Henry Morgan trieb mit inoffizieller Genehmigung der englischen Krone in den karibischen Gewässern sein Unwesen. Im 17. Jahrhundert kämpfte er gegen die spanischen Kolonien in Amerika und baute sich ein Piratenreich auf.

Unter anderem überfiel er 1671 die Stadt Panama. Zusammen mit 36 anderen Piratenschiffen plünderte und brannte er die Stadt nieder. Außerdem soll er zahlreiche Schätze auf karibischen Inseln vergraben haben. Eines seiner Schiffe, die Merchant Jamaica, sank voll beladen vor der Küste Haitis bei einem Sturm. Insgesamt 350 Jahren war sie verschollen.

Der Pirat Henry Morgan häufte Unmengen von Schätzen an – auch auf seinem Schiff
Der Pirat Henry Morgan häufte Unmengen von Schätzen an – auch auf seinem Schiff "Jamaica Merchant". © Wikimedia Commons

Erst 2001 konnte ein internationales Forscherteam das mutmaßliche Wrack in der Karibik lokalisieren. Die Bewaffnung und die Größe lassen mit großer Wahrscheinlichkeit auf Morgans Piratenschiff schließen. Das Forschungsteam entdeckte viele wertvolle Gegenstände und Kunstwerke in der Umgebung. Lesen Sie auch: Überraschende Entdeckung nahe den Überresten der "Titanic"

Die Flotte von Kublai Khan

Es war wohl eine der größten Invasionsflotte aller Zeiten: Mehr als 100.000 Soldaten versammelte der mongolische Kaiser Kublai Khan, um die japanischen Inseln für das mongolische Reich zu erobern, zu dem auch China und Korea gehörten. Nach einem ersten gescheiterten Versuch sollte die neue Invasionsflotte 1281 endlich die Japaner zu Untertanen machen.

Singapur: Jahrhundertealte Schiffswracks gefunden

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    Doch es kam anders. Starke Stürme zerstörten einen Großteil der Flotte auf ihrem Weg nach Japan. Dieses Wunder bezeichneten die dankbaren Japaner als "göttliche Winde" oder auch "Kamikaze". Der gleichnamige Selbstmordangriff japanischer Piloten im Zweiten Weltkrieg nimmt auf diese Stürme Bezug.

    Seit den 1980er Jahren finden Forscherteams vermehrt Überreste dieser einst mächtigen Flotte. Einzelne Schiffsteile und Waffen zeugen von der Fortschrittlichkeit der mongolischen Schiffsbaukunst, die ihrem damaligen europäischen Gegenstück überlegen gewesen sein soll. Lesen Sie auch: Titanic-Studie – Passte Leonardo DiCaprio doch auf die Tür?