Berlin. Die Technikleitmesse CES in Las Vegas beginnt. Metaverse-Welten, autonomes Fahren und Smarthome: Was für Verbraucher bald wichtig wird.

Was steht im Bad, leuchtet im Dunkeln bunt und antwortet auf schlaue Fragen? Richtig, eine smarte Toilette. Vor vier Jahren präsentierte Hersteller Kohler auf der Technikmesse CES mit dem Numi 2.0 diese kuriose Neuerung für all jene, die es auf dem stillen Örtchen nicht immer still haben möchten und die selbst ihr WC ins Smarthome einbinden wollen.

Seit Kurzem ist die smarte Schüssel mit Sitzheizung und Alexa-Sprachsteuerung nun tatsächlich auf dem Markt – für schlappe 11.500 Dollar. Heißt: Manchmal dauert es Jahre, bis es ein Produkt von der CES in den Handel schafft – zahlreiche Prototypen werden vorher eingestampft.

CES 2023: Das sind die Trends der Technikmesse

Bis Sonntag treffen sich in Las Vegas (Nevada) über 3100 teilnehmende Unternehmen auf der Technikleitmesse CES, um einen Vorgeschmack zu bieten, was 2023 und darüber hinaus an Neuerungen zu erwarten ist. Die Veranstalter wollen endlich wieder an Vor-Corona-Zeiten anknüpfen: „Wir erwarten rund 100.000 Besucher“, hatte Veranstalterchef Gary Shapiro im Vorfeld als Ziel gesetzt. Nach einer coronabedingt reinen Digitalveranstaltung 2021 und nur 40.000 Fachbesuchern im Vorjahr wäre das eine Annäherung an die über 170.000 Fachbesucher 2020.

Unter den Herstellern, darunter deutsche Firmen und viele Start-ups aus Europa, tummeln sich auch die Schwergewichte wie Microsoft, Google und Amazon. Apple fehlt erneut, man setzt dort weiterhin auf eigene Events. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Trends der US-Technikmesse:

VR und AR: Neue Brillen fürs Metaverse

Abtauchen in Spielewelten: Sonys Brille Playstation VR2 erzeugt zusammen mit der Konsole ein Mittendrin-Gefühl.
Abtauchen in Spielewelten: Sonys Brille Playstation VR2 erzeugt zusammen mit der Konsole ein Mittendrin-Gefühl. © dpa | John Locher

Vom Sammelbegriff Metaverse sprechen Experten, wenn sie einen digitalen Lebens- und Arbeitsraum meinen, in dem Technologien wie virtuelle und erweiterte Realität (VR und AR) zum Einsatz kommen. Voraussetzung für den Eintritt in die virtuellen Welten werden bis auf Weiteres spezielle Hightech-Brillen sein, mit denen Nutzerinnen und Nutzer 3D-Räume durchwandern und Avatare anderer Nutzer treffen können.

Für die CES haben mehrere Hersteller neue Generationen dieser Headset-Modelle angekündigt, darunter HTC. Metaverse-Vorreiter Mark Zuckerberg und dessen Konzern Meta soll ausgewählte Gäste sein neuestes Modell Meta Quest 3 (Marktstart nicht vor Herbst) ausprobieren lassen. Kritiker sehen das Metaverse noch in den Kinderschuhen.

Sony hat Donnerstagnacht deutscher Zeit eine Vorschau auf die Mitte Februar erscheinende PSVR2 gegeben: eine VR-Brille samt Bewegungscontroller, mit der Besitzer einer Playstation 5 Spiele mit virtuellem Rundumblick erleben können (rund 600 Euro).

Fernseher: QD-OLED ist die Zukunft

Neben namhaften PC-Herstellern wie Lenovo, Asus, Dell oder HP sowie großen Zulieferern wie Intel, AMD oder Nvidia sind traditionell auch die großen TV- und Bildschirmhersteller in Las Vegas vertreten. Samsung, LG, Sony oder Panasonic stellen ihre neuesten Fernseher vor.

Für ein noch knackigeres Bild setzen einige Hersteller künftig auf sogenannte QD-OLED-Technologie – eine Mischung aus der derzeit überlegenen OLED-Technik (satte Schwarzwerte, hohe Kontraste, intensive Farben) und der Technologie Quantum Dot (QD). Die künftigen Bildschirme sollen alle OLED-Vorteile liefern und dabei heller und bald auch noch stromsparender sein. Neben Erfinder Samsung sollen 2023 auch Sony und Philips die hochpreisigen Modelle ins Programm nehmen.

Sprechen mit dem selbstfahrenden E-Auto

Die einstige reine Technikmesse CES mausert sich seit Jahren zunehmend auch zur Automesse mit eigener Halle.

Sony hat in Zusammenarbeit mit Honda einen futuristisch anmutenden Prototyp eines vernetzten Elektroautos namens Afeela vorgestellt. An der Front sitzt eine LED-Leiste, die Informationen wie den Akkuladestand darstellen kann. Klassische Seitenspiegel sucht man vergeblich. Stattdessen sollen 45 Kameras und Sensoren für Überblick und teils autonomes Fahren sorgen. Das Armaturenbrett besteht komplett aus Bildschirmen und dient auch der Unterhaltung. Der Afeela soll aber erst im Frühjahr 2026 erscheinen.

Mit dem Prototyp Afeela stellten Sony und Honda auf der CES ein E-Auto für 2026 vor. Anstelle der herkömmlichen Außenspiegel sitzen Kameras.
Mit dem Prototyp Afeela stellten Sony und Honda auf der CES ein E-Auto für 2026 vor. Anstelle der herkömmlichen Außenspiegel sitzen Kameras. © Getty Images via AFP | Alex Wong

Praktisch alle großen deutschen Automarken fahren ebenfalls in Las Vegas vor. Mercedes-Benz stellt neue Pläne rund ums Elektroauto vor. Neben VW zeigt auch BMW ein digital aufgerüstetes E-Auto. Der Autobauer aus Bayern hat zusammen mit Spieleentwickler Epic Games mit „Mixed Reality“ eine Mischung aus realem Fahren und virtueller Umgebung dank VR-Brille auf dem Kopf entworfen. Mit VR-Brille auf dem Kopf sollen Fahrer am echten Steuer Hindernissen ausweichen und Münzen sammeln können.

Rund um die Messehallen zeigen zudem einige Firmen, wie ausgereift und sicher selbstfahrende Autos inzwischen sein sollen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Neben stärkeren E-Auto-Akkus und Entertainment im Fahrzeug wird auch die Steuerung via Sprache immer wichtiger, wie der Branchenverband Bitkom berichtet. „Die Automobilhersteller haben die Sprachsteuerung in Fahrzeugen in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut“, sagt Sebastian Klöß, Bitkom-Experte für Consumer Technology in einer Mitteilung. Fast die Hälfte (47 Prozent) erteilt dem eigenen Pkw Sprachbefehle, so eine Bitkom-Umfrage – etwa, um das Navigationsgerät anzuleiten, Musik abzuspielen oder Nachrichten vorlesen zu lassen; ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Haushaltsgeräte mit Bildschirm im Smarthome

Geht es nach den Herstellern von Haushaltsgeräten, werden Verbraucher ihren neuen Kühlschrank und Backofen ganz selbstverständlich mit dem Internet verbinden, darüber Lebensmittel bestellen und Bilder aus dem Garraum auf Instagram und Co. teilen. Samsung zeigt auf der CES den Kühlschrank Bespoke Refrigerator Family Hub Plus mit 32-Zoll-Bildschirm. Darauf können Besitzer Kochvideos schauen, Familienfotos platzieren oder per Fingerdruck ihre Rollläden und Musikboxen im Smarthome steuern.

Samsungs vernetzte Kühlschränke besitzen einen Bildschirm für Nachrichten, Videos oder Fotos.
Samsungs vernetzte Kühlschränke besitzen einen Bildschirm für Nachrichten, Videos oder Fotos. © AFP | PATRICK T. FALLON

Smartphones, Tablets und Smartwatches spielen auf der CES traditionell höchstens am Rande eine Rolle. Schauplatz dafür ist auch in diesem Jahr der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, der am 27. Februar seine Tore öffnet.