Berlin. Stromfresser im Haushalt sorgen für hohen Verbrauch. So errechnen Sie, ob sich der Austausch von ihrem alten TV und Trockner lohnt.

Strom wird immer teurer – aber niemand verzichtet deshalb auf Waschmaschine, Kühlschrank, Computer oder Fernseher. Um Kosten zu sparen, bleibt also nur, die Stromfresser auszumustern und durch effizientere Geräte zu ersetzen. Das Problem dabei: Auch die Neuanschaffung kostet Geld.

Zwei Faustregeln helfen beim Sparen. Faustregel 1: Je älter Elek­tro- und Elektronikgeräte sind, desto höher ist der Verbrauch. Beispiel Kühl- und Gefrierschränke: Die Geräte halten oft 15, 20 oder mehr Jahre. Wer einen solchen Oldie hat, zieht aber sehr viel mehr Strom als mit einem neuen Modell – und das rund um die Uhr an 365 Tagen.

Stromfesser im Haushalt: Austausch kann schnell 200 Euro im Jahr sparen

Wie groß der Unterschied ist, zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Demnach benötigen die effizientesten Kühlschränke mit Gefrierteil (165 Liter) aus dem Baujahr 2020 rund ein Drittel weniger Energie als die effizientesten Geräte aus dem Jahr 2010.

Laut Stiftung Warentest lassen sich durch einen Austausch bis zu 200 Euro jährlich sparen. Aber Achtung: Doppelt so teuer wird es, wenn der alte Kühlschrank als Zweitgerät genutzt oder vergessen wird, ihn nach der Grillfete auszuschalten.

A bis G: Welche Energie-Effizienzklassen gibt es?

Nicht täuschen lassen sollte man sich von dem EU-Energieetikett auf alten Geräten. Bis März 2021 war „A+++“ die beste Klasse. Diese Geräte würden nach heutigen Maßstäben nur noch in die Klasse „C“ bis „E“ eingestuft, berichtet das Klimaschutzportal CO2-Online. Für neue Geräte sind die Einstufungen „A“ bis „G“ vorgesehen. Eine Ausnahme: Bei Wäschetrocknern gibt es auch heute noch die „A+++“-Klasse im Handel.

Ein Stromfresser, an den viele nicht denken, ist die Heizungspumpe. Ältere Pumpen verursachen der Verbraucherzentrale zufolge immerhin rund zehn Prozent des durchschnittlichen Stromverbrauchs im Haushalt. Die Ersparnis durch Einbau einer modernen Pumpe: bis zu 120 Euro im Jahr.

Faustregel 2: Die Größe des Geräts sollte den Bedarf nicht übersteigen. Hier schlummert ein erhebliches Sparpotenzial. „Die Haushalte in Deutschland werden im Schnitt immer kleiner, aber der Trend geht zu immer größeren Geräten. Viele Leute übersehen, dass sich das auf den Stromverbrauch auswirkt“, sagt Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Beispiel Waschmaschine: Das Freiburger Ökoinstitut empfiehlt den Kauf der kleinsten Maschine, die für die anfallende Menge an Wäsche gerade noch reicht. Im Handel sind heute aber Maschinen mit 7- oder 8-Kilo-Trommel der Standard anstelle der früher üblichen 5-Kilo-Trommel. Läuft die Maschine zweimal halb befüllt, koste das 120 bis 170 Prozent des Stroms bei einmaliger voller Befüllung.

Fernseher: Warum die Effizienzklasse trügen kann

Das Problem zeigt sich besonders auch bei Fernsehern, die eine immer größere Bildschirm-Diagonale haben. Das Tückische daran: Riesige TV-Geräte können die EU-Bestklasse „A“ erreichen, obwohl sie weit mehr Strom schlucken als kleinere Fernseher. Deshalb sollte beim Kauf auf den genauen Verbrauch in Kilowattstunden (kWh) statt nur auf die Effizienzklasse geachtet werden.

Stromfresser im Haushalt können unerkannt die Stromrechnung enorm in die Höhe treiben.
Stromfresser im Haushalt können unerkannt die Stromrechnung enorm in die Höhe treiben. © iStock | istock

Stromverbrauch zuhause selbst ermitteln: So geht man vor

Wie gehe ich konkret vor? Angaben über die durchschnittlichen Stromkosten neuer und alter Geräte helfen dem einzelnen Haushalt nur bedingt. Die Verbraucherzen­tralen raten daher, zunächst den Verbrauch der eigenen Endgeräte mit einem Strommessgerät zu ermitteln. Dazu wird das Messgerät zwischen Steckdose und das jeweilige Endgerät geschaltet. Durch einen Vergleich mit dem Verbrauch eines effizienten Neugeräts ergibt sich die erzielbare Ersparnis bei den Stromkosten.

So lässt sich auch ausrechnen, wie lange es dauert, bis die Anschaffungskosten für das neue Gerät wieder hereingeholt sind. Ein einfaches Beispiel: Verbraucht ein neuer Wäschetrockner 1 kWh weniger Strom am Tag als das Altgerät, ergibt das bei einem angenommenen Strompreis von 40 Cent je kWh eine Ersparnis von 146 Euro im Jahr (365 mal 40 Cent) oder 730 Euro in fünf Jahren. Nach dieser Zeit hat der Haushalt das Geld für ein 730 Euro teures Neugerät wieder hereingeholt und das Sparen beginnt. Viele zahlen jetzt schon mehr als 40 Cent für die Kilowattstunde, sodass die Zeitspanne kürzer ist.

Wichtig ist, wie viele Stunden am Tag ein Gerät genutzt wird

Strommessgeräte gibt es ab rund 15 Euro im Handel. Sie können aber auch bei Verbraucherzentralen, Energieversorgern und Bibliotheken ausgeliehen werden. Die Verleihstellen in Bibliotheken sind unter www.no-energy.de zu finden. Das Messgerät ermittelt die Leistung des Endgeräts in Watt. Der Watt-Vergleichswert neuer Geräte steht in der Betriebsanleitung.

Einkalkuliert werden muss die Zeitdauer der Nutzung eines Geräts. Die Rechnung geht so:

  • Die Leistung in Watt wird mit der Stundenzahl multipliziert, um zu den Wattstunden (Wh) sowie den Kilowattstunden (Wh geteilt durch 1000) zu kommen.
  • Die Stromkosten ergeben sich dann durch Multiplikation der kWh mit dem Strompreis des eigenen Versorgers.

Ein Beispiel zum Sparen beim PC: Läuft ein 300-Watt-Gaming-Computer acht Stunden am Tag (2920 Stunden im Jahr), kostet das 876 kWh oder rund 350 Euro im Jahr bei einem Strompreis von 40 Cent je kWh.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums kommt ein normal ausgestatteter Desktop-PC aber bereits mit 60 Watt und ein Laptop sogar mit nur 20 Watt aus. Bei gleicher Laufzeit verringern sich die Stromkosten somit von 350 Euro auf rund 70 Euro (Desktop-PC) oder sogar rund 23 Euro (Laptop).

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.