Berlin. Nur ein Drittel der Testsieger von Stiftung Warentest erhalten auch Bestnoten bei den Amazon-Kundenbewertungen. Wer liegt nun richtig?

Verbraucherschützer und Kunden kommen oft zu ganz unterschiedlichen Produktbewertungen. Das haben Wissenschaftler der Tech­nischen Universität Dort­mund herausgefunden, berichtet die Stiftung in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift „test“. Die Forscher hatten den Angaben zufolge Bewertungen für 1322 Smartphones, Kopf­hörer oder Toaster verglichen. Diese waren in den Jahren 2014 bis 2017 von der Stiftung Warentest geprüft worden und hatten zudem beim Online-Händler Amazon Rezensionen erhalten.

In nur knapp einem Drittel der Fälle war den Angaben zufolge der Testsieger von Stiftung Warentest auch das Produkt mit der besten Amazon-Bewertung. „Die Macher der Studie kommen zu dem Schluss, dass sich Sterne-Bewertungen von Amazon nicht gut eignen, um die Qualität eines Produkts einzuschätzen“, berichtet Stiftung Warentest.

Die Verbraucherschützer teilen dieses Urteil und nennen dafür mehrere Gründe: Die Amazon-Bewertungen kämen oft aus dem Bauch heraus, die Produkttests der Stiftung folgten wissenschaftlichen Kriterien. Zudem könnten Laien manche Eigenschaften der Produkt­e gar nicht selbst prüfen, weil Expertise fehlte oder auch das Labor.

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    Kundenbewertungen sollten quergelesen werden

    Nützliche Hinweise liefern Kundenkritiken den Warentestern zufolge dennoch – etwa zur Alltags­tauglich­keit der Produkte. „Wir raten, sich nicht von den ange­zeigten Sternen blenden zu lassen.“ Das könne daneben­gehen, wie der Fall eines Toasters gezeigt habe. Dieser sei zum Zeit­punkt der Recherche von 442 Amazon-Kunden mit vier Sternen bewertet worden. „Unter den Rezensionen sind 56 mit nur einem Stern, sie enthalten Kritik­punkte wie ,kaputt‘ oder ,nach einem Monat defekt‘. 19 weitere unzufriedene Rezensenten vergeben zwei Sterne. 75 von 442 Käufern sind also vom Gerät enttäuscht, dennoch erhält es vier Sterne“, heißt es im Bericht.

    Stiftung Warentest rät generell, die Kundenbewertungen im Netz querzulesen und nach gleichlautenden Mängeln oder Schlagworten wie „kaputt“ zu durchsuchen. Vorsicht sei auch bei besonders langen Bewertungen geboten. „Bezahlte Rezensenten schildern die Ware gern ausführ­lich“, heißt es. (kai)