Los Angeles. Auf der Autoshow in Los Angeles bleibt die große Welle an Neuheiten zwar aus, ein paar interessante Fahrzeuge sind dennoch zu sehen.

Mit knapp 18 Millionen Einwohnern gehört die Metropolregion Los Angeles zu den größten der Welt. Die Auto Show (bis 9. Dezember) zählt allerdings eher zu den überschaubareren Messen – zumindest neben Größen wie dem Pariser Autosalon oder der IAA in Frankfurt. Wären viele Neuheiten morgens nicht noch abgedeckt, man könnte den Besuch in relativ kurzer Zeit abhaken. Doch ein paar Gründe, etwas mehr Zeit auf dem Messegelände zu verbringen, gibt es dann doch.

Dieses Jahr spielen vor allem Sportwagen eine große Rolle an der Westküste. Auch, wenn Exoten wie Lamborghini, Ferrari oder Aston Martin völlig fehlen. Allen voran zeigt Porsche mit dem 911 der Generation 992, wie man eine Ikone behutsam weiterentwickelt und sich trotzdem nicht der Zukunft verschließt. Der 992 kommt mit einem sehr modernen Infotainment-System samt großem Touchscreen und kann mit deutlich mehr Assistenzsystemen ausgestattet werden als bisher.

Wem der normale Elfer zu gewöhnlich ist, der kann – falls das nötige Kleingeld vorhanden ist – einen der 200 GT2 RS Clubsport ordern, den die Stuttgarter in L.A. überraschend vorgestellt haben. Der Clubsport kommt ohne Straßenzulassung und ist ein Rennwagen, der sich keinem Reglement beugen muss – gigantischer Heckflügel inklusive.

Das BMW Cabrio der 8er-Baureihe steht erstmals vor großem Publikum

Mit einem Fokus auf die Rennstrecke stellt Mercedes den AMG ­GT-R Pro vor, eine nachgeschärfte Version des zweitürigen Sportwagens, der sich besonders bei Trackdays wohlfühlen soll. Deutlich entspannter dürfte es in der Messepremiere von BMW zugehen: Das Cabrio der 8er-Baureihe steht in Los Angeles erstmals vor großem Publikum und ist neben dem Coupé die zweite von drei vorgestellten Karosserievarianten des 8er. Das finale Puzzle-Stück in Form des Grand Coupé wird in Genf 2019 erwartet.

Auch bei Audi hatten die anwesenden Journalisten mit einer Sportversion gerechnet – etwa in Form des S7 oder des SQ8. Stattdessen zogen die ­Ingolstädter das Tuch von der sehr ­gelungenen Studie e-tron GT, dem ­direkten Verwandten des Porsche Taycan.

Der viertürige Elektrosportler ist optisch auf jeden Fall ein Gewinn und dürfte auch dank 434 kW/590 PS kaum Boden auf den Taycan verlieren. Wann der Elektro-GT mit einer Reichweite von über 400 Kilometern in Serie geht, ist noch offen, wahrscheinlich aber erst 2021.

Porsche zeigt den 911.
Porsche zeigt den 911. © sps | SPS

Weniger glamourös geht es auf dem Messestand von VW zu. Hier ist neben dem bereits auf der IAA Nutzfahrzeuge gezeigten I.D. Buzz (in neuer, motorsportorientierter Folierung) lediglich die Abschiedsversion des Beetle Cabrio zu sehen, das die Wolfsburger in Deutschland schon haben verschwinden lassen.

Der Berg an elektrischen Studien flacht langsam ab

Doch auch, wenn die deutschen Hersteller dieses Jahr ein paar bedeutende Premieren in Los Angeles feiern können, darf man die Marken aus Amerika und Asien nicht vergessen. Jeep hat die sehnlichst erwartete Pick-up-Variante des Wrangler mit dem kämpferischen Namen „Gladiator“ enthüllt, Lincoln das SUV Aviator im Gepäck.

Beide kommen nicht nach Europa. Ford und GM halten sich mit Premieren zurück und zeigen lediglich bereits Bekanntes wie den Mustang Bullit oder die Corvette ZR1 von Chevrolet. Außerdem auf den Messeständen: jede Menge Pick-ups, die sich in den USA weiterhin größter Beliebtheit erfreuen.

Wer sich für japanische Fahrzeuge interessiert, wird in Los Angeles nicht am Nissan-Stand vorbeikommen. Hier gibt es neben dem neuen Murano auch den Maxima zu sehen. Mazda hat außerdem bereits am Vorabend den neuen Mazda3 enthüllt, der in Los Angeles mit fünf Türen sowie als Limousine zu sehen ist und mit einem gelungenen Design glänzt.

Im Keller der Messe verstecken sich wilde Tuning-Umbauten

Bei Kia wird der neue Soul vorgestellt, der optisch etwas gefälliger wirkt als bisher und nur noch elektrisch angetrieben offeriert wird. Die SUV-Welle reitet Toyota mit dem neuen Rav4, der sich der Formensprache des CH-R anpasst und deutlich schärfer gezeichnet ist als bisher. Skurril: ein Toyota Tundra, auf dessen Ladefläche eine komplette Pizza-Hut-Produktion sitzt – vom Ofen bis zum automatischen Pizzaschneider.

Aller Sportwagen und hubraumstarken Trucks zum Trotz ist neben Tesla auch Rivian in Los Angeles vertreten. Der Newcomer zeigt ein klassisches Siebensitzer-SUV sowie einen kantigen Pick-up – beide mit Elektromotor. Neben beeindruckenden Performance-Werten mit bis zu 522 kW/710 PS wollen die Amerikaner auch mit einer großen Reichweite von maximal 640 Kilometern punkten.

Große Premierenflut ausgeblieben

Will man das Gesehene auf der wichtigsten Automesse der Westküste zusammenfassen, kommt man nicht umhin festzustellen, dass die große Premierenflut ausgeblieben ist. Außerdem flacht der Berg an elektrischen Studien langsam ab, Audi und Rivian bilden hier die Ausnahme.

Passend zum Lifestyle der Millionenstadt ist auch auf der Messe dieses Jahr eher „easy going“ angesagt, ohne dabei groß etwas verändern zu wollen. Außer, man steht auf die wilden Tuning-Umbauten, die sich im Keller der Messe verstecken. Hier gibt es alles: vom Widebody-Lamborghini bis zum 90 Zentimeter höhergelegten Escalade.