Erfurt. Fortnite Battle Royale spielen 200 Millionen Videospiel-Fans – darunter viele Kinder. Wir klären, was Eltern zum Spiel wissen müssen.

Das kostenlose Videospiel Fortnite Battle Royale aus dem Spielestudio Epic Games hat in nicht mal einem Jahr einen Bekanntheitsgrad erreicht, von dem Entwickler anderer Spieletitel nur träumen können. Weltweit sind derzeit etwa 200 Millionen Spieler registriert, mehr Menschen als in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden wohnen. Hierzulande sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die das kunterbunte Ballerspiel zocken.

Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Fortnite Battle Royale ist ein Ballerspiel mit Bau-Elementen. Pro Runde treten im beliebtesten Modus 100 Spieler mit verschiedensten Waffen gegeneinander an und bauen Verstecke und Hindernisse, um ihre Gegner in die Irre zu führen. Wer am Ende übrig bleibt, hat gewonnen.

Ein kleiner Krieg mit Wohlfühlfaktor: Der quietschbunte Comic-Look entschärft die Gewalt, nie fließt Blut, besiegte Spieler verpuffen im virtuellen Nichts. Ein Spieler gewinnt, während 99 andere verlieren – und in der nächsten Runde ist wieder alles möglich.

Fortnite Battle Royale ist auf allen Plattformen spielbar

Besonders dabei ist, dass Spieler aller Plattformen fast ohne Einschränkungen gegeneinander antreten können, egal ob sie am Computer, an der Konsole oder auf dem Handy spielen. Ansprechend ist das gerade für die jüngeren Spieler, die so mit Freunden zusammen spielen können, unabhängig davon, welche Technik im Kinderzimmer steht.

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    Auch die Idole der Szene sind vergleichsweise jung. Im April machte der damals 13-jährige Brite Kyle Jackson Schlagzeilen, als er als einer der besten Spieler weltweit einen Vertrag im Profi-Gaming-Team Secret Fortnite erhielt. Jackson gab damals an, bereits seit seinem achten Lebensjahr intensiv mehrere Stunden pro Tag Videospiele zu spielen.

    Auch wenn es für Deutschland von Epic Games keine offiziellen Zahlen gibt, dürfte auch hier ein Einstiegsalter der Spieler zwischen acht und zwölf Jahren realistisch sein. Rein rechtlich ist das unproblematisch, da das Spiel als Onlinetitel in Deutschland keiner Alterskontrolle unterliegt. Die Altersempfehlung der Bundeszentrale für politische Bildung liegt aber bei 14 Jahren. Jugendliche in diesem Alter könnten sich meist angemessen vom Spielgeschehen distanzieren, heißt es dort.

    Turnier lockt mit einer Million Dollar Preisgeld

    Das richtige Maß beim Spielen zu finden, dürfte für Fortnite-Fans in Zukunft noch ein wenig schwerer werden. Bis Mitte Dezember veranstaltet der Spielehersteller Epic Games ein mehrtägiges Turnier unter dem Namen Fortnite Winter Royale mit einem Preisgeld von 1.000.000 Dollar, knapp 880.000 Euro. Mitmachen konnten erstmals alle Fortnite-Spieler in Europa und Nordamerika, unabhängig von Spielrang und Können.

    Das Winter-Turnier soll auch als Testlauf für den World Cup im kommenden Jahr dienen. Epic Games hat angekündigt, in der Wettkampfsaison 2018/2019 Preisgelder in Gesamthöhe von 100 Millionen US-Dollar auszuschütten – Anreiz genug für Millionen von Spielern, jetzt noch verbissener in den virtuellen Kampf zu ziehen und sich vor allen anderen zu beweisen. Die Chancen, als normaler Spieler bei einem solchen Event gegen professionelle E-Sportler aus aller Welt zu bestehen, dürften allerdings äußerst gering sein.

    Obwohl der Spielmodus „Battle Royale“ anders als das Hauptspiel Fortnite in der Anschaffung kostenlos ist, gibt es mehr als genug Möglichkeiten, im Spiel Geld auszugeben. So können zum Beispiel witzige Gesten, Tänze, die die Charaktere im Spiel aufführen können, und virtuelle Kleidungsstücke gegen eine eigene Spielwährung, die V-Bucks, erworben werden. Das Spielgeld lässt sich zum einen durch langes aktives Spielen verdienen, aber auch mit echtem Geld kaufen.

    Fußballer Antoine Griezmann feiert Tore mit Fortnite-Tänzen

    Hier zeigt sich, wie eng Fortnite bereits mit der heutigen Popkultur verwoben ist. Das Spiel integriert Mode und Tänze aus Filmen und Musikvideos – Stars, Sportler und Influencer tragen die Spiel-Trends wiederum nach außen. Im Finale der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft bejubelte zum Beispiel der französische Fußballer Antoine Griezmann sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Kroatien mit einer ganz speziellen Tanzeinlage aus Fortnite.

    Daraufhin forderten Fußballfans auch: Fortnite-Tänze sollen Teil des Spiels Fifa 19 werden. Wer also auch mit seinen virtuellen Fortnite-Helden „in“ sein möchte, der muss zahlen – und das immer wieder, denn neue Inhalte gibt es ständig.

    Günstig ist das alles freilich nicht. Allein eine Tanzbewegung kann schon mit umgerechnet zwei bis acht Euro zu Buche schlagen. Andere Paket-Angebote kosten sogar fast 20 Euro.

    Eltern sollten ein Auge darauf haben, was Kinder im Netz tun

    Laut einem Bericht des Marktforschungsunternehmens Superdata hat Epic Games mit dem Verkauf von Zusatzinhalten seit 2017 bislang über eine Milliarde US-Dollar verdient. Für Eltern heißt es vor allem, ein interessiertes Auge auf das zu haben, was der Nachwuchs in der virtuellen Welt treibt.

    Wer sich die Faszination des Spiels aus Sicht der Jugendlichen erklären lässt, schafft eine Gesprächsgrundlage, um Regeln für das Spielen zu vereinbaren. Noch besser ist es, wenn Mütter und Väter selbst einmal ausprobieren, was Fortnite Battle Royale so faszinierend macht, welche Emotionen und Impulse es freisetzt.

    Wann Anlass zur Sorge besteht

    Die Bundeszentrale für politische Bildung rät zu flexiblen Regeln, was die Spielzeit angeht, etwa einer festen Zahl an Wochenstunden statt einer täglichen Begrenzung. Auch wer noch das Beenden der aktuellen Spielrunde erlaubt, statt einfach den Stecker zu ziehen, vermeide Frust auf beiden Seiten.

    Anlass zur Sorge ist jedoch gegeben, sobald häusliche, schulische oder soziale Pflichten dauerhaft vernachlässigt werden oder gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen auftreten. Generell ist es sinnvoll, das Spielverhalten der Kinder und Jugendlichen zu beobachten. Auch hier bietet sich das offene Gespräch als sehr gute Möglichkeit an, heißt es bei der Bundeszentrale weiter.