Der Luxus-SUV von Rolls-Royce – mehr Alltag als Abenteuer
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Von Thomas Geiger
Goodwood. Der Cullinan ist der erste SUV der britischen Luxusmarke. Allradantrieb, Luftfederung und Bergabfahrhilfe machen ihn geländegängig.
Bald kann man Emily, der berühmtesten Kühlerfigur der Welt, auch in der Wildnis begegnen, in der Wüste, vor der Skihütte, im Jagdrevier oder an den Fischgründen. Denn nachdem der Bentley Bentayga und mehr noch natürlich der Range Rover den Weg bereitet haben, baut jetzt auch Rolls-Royce einen Geländewagen und bringt zum Jahresende für ganz und gar unbescheidene 315.000 Euro aufwärts den Cullinan an den Start.
Wo Bentley für seinen Bentayga den Audi Q7 einfach nur neu eingekleidet hat, hat die BMW-Tochter RR eben keinen X7 in einen Smoking gesteckt, sondern das Auto mit der typischen britischen Verschrobenheit auf der Aluminium-Plattform des Phantom neu entwickelt.
Deshalb trägt der stolze 5,34 Meter lange Cullinan eben nicht nur den charakteristischen Kühlergrill, sondern sind die vier Türen wie bei Phantom & Co. gegenläufig angeschlagen. Und um sich gar vollends von der Konkurrenz abzusetzen, haben die Briten dem dicken Brocken noch ein kleines Stufenheck geschneidert – sicherlich das wichtigste Erkennungsmerkmal des wahrscheinlich bald meistverkauften Rolls-Royce-Modells.
33 Dinge, die wir an den Briten lieben
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Zwar traut sich der Cullinan tatsächlich in den Dreck und ist sich für Matsch und Modder nicht zu schade – wozu hat er zum ersten Mal in über 100 Jahren Firmengeschichte einen Allradantrieb und obendrein eine Luftfederung, mit der er sich je Programmierung der sechs Offroad-Profile um vier Zentimeter anhebt? Und weshalb sonst sollten sie im Werk in Goodwood eine Bergabfahrhilfe eingebaut haben?
Besonderes Extra sind die ausfahrbaren Picknicksessel
Dennoch geht es den Briten weniger ums Abenteuer als um den Alltag: Der Cullinan ist tatsächlich der erste Rolls-Royce, den man immer und überall nutzen kann. Dafür haben sich die Entwickler einiger Themen angenommen, die ihnen bislang ziemlich fremd waren, haben eine geteilte Heckklappe entwickelt und eine Rückbank, die man wie bei einem noblen Kombi elektrisch umklappen kann.
Dadurch wächst das Kofferraumvolumen von 560 auf bis zu 1930 Liter und macht den Cullinan zum praktischsten Rolls-Royce aller Zeiten. Und als wäre das noch nicht genug, gibt es sogar auf Wunsch auch noch eine Anhängerkupplung.
Sessel mit Massagefunktion und Kühlfach für Champagner
Doch keine Sorge: Bei allem Sinn fürs Praktische gerät die gewohnte Prunksucht der Marke nicht ins Hintertreffen. So kann man anstelle der Dreiersitzbank auch zwei Sessel mit Massagefunktion bestellen, zwischen den Sitzen gibt es ein Kühlfach für den Champagner und dahinter sperrt eine Trennscheibe Lärm und Luft aus, wenn der Chauffeur mal zu lange den Kofferraum öffnet. Noch exklusiver sitzt man nur auf den beiden elektrisch ausfahrenden Picknick-Sesseln, die auf Knopfdruck aus der offenen Heckklappe surren.
Am vertrautesten präsentiert sich der Cullinan dem Fahrer. Der blickt in ein vergleichsweise bekanntes Cockpit, in dem sich Handwerkskunst wie fein verarbeitete Hölzer oder die Orgelzüge der Lüfterdüsen und Hightech wie die digitalen Instrumente oder der Touchscreen begegnen. Unter der Haube steckt wie beim Phantom der 6,75 Liter große V12, der hier imposante 571 PS und 850 Nm leistet.
Da fallen selbst die knapp drei Tonnen des Cullinan nicht mehr ins Gewicht, und der Koloss bewegt sich tatsächlich nahezu mühelos. Von 0 auf 100 in 5,2 Sekunden und 250 km/h Spitze.
Das nächste Projekt: Der rein elektrische Rolls-Royce
Trotzdem hat der Cullinan bisweilen mit seinem Gewicht zu kämpfen. In Kurven und beim Bremsen treibt die Fliehkraft mit dem Koloss ihr böses Spiel, und man fragt sich, ob bei diesem Budget nicht ein besserer Wankausgleich oder gar ein 48-Volt-Fahrwerk wie beim Bentayga drin gewesen wäre.
Und selbst wenn der Rolls-Royce-Kunde ganz sicher nicht aufs Geld schauen muss, ist ein Normverbrauch von 15 und ein Alltagswert nicht unter 20 Litern nicht eben sozialverträglich. Trotzdem denken die Briten nicht an einen Motor mit weniger Zylindern oder ein Plug-in-Paket. „Nein Danke“, hätten ihnen die Kunden da sehr bestimmt signalisiert, sagt Pressesprecher Richard Carter und kündigt stattdessen für die Mitte der nächsten Dekade den ersten rein elektrischen Rolls-Royce an, lässt aber die Baureihe noch offen.