Hua Hin. Südwestlich von Bangkok direkt an der Küste liegt Hua Hin – bekannt als royaler Sommersitz und Treffpunkt der Schönen und Reichen.

Wenn sonntags der luxuriöse Eastern and Oriental Express in den kleinen Bahnhof von Hua Hin einrollt, wird’s mondän. Damen in grazilen Abendkleidern und einem Glas Champagner in der Hand flanieren auf ihrer Zugreise von Bangkok nach Singapur über den historischen Bahnsteig – begleitet von Gatten im sündhaft teuren Smoking. Eine nahezu perfekte Zeitreise zurück in die ­1920er-Jahre.

Angelehnt an einen roten Holzpfeiler neben der alten Messingglocke, die bei der Einfahrt eines jeden Zuges noch heute geläutet wird, erwartet man jetzt, dass sich eine weitere Zugtür öffnet, der königliche Clan entsteigt und mit seiner Entourage zum kleinen, für die royale Familie erbauten Pavillon am Ende des Bahnsteigs schreitet, um von dort in den Palast Mrigadayavan gebracht zu werden: Hua Hin ist seit mehr als 200 Jahren die Sommerfrische der Schönen und Reichen Thailands. Willkommen in der aristokratischen Hochburg am Golf von Siam.

„Mir ist es hier zu voll“, verkündet Dietmar Gesthuysen ganz bodenständig in Richtung seiner thailändischen Frau Chidchanok und katapultiert den nostalgisch verklärten Betrachter zurück in die Jetzt-Zeit. Das Ehepaar vom Niederrhein macht Urlaub in Hua Hin. Zum zweiten Mal verbringen sie ein paar ­Tage in der 200 Kilometer südlich von Bangkok gelegenen Stadt am Meer. ­Genießen die Tage am acht Kilometer langen Sandstrand, der nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den saubersten Stränden Thailands zählt.

In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung eine vorbildliche Abwasserentsorgung internationalen Standards geschaffen, samt einer leistungsfähigen, modernen Kläranlage. Die örtlichen Behörden achten sehr auf die Sauberkeit des Strandes und die Wasserqualität und führen laufend Kontrollen durch.

Weiße Haut ist ein aristokratisches Etikett

Im Gegensatz zu den Party-Destinationen Pattaya, Phuket oder Ko Samui lockt Hua Hin nicht nur Touristen, sondern vor allem auch die Hautevolee aus Bangkok. Die flegelt sich nicht despektierlich bei einer harten Thai-Massage unter der brütenden Sonne. Schüchterne Zurückhaltung ist angesagt, schließlich gilt weiße Haut hier als aristokratisches Aushängeschild.

Ein Meer von Sonnenschirmen schützt die Besucher nicht nur vor schädlicher Strahlung, sondern auch vor zudringlichen Blicken. Unter einer Trutzburg aus bunten Plastikschirmen haben sie sich verkrochen und genießen den geschützten Ausblick auf das türkisblaue Meer. Lediglich zu einem kurzen Selfie an einen der wie zufällig hier abgelegten Felsenköpfe, die dem Seebad den ­Namen gaben, wagen sie sich hervor.

„Hua Hin und die kleinere Nachbarstadt Cha Am sind Familiendestinationen“, erzählt Matthew Fryar, General Manager im noblen Avani Hua Hin. ­Geeignet vor allem für Menschen, die Ruhe ­suchen, Flora und Fauna erkunden ­wollen und kunstgeschichtlich interessiert sind.

Das Angebot kann sich sehen lassen: Bereits 1924 bezog Rama V. seinen auf Stelzen erbauten Teakholzpalast Maruekatayawan, den Palast der Liebe und Hoffnung, am Strand. Fünf Jahre später erweiterte Rama VII. das königliche Ensemble um die neue sommerliche Residenz Mrigadayavan, was übersetzt „frei von Sorgen“ heißen soll, um der stickigen Luft in Bangkok zu entfliehen.

Erster Nationalpark eröffnete 1966

Alle folgenden Monarchen, bis hin zum im Oktober 2016 verstorbenen König Bhumibol, besuchten die Küstenstadt und den Palast. Sein Nachfolger Maha Vajiralongkorn kommt zwar auch nach Hua Hin, wohnt dann aber lieber ­zurückgezogen in seiner für Touristen und Einheimische uneinsehbaren mondänen Privatvilla.

Spektakuläre Höhlen, Mangroven und skurrile Karstfels-Formationen erwarten den Besucher südlich der Stadt, im Khan Sam Rot Yot. Der erste Nationalpark des Landes, der auch den Pazifik vor den Stränden schützt, wurde ­bereits 1966 eröffnet. Mit viel Glück schauen hier neugierige Delfine vorbei und zeigen ihre beeindruckenden Springfähigkeiten.

Nördlich von Hua Hin lockt die alte Khmer-Stadt Phetchaburi mit ihren Tempeln, und im Osten, in den Hua Hin Hills, lohnt ein Besuch des Manson ­Valley Vineyard. Auf dem Gelände einer alten ­Elefanten-Farm werden heute Sauvignon Blanc, Shiraz und Colombard-Trauben angebaut.

Bei einem ­weiten Blick über das Tal und unter den kritischen Augen eines Hirtenmaina-Pärchens wird die Weinverkostung zu einem kommunikativen Erlebnis. Denn das schwarze Vogelpaar mit den leuchtend gelben Schnäbeln zeigt keine Scheu vor Menschen und macht ­ziemlich respektlos klar, dass es etwas von den Snacks auf dem Teller ­beansprucht.

Es entwickelt sich eine neue, interessante und junge Szene

Die Destination Hua Hin versucht den Wandel. Nach den Bombenanschlägen im Oktober 2016 und dem Tod des beliebten Königs Bhumibol im gleichen Monat verfiel das Land in eine Schockstarre. „Die Touristen blieben aus“, erzählt Matthew Fryar. Doch die Hotels, die sich neben den Palmen am Strand in den Himmel recken, brauchen ihre ­wöchentliche Dosis an Besuchern. ­Zwischenzeitlich bekommen sie diese auch wieder.

Viele Kunst- und Designstudenten zieht es von Bangkok nach Hua Hin, weil sie hier eine zahlungskräftige Klientel entdeckt haben.
Viele Kunst- und Designstudenten zieht es von Bangkok nach Hua Hin, weil sie hier eine zahlungskräftige Klientel entdeckt haben. © Getty Images/imageBROKER RM | Pius Koller

„Rund um und in Hua Hin ent­wickelt sich eine interessante junge ­Szene“, berichtet Matthew Fryar und meint damit nicht nur das Unter­nehmen Weinanbau. Viele Kunst- und ­Designstudenten aus Bangkok ziehen in der jüngsten Vergangenheit in die Stadt, weil sie entdeckt haben, dass es hier eine recht zahlungskräftige Klientel gibt.

„Seenspace“ heißt ein neues Geschäftsmodell. In einer hypermodernen Mall mit Blick aufs Meer bieten sie die hipsten und coolsten Kreationen – vom Vintage-Anzug bis zur verrückten Zahnbürste – an. Hier stehen Liegestühle neben dem Ladeneingang und offerieren ein Shopping-Erlebnis mit Relax-Charakter.

Außergewöhnliche Brillen aus Teak, Taschen aus einer Fülle von bezaubernden Stoffen, kurz: ­Mitbringsel der netteren Art, die ­jenseits des farbenfrohen Plastik­angebots asiatischer Märkte liegen, ­offerieren auch die Händler auf dem ­Cicada-Markt – einem trendigen Flohmarkt rund fünf Kilometer südlich der Stadt mit dem Fokus auf Kunst.

Tipps & Informationen

Anreise von Berlin oder Hamburg z. B. mit Eurowings über Düsseldorf, mit Aeroflot über Moskau oder Finnair über Helsinki nach Bangkok. Weiter mit Pkw oder Zug.

Pauschal z. B. fünf Nächte im Laksasubha Hua Hin, direkt am Strand, ­inklusive Flug ab Berlin oder Hamburg und Transfer vor Ort, ab 919 Euro pro Person, www.jahnreisen.de; siebentägiger Aufenthalt im Regent Cha Am Beach Resort Hua Hin, inkl. Frühstück und Flug ab Berlin oder Hamburg sowie Transfer vor Ort, ab 894 Euro, www.meiers-weltreisen.de

Übernachtung z. B. im Avani Hua Hin Resorts & Villas, Preis pro Nacht für einen Deluxe Room mit Pool-Zugang ab 125 Euro, www.­minorhotels.com;
Marriott Resort und Spa, DZ/F ab 152 Euro, www.marriott.de

(Die Reise wurde unterstützt von Avani Hotels & Resorts.)