Berlin. Autonome Autos, Sprachassistenten und mehr: Auf der Hightech-Messe CES zeigen Unternehmen die nächsten die Trends der Elektronikwelt.

Überbuchte Hotels, stundenlange Wartezeiten auf ein Taxi, mehr als 170.000 Besucher: Die Consumer Electronics Show, kurz CES, ist selbst für die Glitzerstadt Las Vegas (USA) etwas Besonderes – weil die Messe dem internationalen Fachpublikum einen Blick in die Zukunft der Elektronikwelt gewährt. Diese Trends der CES werden vermutlich das Technikjahr 2017 bestimmen.

1. SELBSTFAHRENDE AUTOS

Das Thema Auto spielt bei der CES eine immer größere Rolle: Den größten Auftritt legte vermutlich das amerikanische Start-up-Unternehmen Faraday Future hin, das erstmals einen Prototypen seines Elektroautos FF91 präsentierte: Der mit über 1000 PS mehr als üppig motorisierte Bolide ist mit rund zwei Dutzend Sensoren für selbstständiges Fahren ausgestattet und soll 2018 in einer Kleinserie von 300 Fahrzeugen auf den Markt kommen. Das eigenständige Einparken auf Knopfdruck verweigerte der Wagen bei seiner Vorstellung auf der Bühne allerdings – Vorführeffekt.

Demonstration von Autos in fünf Jahren

Der bislang vor allem für Grafikchips bekannte Hersteller Nvidia ist mittlerweile auch Experte für autonomes Fahren. Er zeigte in einem Video, wie sein Auto namens BB8 eigenständig durch Kalifornien kurvte. Nvidia hat sich aber auch mit den deutschen Zulieferern ZF und Bosch sowie Autobauer Audi zusammengetan: Gemeinsam wolle man bis 2020 ein autonom fahrendes Auto auf den Markt bringen. Zur Bekräftigung zeigte das Unternehmen einen entsprechend ausgestatteten Audi Q7.

BMW demonstrierte, wie sich die Bayern das Innenleben des Autos in fünf Jahren vorstellen. Und erklärte, gemeinsam mit den Partnern Intel und Mobileye, in der zweiten Jahreshälfte eine Flotte aus 40 autonomen 7er-BMWs für Tests auf öffentliche Straßen zu schicken. Autonomes Fahren kommt 2017 mit großen Schritten näher.

2. TV-GERÄTE

Ein klassisches Thema der CES sind Fernsehgeräte – und wer gedacht hat, dass sich im Vergleich zum Vorjahr wenig tun wird, hat sich gewaltig getäuscht. Der Hingucker der Messe stammt von LG: Die Koreaner haben mit dem LG Signature W7 ein TV-Gerät gebaut, das nur 2,57 Millimeter dünn ist und sich dank magnetischer Halterung direkt auf der Wand befestigen lässt. So sieht der Bildschirm fast wie ein Poster aus.

Audioboxen und Anschlüsse stecken in einer separaten Soundbar, die mit einem Flachbandkabel mit dem Fernseher verbunden ist und mit Dolby Atmos einen sehr räumlichen Klang bieten soll. Möglich ist das dünne Gerät, weil LG auf die OLED-Technologie setzt – jeder Bildpunkt leuchtet hier selbst, eine Hintergrundbeleuchtung ist – anders als bei der typischen LCD-Technik – nicht nötig.

Neue QLED-Technologie wird vorgestellt

In Sachen OLED macht nun auch Sony den Koreanern Konkurrenz: Der XBR-AE1 Bravia 4K ist ebenfalls ein sehr flaches TV-Gerät mit der selbstleuchtenden OLED-Technologie. Statt Audioboxen nutzt Sony den Schirm selbst als Klangquelle. Ebenfalls stattlich ist Panasonics OLED-Gerät EZ1000, das mit 850 Candela/m² eine für diese Technik enorme Helligkeit zeigt.

Wer glaubt, OLED habe sich nun als Premium-TV-Technik durchgesetzt, hat die Rechnung ohne den TV-Primus Samsung gemacht. Das koreanische Unternehmen stellt auf der CES seine neue Technologie QLED vor, eine Weiterentwicklung der Nano Dots. Diese Partikel sorgten bei Premium-LCD-TVs bislang für große Helligkeit und hohe Farbtreue.

Samsungs neue Technologie schafft jetzt im Vergleich zu seinen ohnehin schon hellen Vorjahresmodellen nicht nur eine fast verdoppelte Helligkeit (1500 bis 2000 Candela/m²), auch die Farben sollen deutlich natürlicher bleiben. Zudem bieten die neuen Fernseher mit Namen Q7, Q8 und Q9 so viele Farben wie kein Modell der Konkurrenz.

Auch LG stellte eine ähnliche Technik für seine LCD-Schirme vor, taufte sie aber Nanopartikel. Über Preise und Verfügbarkeit äußerten sich die Hersteller bisher nicht.

3. SPRACHSTEUERUNG

Die diesjährige CES steht ganz im Zeichen der Sprachsteuerung – vor allem der von Amazons Assistentin Alexa: Lenovo etwa stellte mit dem Smart Assistant (130 US-Dollar) eine eigene, günstigere Version von Amazons smartem Echo-Lautsprecher vor, auf Wunsch sogar mit wohlklingender Audiotechnik von Harman Kardon (180 US-Dollar). Bluemint Labs steckt Alexa in seinen Smart-Home-Controller Bixi 2.0 (99 US-Dollar), GE zeigt eine entsprechend ausgestattete Ring-Lampe (ohne Preis).

Viele Geräte lassen sich über Sprachassistenten steuern

Andere Hersteller betten die Assistentin in einen tragbaren Lautsprecher (Omaker Wow, ohne Preis) oder in ein Dock zum Aufladen von Geräten (Dok Talk CR25, 189 US-Dollar) ein. LG schließlich zeigte einerseits seinen LG Hub (ohne Preis) – eine eigene Box mit Gesicht, die Sprachbefehle für LG-Geräte und Alexa entgegennimmt – sowie einen Hightech-Kühlschrank. Dessen 29-Zoll-Touch-Display wird auf Klopfsignal durchsichtig, gibt den Blick aufs Innere frei und ermöglicht via Amazons Alexa das Nachbestellen von Lebensmitteln per Sprachkommando (ohne Preis).

Darüber hinaus gibt es von Backöfen über Staubsaugerroboter bis hin zu Sicherheitssystemen eine ganze Reihe von Gerätschaften, die sich künftig mit Amazons Sprachassistentin steuern lassen. Im Vergleich dazu scheint die Konkurrenz – etwa Google Home – kaum vertreten zu sein.

4. MOBILE GERÄTE

Der PC ist keineswegs tot – zumindest zeigten mit Samsung, LG, Dell, Lenovo, Toshiba, HP, Acer und Asus alle großen Hersteller interessante und durchaus bezahlbare Geräte: nur Acers Predator 21 X, ein Spiele-Laptop mit gekrümmtem Display und einem Gewicht von acht Kilogramm, liegt mit einem Verkaufspreis von 8999 US-Dollar wohl über dem üblichen Budget.

In Sachen Smartphone ist vor allem das Asus ZenFone AR (kein Preis) spannend: Es unterstützt als zweites Gerät überhaupt Google Tango: Eine 23-Megapixel-Kamera, eine Kamera für Bewegung sowie eine für die Raumtiefe erlauben dem Gerät, den Raum dreidimensional zu erfassen. So können auf dem Smartphone-Display etwa virtuelle Möbel perspektivisch korrekt im Raum platziert werden.

5. SMARTE BESONDERHEITEN

Darüber hinaus gibt es etliche weitere Elektronikneuheiten zu bestaunen: Hair-Coach („unter 200 Euro“) etwa ist eine smarte Haarbürste von Withings, die Informationen über die Haargesundheit sammelt. Das 360 Smart Bed von Sleep Numbers (kein Preis) wärmt die Füße, hebt bei Schnarchen die Matratze im Kopfbereich und passt deren Härte und Form je nach Schlafphase an.

PowerRay (kein Preis) von PowerVision ist wohl der Traum jedes Anglers: Die Unterwasserdrohne taucht bis zu 30 Meter tief, filmt dabei 4K-Videos und kann sogar noch mit Fischsonar, Köderauswurf und Locklicht ausgestattet werden. Endlich erfährt man also, ob es dort wirklich Fisch gibt, wo man sich zum Angeln niedergelassen hat.