Berlin. Apples schnurlose Kopfhörer, die Airpods, sind nun mit langer Verzögerung erhältlich. Ein Vergleichstest mit vier Konkurrenzmodellen.

Nach deutlicher Verspätung sind sie jetzt erhältlich: die Airpods, Apples erstes Paar kabelloser Bluetooth-Kopfhörer. Oder besser gesagt: Ohrhörer, denn einen Kopfbügel oder wenigstens ein Kabel, das die beiden Ohrteile miteinander verbindet, gibt es nicht. Dabei sehen sie aus wie Apples kabelgebundene Earpods, kosten aber ein Vielfaches. Wir haben getestet, wie sich wie vier weitere Funkneuheiten im Vergleich zu den 179 Euro teuren Apple-Ohrsteckern schlagen.

Libratone Q Adapt On-Ear

Libratone Q Adapt On-Ear
Libratone Q Adapt On-Ear

Die dänische Audioschmiede bietet ihre Kopfhörer in Schwarz und in Weiß an. Das Besondere an ihnen ist aber die regelbare Geräuschunterdrückung, auch Noise-Cancelling (NC) genannt. Obwohl die Kopfhörer nur auf den Ohren sitzen, sorgt das dafür, dass sich die Umwelt mit einem Schlag deutlich leiser anhört, vor allem gleichförmige Lärmquellen lassen sich so fast gänzlich ausblenden. Das schont Nerven und Ohren, denn man muss laute Umgebung nicht mit lauterer Musik übertönen.

Das NC ist regelbar, sodass bei mittlerer Einstellung ein Teil der Außengeräusche hörbar bleibt. Auf Wunsch wird die Außenwelt sogar verstärkt – gerade im Verkehr ein wichtiger Punkt für Sicherheit. Die Libratone-Hörer sind hochwertig verarbeitet und sitzen sehr angenehm auf den Ohren – auch Brillenbügel stören nicht. Klanglich bieten sie einen tollen, warmen, aber auch brillanten Klang, der sich in der App noch leicht anpassen lässt. Über eine Sensorfläche am rechten Ohrteil kann die Musik gestartet und gestoppt sowie die Lautstärke und die NC-Funktion geregelt werden. Fazit: Stylischer Funkkopfhörer mit gutem Noise-Cancelling und sehr rundem Klang. Eine spannende Alternative zu den Hörern der großen Marken. Preis: ab 235 Euro

Beats Solo 3/Powerbeats 3

Beats hat aktuell gleich zwei neue Kopfhörer mit Apples W1-Chip im Angebot. Einer von ihnen ist der faltbare, in acht Farben erhältliche Solo 3. Dank W1-Chip bietet er zwei Vorteile gegenüber seinem Vorgänger Solo 2: Erstens klappt auch hier das Anmelden und Benutzen mit iOS-Geräten so einfach wie nie. Zweitens ist die Akkulaufzeit wirklich beeindruckend: Deutlich über 35 Stunden hielt die Batterie im Alltag durch – und das auch verteilt über mehrere Wochen. Sollte sie doch mal leer sein, genügen fünf Minuten Ladezeit für drei Stunden Betrieb.

Beats Solo 3
Beats Solo 3

Klanglich bietet der Solo 3 erwartungsgemäß satten Bass, klingt trotzdem ausgewogen und gut, auch wenn andere hier im Vergleich noch etwas besser feinzeichnen. Noise-Cancelling gibt es zwar keines, dank guter Abschirmung von Außengeräuschen vermisst man es aber auch nicht.

Für Sportler gibt es den Power­beats 3, der neben festem Sitz ebenfalls die W1-Chip-Vorteile bietet, seine Akkulaufzeit im Vergleich zum Vorgänger auf rund zwölf Stunden verdoppelt hat und für einen drahtlosen Sportkopfhörer ausgezeichnet klingt.

Fazit: Günstig ist der Solo 3 nicht, aber ein verlässlicher Partner, der mit wichtigen Funkkopfhörer-Tugenden wie sattem Klang, großer Funkreichweite und beeindruckender Batterielaufzeit punkten kann – im Alltag oft von unschätzbarem Vorteil. Für Sportfans ist der Powerbeats 3 eine klare Empfehlung. Einerseits wegen seiner beachtlichen Akkuleistung, andererseits, weil er im Vergleich zur sportlichen Konkurrenz gut klingt. Preis: ab 230 Euro (Solo 3)/ab 150 Euro (Powerbeats 3)

Bowers & Wilkins P7
Bowers & Wilkins P7 © PR | PR

Bowers & Wilkins P7
Der britische Hersteller Bowers & Wilkins (B&W) setzt insgesamt eher auf ein hochpreisiges Segment. Angesichts der ohnehin stattlichen Preise für gute Bluetooth-Kopfhörer ist der Aufpreis aber gar nicht mehr so groß. Schon nach dem Auspacken spürt man, dass beim P7 großer Wert auf Verarbeitung und Material gelegt wird. Echte Begeisterung kommt dann aber auf, sobald man den P7 hört: Dieser Kopfhörer klingt einfach großartig. Warm, differenziert, ein akzentuierter, aber nicht übertriebener Bass, fein aufgelöste Höhen – eine wahre Freude für Hi-Fi-Fans. Darüber vergisst man auch, dass trotz des hohen Preises Zusatzfunktionen wie Noise-Cancelling fehlen, sich die Lautstärkeknöpfe aus Kunststoff im Vergleich zum Rest etwas billig anfühlen und die Akkulaufzeit mit 15 Stunden nur mittelmäßig ist. Fazit: Ein echtes High-End-Produkt, das sich toll anfühlt und noch besser klingt. Der happige Preis scheint zwar gerechtfertigt, dürfte viele aber abschrecken. Preis: ab 350 Euro

Apple Airpods

Viel Spott hat sich im Netz über die Form der Hörer ergossen, dabei sind sie enorm praktisch: Der kleine Stiel eignet sich perfekt, um sie ins Ohr zu setzen und herauszunehmen, und stabilisiert als Gegengewicht den sicheren Sitz. Und der war im Test spürbar besser als bei den fast formgleichen, kabelgebundenen Earpods. Wer trotzdem einen verbummelt, zahlt 69 Euro für den Ersatz.

Die Airpods im Test

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    Bei der Vorstellung im September sprach Apple im Zusammenhang mit seinen neuen Hörern und dem verbauten W1-Chip von „Magie“. Und tatsächlich, für Menschen, die sich nicht für Technik interessieren, dürften es die ersten Bluetooth-Kopfhörer sein, die man ohne Vorwissen und Nachdenken benutzen kann, zumindest am iOS-Gerät. Erstmals anmelden? Einfach Ladeschale samt Hörern neben das iPhone halten und öffnen. Danach aktivieren sie sich automatisch, wenn man sie in die Ohren steckt, halten die Wiedergabe an, wenn man einen Airpod kurz herausnimmt, und melden sich selbstständig wieder ab, wenn beide das Ohr verlassen.

    Geladen werden die Airpods in der kleinen Aufbewahrungsbox, Hörer und Deckel sitzen magnetisch fest. Über fünf Stunden Musik kann man bei mittlerer Lautstärke mit ihnen hören, in der Ladeschale steckt Energie für deutlich über 20 Stunden. Dabei klingen die Airpods angenehm und ausgewogen sogar mit spürbarem Bass – nur gegen Außengeräusche schirmen sie kaum ab. Schade ist, dass es nur eine Einheitsgröße ohne verschiedene Ohrpolster gibt – der Sitz dürfte nicht bei jedem perfekt sein.

    Fazit: 179 Euro sind kein Pappenstiel – für kabelfreie Ohrhörer aber eher ein mittlerer Preis. Wer Kabelgewirr hasst, Einfachheit liebt und sich mit Technik wenig auseinandersetzen will, bekommt hier den perfekten Kopfhörer. Wer ungestört Hi-Fi-Klang genießen möchte, sollte zu Kopfhörern greifen, die die Außengeräusche besser dämpfen. Preis: 179 Euro