Wolfsburg. Kurz nach, aber auch bereits vor Veröffentlichung der Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern werden in Wolfsburg Spiele abgesagt – Reaktionen.

Seit Mittwoch ist es Gewissheit: Als Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Bundesregierung und die Regierungschefs der Länder in einer Videokonferenz auch beschlossen, den „Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen“ zu verbieten. Lediglich Individualsport allein, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand ist von Montag, 2. November, an erlaubt.

Am Wochenende könnten die Wolfsburger Sportvereine noch Spiele und Wettkämpfe austragen. Doch die meisten Amateursport-Verbände haben bereits vor oder kurz nach der Entscheidung festgelegt, den Betrieb einzustellen.

Fußball

Ganz schnell nach der Bekanntgabe der Maßnahmen machte der NFV-Kreisvorstand Nägel mit Köpfen. Der hatte am Mittwochabend eine Sitzung. Zu Beginn dieser stellte Vorsitzender Stefan Pinelli die Frage, am Wochenende noch zu spielen oder vorsorglich schon alle Partien abzusetzen, zur Abstimmung. Das Gremium stimmte für eine Absage. „Wenn die Situation so gefährlich ist, dass der Sportbetrieb ruhen soll, warten wir doch damit nicht bis Montag. Alle Spiele sind ab sofort abgesagt. Das gilt für den Jugend- und Erwachsenenbereich, sagte Pinelli zur Begründung.

Tags zuvor hatte der Kreis-Chef noch die Hoffnung geäußert, dass die Punktspiele weitergehen können. Zumal: Die Stadt Wolfsburg hatte am Dienstag in ihrer Allgemeinverfügung die Hygiene-Regeln und -Maßnahmen für den Vereinssport zwar verschärft, aber diesem wohlwollend noch viele Möglichkeiten zur Fortsetzung des Betriebes gelassen. Danach hatte Pinelli deshalb gesagt: „Im Moment sehe ich die Saison noch nicht gefährdet.“ Ganze Spieltage abzusagen, davon hatte der Kreis erst Gebrauch machen wollen, „wenn es nicht mehr anders vertretbar wäre“.

Der Punkt war nach dem Beschluss des Bundes und der Länder schneller erreicht als erwartet. Etwas seltsam mutet es an, dass die Stadt Wolfsburg die neuen Regeln am Dienstag, einen Tag vor der Video-Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Länderchefs, verkündet hatte und so die Vereine schon Mittwoch zum Handeln gezwungen hatte, obwohl weitreichende Entscheidungen 24 Stunden später zu erwarten gewesen waren. Das Vereinssport-Verbot trifft zwar Wolfsburgs Fußballer hart. Ihr Vorsitzender gab sich aber gefasst. „Wir müssen mit der Situation umgehen. Wir hatten vor der Saison gesagt, dass wir flexibel sein müssen. Wir werden dem jetzt Folge leisten, ohne viel zu lamentieren“, sagte Pinelli.

Handball

Trainer und Funktionäre hatten sie gefordert, nun haben Niedersachsens Handballer einheitliche Regelungen bekommen: Der Verband verkündete bereits vor dem Regierungsbeschluss, dass der Spielbetrieb in den Ober-, Verbands- und Landesligen mit sofortiger Wirkung bis Ende Dezember ausgesetzt wird – also auch bereits für das anstehende Wochenende. Die in der vergangenen Woche kommunizierte Regelung, es den Vereinen und Mannschaften zu überlassen, ob gespielt wird oder nicht, war schwer in die Kritik geraten. Einige Teams traten an, andere setzten aus, die Tabellenbilder verzerrten sich. HVN-Präsident Stefan Hüdepohl erklärte: „Wir wollten den Mannschaften ein Höchstmaß an Freiräumen einräumen.“ Das wurde dem Verband als Unentschlossenheit ausgelegt. „Viele Vereine haben uns aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und den Spielbetrieb auszusetzen. Diesem Wunsch tragen wir Rechnung.“

Frühestens im neuen Jahr soll die Saison fortgesetzt werden. Der HVN hat eine „Task Force“ gebildet, die die aktuellen Pandemie-Entwicklungen beobachtet. Hüdepohl: „Die Gruppe wird regelmäßig tagen, die Situation beurteilen und Vorschläge für die Form des Spielbetriebs ab Januar erarbeiten.“

In Handball-Wolfsburg kam die Verbands-Entscheidung gut an. „Wir brauchten Klarheit und die haben wir jetzt. Ich begrüße es, dass wir einheitliche Regelungen haben“, sagte Daniel Heimann, Trainer des Oberligisten MTV Vorsfelde. Oliver Bült, Coach der Oberliga-Frauen des VfL Wolfsburg, meinte: „Die Saison auszusetzen, ist das einzig Vernünftige. Die Spielzeit hat so keinen Spaß gemacht, wir hatten bei jeder Partie ein schlechtes Gefühl.“ Allerdings muss nun auch das Training ruhen. Eine vollständige Saison wird es wohl nicht geben. Die Trainer halten Play-off-Turniere ab Januar oder eine Reduzierung auf die Rückrunde für möglich.

Tischtennis

Bereits in den vergangenen zwei Wochen war es zu einigen kurzfristigen Spielabsagen gekommen. Am Wochenende standen in den hohen Klassen zwei Wolfsburger Tischtennis-Partien auf dem Plan. Eine wurde am Mittwochvormittag bereits abgesagt. Das Regionalliga-Team des SSV Neuhaus sollte am Sonntag zum Auswärtsmatch nach Braunschweig fahren. Noch nicht abgesagt war das Duell zwischen dem TTV Evessen und dem MTV Hattorf in der Verbandsliga der Frauen, bevor die Nachricht aus Berlin kam.

SSV-Spitzenspielerin Ekaterina Buka sagte: „Es ist einfach schade. Wir sind wirklich gut in die Regionalliga gestartet. Nun wissen wir nicht, wie es weitergeht.“ Noch sind keine Notfallpläne von offiziellen Stellen bekannt. „Das schlimmste Szenario wäre, wenn die Saison komplett abgebrochen wird“, sagte SSV-Coach Frank Baberowski.

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