London. Der FC Chelsea kann in dieser Saison noch zwei Titel gewinnen, auch dank Thomas Tuchel. Die Experten in England schwärmen von der Taktik. Ein deutsches Nationalspieler-Duo setzt Akzente.

Den Glückwunsch von Pep Guardiola nahm Thomas Tuchel noch mit ernster Miene an. Danach ließ der Chelsea-Trainer aber seine Freude über den Einzug ins Finale des englischen FA Cups richtig heraus.

Herzlich umarmte er seine Fußballprofis nach dem 1:0-Halbfinalsieg gegen Manchester City. Der 47-Jährige hat nicht nur die Chance auf den ersten Titel in seinem Debütjahr auf der Insel, Tuchel ist der erste deutsche Coach, der das altehrwürdige Pokalfinale erreicht hat. "Unglaublich", sagte er. "Ich bin stolz auf das Team, aber auch auf mich. Es ist ein spezieller Moment."

Für die Blues und den Trainer endete eine wichtige Pokal-Woche perfekt. Erst der Sprung ins Halbfinale der Champions League, am Samstag folgte im leeren Wembley-Stadion der erste Tuchel-Sieg im sechsten Anlauf gegen Guardiola. Und der sorgte in England für viel Lob. "Tuchel ist der Hauptdarsteller", schrieb die BBC. "Er hat sein taktisches Know-how bewiesen."

Mit einem mutigen Auftritt, einem starken Antonio Rüdiger in der Defensive und Timo Werner, der den Siegtreffer von Hakim Ziyech vorbereitete, knackte Tuchel die zuletzt so überragende Guardiola-Mannschaft. Dank der Taktik des deutschen Trainers, sagte der frühere Nationalstürmer Alan Shearer. "Chelseas System hat Man City gestoppt. Sie haben keine richtige Chance gehabt", sagte der Premier-League-Rekordtorschütze.

Chelsea und Tuchel, das scheint nach seiner Amtsübernahme Ende Januar perfekt zu passen. In 19 Partien blieb der Verein 14 Mal ohne Gegentreffer. In der Liga führte er seinen Club von Rang neun auf Platz fünf, ganz nah an erneute Qualifikation für die Champions League. Zwei Pokale sind noch möglich. "Chelsea ist ein Verein, der diese Aura hat, in Finals zu stehen", schwärmte Tuchel. "Vielleicht macht es das auch etwas einfacher."

Für Guardiola und City war es dagegen der erste richtige Rückschlag in dieser Saison. Der souveräne Liga-Spitzenreiter, Champions-League-Halbfinalist und Teilnehmer des Ligapokal-Endspiels musste seine Hoffnungen auf den Vierfach-Triumph beenden, auch weil der frühere Bayern-Coach kräftig rotierte. Nun droht mit Mittelfeldstar Kevin De Bruyne auch noch einer der wichtigsten Spieler im Endspurt verletzt auszufallen. "Es sieht nicht gut aus", sagte Guardiola.

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