Madrid. Ein Sozialist macht Fußball-Fans in Spanien glücklich. Im Corona-Hotspot lässt Regierungschef Sánchez die Profis Kroos, Messi & Co. ab dem 8. Juni wieder spielen. Bevor es aber soweit ist, müssen einige Zweifel und Probleme ausgeräumt werden.

Worte eines Regierungschefs haben bei Fußball-Fans selten so viel Jubel ausgelöst.

Als Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez am Wochenende in einer Fernseh-Rede an die Nation die Rückkehr des Profi-Fußballs ab dem 8. Juni gestattete, hörte man im Corona-Hotspot, wie sehr sich auch der Nachbar freut: "Si, siii, finalmente, finalmente!" - "Ja, jaaa, endlich, endlich!" Die Fachzeitung "Sport" bezeichnete die Worte des Sozialisten in der Sonntagausgabe sogar als "himmlische Töne". Auf den Titelseiten war fast überall dasselbe zu lesen: "Der Fußball kehrt zurück!"

Nach der Erlaubnis aus dem Madrider Regierungssitz "Palacio de La Moncloa" darf La Liga nun ihre Pläne zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs für Toni Kroos, Lionel Messi, Marc-André ter Stegen & Co. am 12. Juni verwirklichen. Die elf sowohl in der Primera División als auch in der zweiten Liga ausstehenden Spieltage sollen in sieben Wochen bis zum 26. Juli absolviert werden. Bisher gibt es aber weder einen Spielplan noch weiß man, wie die genauen Bestimmungen aussehen werden. Das alles will soll am Donnerstag bei einer Konferenz der Liga mit den Clubs, dem Nationalverband RFEF und der obersten Sportbehörde CSD besprochen und festgelegt werden.

Bevor Nationalspieler Kroos aber mit seinen Kollegen von Real Madrid nach knapp dreimonatiger Pause wieder aufs Feld laufen und Nationaltorwart ter Stegen bei Meister FC Barcelona wieder glänzen kann, gibt es einige Fragen und Probleme zu klären. Dazu gehört ein Thema, das bei der Rückkehr der Bundesliga wenig Kopfzerbrechen bereitete: die Sommerhitze. In Madrid herrschen seit einigen Tagen Temperaturen von mehr als 30 Grad. In Sevilla - dort, wo am 12. Juni mit dem Derby FC Sevilla gegen Betis der Startschuss fallen soll - nähert sich die Temperatur sogar bereits langsam der 40-Grad-Marke. Die Liga erwägt deshalb Anpfiffzeiten um 19.00, 21.00 und 23.00 Uhr.

Da die Temperaturen im spanischen Sommer abends häufig nur langsam zurückgehen, werden die Profis trotzdem topfit sein müssen. Ob das der Fall sein wird, bezweifelt ter Stegens Teamkollege Gerard Piqué. Der 33 Jahre alte Abwehr-Routinier sagte jüngst, er halte einen Neustart am 12. Juni für verfrüht. "Wir waren lange Zeit auf Eis gelegt und werden vor der Rückkehr nur vier Wochen trainiert haben." Das Verletzungsrisiko sei groß. Erst seit zwei Wochen wird in Spanien trainiert, zuletzt in Zehnergruppen.

Der Mann von Pop-Queen Shakira sprach sich auch gegen Quarantäne-Quartiere aus: "Für einen Spieler ist das schwer zu ertragen. Eine längere Zeit nicht zu Hause zu sein, ist schon hart." Die unvermeidlichen Geisterspiele mag Piqué auch nicht, sagt aber: "Das ist nun einmal die Situation, die wir haben. Die Alternative, die unvollendete Saison für beendet zu erklären, wäre nicht schön gewesen." Sein Team liegt nach 27 von 38 Spieltagen mit 58 Punkten auf Platz eins, der Vorsprung vor Erzrivale Real beträgt zwei Zähler.

Die Ablenkung durch den Fußball sei für die psychische Gesundheit der Menschen gerade jetzt sehr wichtig, sagte ein Sprecher der Sportbehörde CSD. Doch natürlich geht es auch in dem vom Coronavirus und den strengen Ausgehsperren hart gebeutelten Spanien um sehr viel Geld. Durch die Fortsetzung der Saison werden die von der Pandemie verursachten Einkommenseinbußen für die spanischen Proficlubs um 700 auf 300 Millionen Euro reduziert. Laut CSD hat der Fußball einen Anteil von 1,4 Prozent an der spanischen Wirtschaftsleistung.

Rund 185.000 Arbeitsplätze hängen demnach direkt und indirekt von Kroos, ter Stegen und Lionel Messi & Co. ab.