Grenoble. Die deutschen Fußballfrauen stehen im WM-Viertelfinale. Popp, Däbritz und Schüller treffen gegen Nigeria. Nächster Gegner: Schweden oder Kanada.

Die erste Etappe ist geschafft, die Erleichterung war groß, der Jubel nach dem Abpfiff noch größer: Im von Bergen umrahmten Stade des Alpes von Grenoble haben die deutschen Fußballfrauen Nigeria mit 3:0 (2:0) besiegt. Das Achtelfinale ist abgehakt, das Viertelfinale ist erreicht. Montag wird sich im Achtelfinale Kanada gegen Schweden (21 Uhr) herausstellen, wer der Gegner am Samstag in Rennes sein wird (18.30 Uhr/ARD). Es geht also zurück an den Ort in Frankreich, wo diese WM-Reise vor zweieinhalb Wochen mit dem ersten Vorrundenspiel gegen China begonnen hatte. „Wir freuen uns drauf“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Mehr noch. Die 51-Jährige freute sich auch über die Glückwünsche per SMS, die Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr nach dem Schlusspfiff gesendet hatte. Und darauf, dass sie im Viertelfinale wieder auf Dzsenifer Marozsan bauen kann, auf die 27-jährige Spielgestalterin von Olympique Lyon, die seit ihrem Zehenbruch im Auftaktspiel gegen China so schmerzlich vermisst wird. „Stand jetzt wird sie spielen.“

Marozsan auf der Bank

Marozsan selbst gab sich noch etwas vorsichtiger. Freitag hatte sie erstmals mit dem Team trainiert, nun hatte sie im Achtelfinale auf der Bank gesessen. „Ich habe der Trainerin gesagt, ich bin breit, wenn das Team mich braucht, ich bin frei im Kopf. Aber es ist gut, dass es noch nicht so weit kam. Das hilft der Heilung.“

Ihr Team bekam es auch so noch ohne seinen Star hin. Zu Beginn noch wackelig, weil die Nigerianerinnen alles andere als müde auftraten. Erst am späten Donnerstagabend hatte der Afrikameister Gewissheit, dass er noch als einer der besten Gruppendritten ins Achtelfinale gerutscht war. Anreise aus Paris am Freitag, mit müden Augen ging es ins Training und am Samstag gegen einen ausgeruhten Gruppenersten.

Auf der Bank musste Dzsenifer Marozsan trotzdem mit ansehen, wie ihre Teamkameradinnen in den Anfangsminuten kurz in Schwierigkeiten gerieten, wie Verena Verena Schweers schon nach wenigen Sekunden einen Schuss von Halimatu Ayinde blockte. Kurz drauf musste sich auch Torhüterin Almuth Schult erstmals im Strafraum beweisen. Nigeria war motiviert, nicht müde,

Sara Däbritz auf den Spuren von Birgit Prinz

Geduld war gefragt, das hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schon im Vorfeld gewusst. Nach einer ersten Großchance durch Lina Magull (6.) kam es erst in der 20. Minute zur nächsten großen Gelegenheit. Und die saß: Ecke Magull, Alexandra Popp, mit der Essenerin Lea Schüller die Spitze im mittlerweile bewährten 4-4-2-System bildend, bückte sich ein bisschen und erzielte dann das 1:0. Es war Popps zweiter Treffer bei dieser WM, es war Popps zweiter Kopfballtreffer, es war Popps 100. Spiel im Nationaltrikot und Popp ließ erneut die Geste mit den angewinkelten Fingern folgen, mit der sie diesmal aus Grenoble ins Ruhrgebiet grüßte. E.T. telefonierte wieder nach Hause. „Das war ein perfekter Tag“, sagte die Spielführerin, die ihrem Treffer nicht zu viel Gewicht einräumen wollte. „Wichtig war, dass er früh fiel und uns Stabilität gegeben hat.“

Sara Däbritz jubelte eher konventionell. In der 24. Minute wurde Lina Magull von Evelyn Nwabuoku mit einem Tritt am Knie erwischt, als diese im Strafraum klären wollte, aber den Ball verfehlte. Elfmeter Däbritz, strammer Schuss in die linke untere Ecke, 2:0 in der 27. Minute. Es war Däbritz’s dritter Treffer im dritten Spiel – eine solche Serie gelang einer deutschen Spielerin zuletzt bei der WM 2003: Rekordnationalspielerin Birgit Prinz.

Essenerin Schüller nutzt Fehlpass eiskalt aus

Zweite Halbzeit, ähnlicher Ablauf wie zuvor. Wieder startete Nigeria stark, in der 50. Minute verpasste Rassheedat Ajibade die neben ihr stürmende Desire Oparanozie mit einem Querpass nur knapp. Deutschlands Torhüterin Almuth Schult war bereits geschlagen, es war Glück für Deutschland. Auch wenn das deutsche Team das dominantere war, waren die Gegnerinnen doch immer wieder gefährlich, gaben die Partie vor 17.988 Zuschauern nicht verloren.

Guilia Gwinn versuchte es aus der Distanz, Svenja Huth suchte vermehrt den Abschluss. Lena Oberdorf wurde schließlich für Lina Magull eingewechselt (69.), die 17-Jährige von der SGS Essen machte erneut eine gute Partie im defensiven Mittelfeld. Wie alle ihre Mitspielerinnen warf sie die Hände in die Luft, als Lea Schüller nach einem Fehlpass der Nigerianerinnen im eigenen Strafraum auf 3:0 erhöhte (82.) Dann war es geschafft: Jubel, SMS von der Bundeskanzlerin, Viertelfinale!