Ingolstadt. Für den EHC Red Bull München endet die Saison in der Deutschen Eishockey Liga mit einer Riesenenttäuschung. Längst nicht nur der veränderte Modus bedingt das Aus des Mitfavoriten im Viertelfinale.

Dieser EHC Red Bull München hat also doch keine Garantie auf eine jahrelange Vorherrschaft gemeinsam mit den Adlern Mannheim.

Nach dem überraschenden Aus im Playoff-Viertelfinale fällt die Meisterentscheidung der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in den kommenden Wochen auf jeden Fall ohne einen der beiden Topfavoriten. Der finanzkräftigste DEL-Club wird seinem Selbstverständnis nicht gerecht und bleibt - aufgrund der ausgefallenen Playoffs 2020 auch coronabedingt - mindestens drei Jahre ohne Titel. "Es ist schwierig dafür jetzt Worte zu finden", meinte Erfolgstrainer Don Jackson.

Ob der US-Amerikaner nach dem 4:5 nach Verlängerung beim ERC Ingolstadt auch an die Wutrede seines Mannheimer Trainer-Kollegen Pavel Gross dachte und mit dem verkürzten Modus haderte, ist nicht überliefert. Die Münchner aber litten auch unter den Tücken dieser Corona-Saison. Das Scheitern ist auch dadurch bedingt, dass nur zwei anstelle von vier Siegen je Serie notwendig sind, es ist aber nur einer von mehreren Gründen.

Als einen "Rückfall in die 80er Jahre", als eine "Lachnummer in ganz Europa", hatte Adler-Coach Gross vor einiger Zeit über den stark verkürzten Playoff-Modus geschimpft, der Außenseitern in die Karten spielt.

Klar ist aber auch, dass die Münchner auch im gewohnten Modus Best of Seven bei zwei Auftaktniederlagen und nach dem klaren 1:4 im ersten Heimspiel stark unter Druck geraten wären. Am Donnerstagabend dann endete für den vom österreichischen Brausekonzern unterstützen Club nach der schnellen zweiten Niederlage der Meisterkampf, während sich die Mannheimer nach einer Auftaktniederlage in der Serie gegen die Straubing Tigers in ein drittes Spiel am Samstag retteten.

"Wir haben uns alle etwas anderes vorgestellt. Es ist natürlich sehr ernüchternd für alle", konstatierte der frühere Nationalspieler Philip Gogulla. In Bayerns Landeshauptstadt gibt es stets nur ein Ziel: den Titel. Mit einem guten Gefühl waren die Münchner nach zuletzt elf Siegen in zwölf Spielen in die Playoffs gestartet.

Probleme hatten sie aber schon durch die Vorrunde begleitet, lange waren sie in der Südgruppe deutlich von Mannheim abgehängt worden. Dass die Defensive nicht wie gewohnt stabil war, bestätigten neun Gegentore in zwei Spielen nun gegen Ingolstadt. Dass der ERC den Münchnern ohnehin Probleme bereitet, war bei drei Niederlagen in vier Duellen in der Hauptrunde offensichtlich geworden.

Ein Münchner Team in der Meisterform der Jahre 2016, 2017 und 2018 hätte aber wohl trotzdem ein entscheidendes Playoff-Duell erzwungen. "München war heute über das ganze Spiel gesehen das bessere Team", räumte ERC-Coach Doug Shedden ein. Auch ohne den verletzten Kapitän Patrick Hager lag der EHC bis zehn Minuten vor dem Ende mit 4:2 vorn. Auch Olympia-Torhüter Danny aus den Birken war an einem für ihn unglücklichen Abend dann mitverantwortlich dafür, dass sich die Partie drehte. "Wenn du ins dritte Drittel mit einer 4:2-Führung gehst, darfst du nicht verlieren", haderte Justin Schütz.

Ohne den veränderten Modus wäre der EHC wohl zunächst auf einen leichteren Gegner als auf Ingolstadt getroffen. Ein Aus im Viertelfinale hatte München zuletzt vor sechs Jahren erlebt, ehe für drei Jahre eine eindrucksvolle Dominanz begann. Über eine angebliche Amtsmüdigkeit konnte Jackson nun nach dem abrupten Saison-Aus dennoch nur lachen. "Es ist alles okay bei mir", sagte der 64-Jährige erheitert auf eine entsprechende Frage. "Es geht mir gut, und ich werde bereit sein", meinte er im Hinblick auf die kommende Spielzeit: "Schon jetzt können wir die nächste Saison gar nicht erwarten." Unter welchen Umständen die dann stattfindet, ist aber noch unklar.

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