München. München richtet das Finalturnier um den Basketball-Pokal aus. Das Top-Team ist stinksauer auf die BBL wegen der Ansetzung kurz vor einem historischen Euroleague-Highlight. Die Liga weist den Vorwurf zurück.

Termin-Frust beim FC Bayern, von Schande und Heuchelei ist die Rede - richtige Vorfreude kommt bei den Gastgebern vor der ersten Titelentscheidung der Saison nicht auf. Dabei ist das Top-Four-Turnier um den BBL-Pokal immer ein feierliches Event im deutschen Basketball.

"In dem Moment habe ich keine Ahnung, was Freude und Begeisterung sind", murmelte Münchens Trainer Andrea Trinchieri. Dem sonst so emotionalen Italiener verdirbt der Terminkalender gehörig die Stimmung. Der Sport ist vor dem Titelkampf an diesem Wochenende mit Bayern, Cup-Verteidiger Alba Berlin, ratiopharm Ulm und der BG Göttingen ziemlich in den Hintergrund gerückt.

Die Bayern echauffieren sich darüber, dass die Bundesliga (BBL) an dem Spieltermin festhält, obwohl die Münchner schon am 20. April zum ersten Viertelfinalduell in der Euroleague, der kontinentalen Basketball-Königsklasse, in Mailand ran müssen. "Diese Entscheidung ist eine Schande", schimpfte Bayerns Sportdirektor Daniele Baiesi. Er wirft der BBL Heuchelei vor.

War zuletzt Kritik an Coach Trinchieri wegen dessen Verhaltens an der Seitenlinie laut geworden und hatte sogar zu einer Sperre geführt - die die Bayern anfechten -, so brauche nun keiner etwas "von Fairplay erzählen, der so eine dumme Entscheidung trifft", zischte Baiesi.

Die Münchner fühlen sich mächtig verschaukelt. Einerseits seien sie der BBL entgegengekommen, indem sie in der schwierigen Corona-Saison die Halle bereit stellten. Andererseits werde nun keine Rücksicht genommen auf den XXL-Kalender der maximal strapazierten Bayern.

Dabei vertrete der Verein in der Eliteliga doch auch den ganzen deutschen Basketball, finden die Bayern. Baiesi erzählte, dass er eine Nachricht bekommen habe von einem Spieler der Mailänder, der es nicht fassen konnte, dass die Liga den Bayern vor dem Höhepunkt in der Euroleague kein spielfreies Wochenende freischaufelte. Erstmals überhaupt steht ein Bundesligist in den Euroleague-Playoffs.

Die BBL weist die Kritik zurück. "Natürlich haben wir uns ernsthaft mit Alternativen auseinandergesetzt. Wir haben ungefähr 300 Mal darauf geschaut, aber wir haben keinen anderen Termin gefunden", sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz.

Trainer Trinchieri sorgt sich um die Gesundheit seiner Spieler. Das Halbfinale gegen Ulm am 17. April (16.00 Uhr/Magentasport) ist das bereits 68. Saisonspiel der Bayern. "Ich muss irgendwie die Frische finden. Wir werden versuchen, eine Energie zu finden, die wir nicht haben. Das soll keine Ausrede sein, nicht das Maximum zu geben."

So unschön die Begleitumstände auch sind, die Hausherren wollen den Pokal schon auch gewinnen. Werden sie abgelenkt von der Euroleague? "Nee, ein Halbfinale steht an und dann ein Titel, den man möglicherweise holen kann", stellte Nationalspieler Paul Zipser klar.

Auch Uli Hoeneß will nach dem verpatzten Meister-Finale 2020 nicht noch mal eine andere Mannschaft im Audi Dome jubeln sehen. "Der Pokal ist der einfachste Titel, weil man den mit zwei Siegen packen kann", sagte der Ehrenpräsident bei "Magentasport". "Und wenn man ihn zu Hause spielen darf, dann sowieso. Dann muss man ihn fast gewinnen."

Dafür müssen zunächst die Ulmer geschlagen werden, die pünktlich zur entscheidenden Saisonphase immer besser in Form kommen und deutlich ausgeruhter als die Bayern in das Top Four gehen. Alba Berlin trifft im zweiten Halbfinale ebenfalls am 17. April (19.30 Uhr) auf Außenseiter BG Göttingen. Die Hauptstädter sind Cup-Verteidiger und können mit dem elften Erfolg alleiniger Rekordpokalsieger werden.

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