Berlin. Elektromagnetische Wellen von Mobilfunkgeräten erwärmen das Gewebe. Ob sie gesundheitliche Risiken bergen, ist noch völlig unklar.

Smartphones sind überall: Knapp 45 Millionen Deutsche hängen am Handy – täglich. Wie gefährlich ist die Strahlung, die von den Mobilfunkgeräten ausgeht? Berichte über eine erhöhte Belastung durch das neue iPhone 7 von Apple haben Verbraucher verunsichert. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worum geht es bei den Berichten über das iPhone 7?

Apple informiert in einem Info-Dokument, das über die Webseite des Unternehmens abgerufen werden kann, über die Strahlenwerte des neuen iPhone 7. Apple gibt darin auch generelle Tipps, wie sich die Strahlenbelastung beim Telefonieren verringern lässt, etwa durch die Nutzung der Freisprechfunktion. Auch andere Hersteller von Mobilfunkgeräten veröffentlichen ähnlich lautende Hinweise. In Medienberichten wurden Apples Tipps fälschlicherweise als Warnung vor einer zu hohen Strahlenbelastung durch das iPhone 7 dargestellt.

Maßgebend für die Strahlung, die von einem Mobilfunkgerät ausgeht, ist der SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate). Er wird in Watt pro Kilogramm angegeben. Je kleiner der SAR-Wert ist, desto geringer wird das Gewebe durch die Strahlung erwärmt. Tatsächlich haben das iPhone 7 und das iPhone 7 Plus mit 1,38 Watt pro Kilogramm (W/kg) und 1,24 W/kg im Vergleich zu anderen Geräten deutlich höhere Strahlungswerte (siehe Tabelle) – sie liegen aber klar unter dem Grenzwert von 2,0 W/kg.

Was genau ist Elektrosmog?

Das Wort Smog bezeichnet eine Luftverschmutzung durch Emissionen. Verursacher dieser „Elektroverschmutzung“ sind elektromagnetische Wellen, genauer gesagt nicht ionisierende Strahlung: Das können Wellen von Stromkabeln, elektrischen Geräten oder Hochspannungsleitungen sein – im Fokus stehen jedoch vor allem die Mikrowellen von Wlan, Mobilfunk und Bluetooth. Diese „Handystrahlung“ sei möglicherweise krebserregend, heißt es seit 2011. Metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund, hält die Formulierung für fahrlässig: „Das ist eine absolute Nullaussage, die immer richtig ist und die Menschen nur verunsichert.“

Denn „möglicherweise“ heißt übersetzt: Es kann sein, dass Handystrahlung Krebs verursacht – aber man weiß es nicht. Anders als der Physiker Tolan geht der Ingenieurwissenschaftler Prof. Wilfried Kühling, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des BUND und dort im Bundesarbeitskreis Immissionsschutz aktiv, von ernstzunehmenden Risiken aus, auch wenn sie schwierig zu beweisen seien: Die letzte Klarheit zwischen Ursache und Wirkung, wie sie für einen wissenschaftlichen Beweis vonnöten wäre, sei mit der „heute angewendeten Sichtweise“ oft nicht zu erbringen.

Was weiß man über die Gefährlichkeit der Strahlung?

Hunderte Studien, von Tierversuchen über statistische Erhebungen von Fallzahlen bestimmter Krankheiten bis hin zu Befragungen von Krebspatienten, haben sich bereits mit der potenziellen Gefährdung durch die nicht ionisierende elektromagnetische Strahlung befasst – und kamen zu den unterschiedlichsten Ergebnissen, die wiederum auf unterschiedlichste Weise interpretiert wurden. Erst in diesem Sommer lieferte eine neue Studie aus den USA Anzeichen für ein leicht erhöhtes Krebsrisiko im Tierversuch bei Mäusen.

Fast zeitgleich legten australische Forscher Ergebnisse einer rund 30 Jahre laufenden Langzeitstudie vor – mit gegenteiligem Ergebnis: „Wir fanden keinen Anstieg bei der Gehirntumor-Häufigkeit, die dem steilen Anstieg der Mobilfunk-Nutzung entsprochen hätte“, berichten die Forscher im Journal „Cancer Epidemiology“. Bislang bewiesen sind lediglich thermische Effekte, wie man sie spürt, wenn man lange Zeit mit dem Handy am Ohr telefoniert hat. Da der Körper seinen Wärmehaushalt normalerweise gut ausgleichen kann, sei die Gefahr schädlicher Effekte hier gering.

Wenn aber die These vom schädlichen Elektrosmog stimmen sollte, würden schon wesentlich geringere Strahlungsmengen, die längst nicht zur spürbaren Erwärmung einzelner Körperteile führen, ein Gefahrenpotenzial darstellen. Metin Tolan verweist auf „das seit 20 Jahren weltweit laufende Massenexperiment“: Es gibt heute mehr Handys als Menschen, und die Geräte werden exzessiv genutzt. „Wäre das Handy ein so gigantischer Krankheitsbeschleuniger, dann würde man das heute schon sehen.“

Wie können sich Handynutzer schützen?

Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sollte man schon beim Kauf eines Geräts erfragen, wie hoch dessen sogenannter SAR-Wert (spezifische Absorptionsrate) ist. Liegt dieser um 0,6 W/Kg oder niedriger, gelte das Smartphone als strahlungsarm. Wer Telefonate über Freisprecheinrichtung oder Headset führt, statt das Gerät direkt ans Ohr zu halten, reduziert ebenfalls die Strahlenbelastung.

Die ist übrigens beim Verbindungsaufbau besonders hoch, anschließend senkt das Gerät die Sendeleistung auf das notwendige Maß – guter Empfang ist also ebenfalls von Vorteil. Statt in Hosen- oder Hemdtasche sollte das Handy lieber in der Jacke stecken und nachts beim Aufladen nicht direkt auf dem Nachttisch, sondern etwas weiter weg im Raum liegen.