Hannover. Ihr Schicksal rührte viele von Herzen: Vor einem Jahr wurden erstmals Kinder und Jugendliche aus den griechischen Flüchtlingslagern nach Deutschland geholt. In dieser Woche trifft der letzte Flug ein.

Ein vorerst letztes Mal soll an diesem Donnerstag ein Flugzeug schutzbedürftige Menschen aus griechischen Flüchtlingslagern nach Deutschland bringen.

Vor rund einem Jahr, am 18. April 2019, landeten erstmals 47 Kinder und Jugendliche, die aus den heillos überfüllten griechischen Flüchtlingslagern auf den Ägäis-Inseln Samos, Chios und Lesbos kamen.

Es sei gelungen, fast 3000 Menschen aus den erbärmlichen Zuständen aus den Lagern auf den griechischen Inseln herauszuholen, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD): "Deutschland sollte in dieser Frage weiter vorangehen, gerade angesichts der aktuellen Umstände in den Lagern insbesondere nach dem verheerenden Brand im vergangenen September", sagte Pistorius der Deutschen Presse-Agentur.

Deutschland nahm den weitaus größten Teil der von den griechischen Inseln geholten Menschen auf. Pistorius betonte, dass dieser Umstand bei einem weiteren Engagement Deutschlands eine Rolle spielen müsse. "Es ist jetzt wichtig, nicht nur selbst etwas zu tun, sondern insbesondere auch die anderen europäischen Staaten an ihre humanitären Pflichten zu erinnern."

Vor einem Jahr wurden zunächst unbegleitete Minderjährige aus den Flüchtlingslagern geholt, dann behandlungsbedürftige Kinder mit ihren Familienangehörigen und schließlich bereits in Griechenland als schutzbedürftig anerkannte Menschen aufgenommen, hieß es dazu aus dem Innenministerium in Hannover.

Deutschland habe insgesamt 53 unbegleitete Minderjährige aufgenommen. 16 davon blieben in Niedersachsen. Sie wurden aufgenommen, um ihnen die Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland zu ermöglichen.

Die im April vergangenen Jahres in Niedersachsen angekommenen Kinder und Jugendlichen wurden für eine zweiwöchige Quarantäne an einem gut geeigneten Ort betreut und bekamen medizinische und psychologische Hilfe. Danach wurden sie in Niedersachsen und anderen Bundesländern in die Obhut von Jugendämtern gegeben. Dort sei für eine kindeswohlgerechte Unterbringung in geeigneten Einrichtungen oder bei geeigneten Personen gesorgt worden.

Auch 243 behandlungsbedürftige Kinder und deren Familienangehörige - insgesamt 1035 Menschen - wurden nach Deutschland geholt. Davon blieben 71 Personen in Niedersachsen. Für diese Menschen waren zunächst die Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder zuständig.

Die Bundesregierung hatte außerdem zugesagt, weitere 1553 Menschen in Griechenland als schutzbedürftig anerkannte Menschen aufzunehmen. Das sind 408 Familien. Sie wurden vor ihrer Verteilung auf die Bundesländer überwiegend zentral in Niedersachsen im Grenzdurchgangslager Friedland aufgenommen. Ihre Aufnahme wird laut niedersächsischem Innenministerium mit dem letzten Flug aus Griechenland diesen Donnerstag abgeschlossen sein. Mit Stand Anfang dieser Woche wurden aus diesem Kontingent 1423 Menschen aufgenommen, von denen 207 in Niedersachsen blieben. Insgesamt hat Niedersachsen dem Ministerium zufolge 329 Menschen aus Griechenland aufgenommen.

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