Leipzig. Die Gegner der Corona-Politik hatten sich erneut Leipzig ausgesucht, um ihrem Unmut Luft zu machen. Doch die Autokolonnen fielen kleiner aus als erwartet. Und es gab radelnde Gegendemonstranten.

Der Protest von Gegnern der Corona-Politik ist in Leipzig viel kleiner ausgefallen als angekündigt. Zugleich stießen die Autokolonnen aus mehreren Städten Sachsens und Sachsen-Anhalts am Samstag auf breiten Widerstand.

Hunderte Demonstranten waren auf Fahrrädern in der Stadt unterwegs, um sich auf und entlang der Routen zu postieren. Die Polizei schätzte die Teilnehmer der verschiedenen Aktionen unter dem Motto "Querdenken ausbremsen" auf mehr als 1000. Nach Blockaden auf einer der Routen musste einer der Autokorsos mit etwa 160 Fahrzeugen umgeleitet werden - er war erst mit mehr als zweistündiger Verspätung im Stadtteil Grünau gestartet.

In der Stadt waren für Samstag rund 1000 Fahrzeuge in mehreren Autokorsos angemeldet worden. Doch letztlich konnten die Initiatoren weit weniger Unterstützer mobilisieren. Die Polizei sprach von etwa 350 Autos. Sie waren in Begleitung der Polizei unter anderem aus Naumburg, Dresden und Limbach-Oberfrohna (Landkreis Zwickau) nach Leipzig gefahren. An ihre Autoscheiben hatten sie Plakate geheftet, auf denen sie ihren Unmut etwa gegen die Impfungen äußerten. Laut Polizei hatten mehrere Teilnehmer an dem Startpunkt in Leipzig-Grünau ihre Autokennzeichen abgeklebt. Dagegen seien die Einsatzkräfte vorgegangen, hieß es.

Nach heftigem Gegenprotest war ein solcher Autokorso am Vormittag in Halle beendet worden. Etwa 100 Menschen verhinderten teils mit Gewalt, dass sich die Fahrzeuge in der Stadt überhaupt versammeln konnten, wie eine Sprecherin der Polizei Halle mitteilte. Die Polizei habe "Maßnahmen" gegen die Gegendemonstranten ergriffen. Auf beiden Seiten sei es zu Sachbeschädigungen gekommen, hieß es. Ein weiterer Konvoi in Plauen wurde laut Polizei vom Veranstalter am Vormittag abgesagt. Hierfür waren der Versammlungsbehörde rund 200 Teilnehmer avisiert worden. Wegen der hohen Corona-Inzidenz im Vogtland war für ihn nur eine Strecke in der Region genehmigt worden.

In Leipzig hatte ein Bündnis aus Vereinen, Initiativen, Parteien und Gewerkschaften dazu aufgerufen, sich den Gegnern der Corona-Maßnahmen entgegenzustellen. Aus verschiedenen Stadtteilen hatten sich Demonstranten per Fahrrad und Motorrad auf ins Zentrum zu einer Kundgebung auf dem Augustusplatz gemacht. Irena Rudolph-Kokot vom Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz. Der Zustrom sei so groß gewesen, dass Teilnehmer weggeschickt werden mussten. Sie sprach von mehr als 1500 Menschen.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der Stadt im Einsatz, auch damit sich die Geschehnisse vom November nicht wiederholen. Damals war eine Demonstration von Kritikern der Corona-Maßnahmen aus dem Ruder gelaufen und hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Mehrere zehntausend Teilnehmer hatten sich in der Innenstadt versammelt und reihenweise gegen Corona-Auflagen verstoßen. Als die Stadt die Versammlung auflöste, erzwangen die Demonstranten einen Marsch über den Leipziger Innenstadtring, obwohl das verboten war.

Das Konzept ist dieses Mal offensichtlich aufgegangen. Es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben, hieß es am Abend aus der Pressestelle der Polizeidirektion Leipzig. Bei dem Einsatz waren auch Polizisten aus anderen Bundesländern sowie Hubschrauber im Einsatz; am Impfzentrum der Stadt war ein gepanzertes Fahrzeug stationiert.

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