Nürnberg. Es ist das erste Mal, dass in Deutschland ein mutmaßliches Mitglied der “Feuerkrieg Division“ vor Gericht steht. In der rechten Chatgruppe soll er sich über Pläne für einen Anschlag ausgetauscht haben. Diesen Vorwurf weist der 23-Jährige zurück.

Vor dem Landgericht Nürnberg muss sich seit Donnerstag ein 23-Jähriger verantworten, der einen rechtsgerichteten Terroranschlag geplant haben soll.

Zum Auftakt des Prozesses räumte der Angeklagte über seine Verteidiger ein, in der rechten Chatgruppe "Feuerkrieg Division" aktiv gewesen zu sein und sich Waffen beschafft zu haben. Den Vorwurf, er habe einen Anschlag geplant, wiesen die Anwälte aber zurück. Die Waffen habe sich der Angeklagte besorgt, weil er technikaffin sei und einem Schützenverein habe beitreten wollen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus der Oberpfalz dagegen die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vor. Dafür soll er sich laut Anklage Waffenteile besorgt und sich in der Chatgruppe "Feuerkrieg Division" über Anschlagspläne ausgetauscht haben. Vor allem der Terroranschlag auf die Synagoge in Halle soll den Mann bewegt haben.

Intensiv habe er sich mit der Vorgehensweise des mutmaßlichen Attentäters Stephan Balliet beschäftigt, sagte Oberstaatsanwalt Maximilian Laubmeier vor der Staatsschutzkammer des Nürnberger Landgericht. Unter den Pseudonymen "Heydrich" und "reinhard070304" - nach dem Holocaust-Organisator Reinhard Heydrich - habe der Angeklagte sich in der Chatgruppe über Anschlagspläne an einem "Ort der Andacht" wie einer Moschee oder einer Synagoge ausgetauscht. Außerdem habe er sich Waffenteile besorgt, die er zu einem Sturmgewehr habe zusammenbauen wollen. Sein Ziel sei gewesen, möglichst viele Menschen zu töten.

Der Elektriker sitzt seit Anfang Februar in Untersuchungshaft. Mit ihm steht zum ersten Mal in Deutschland ein mutmaßliches Mitglied der international vernetzten Gruppe "Feuerkrieg Division" vor Gericht. Diese hat sich nach Angaben des Landgerichts unter anderem Anschläge gegen Juden und Muslime zum Ziel gesetzt.

Die Mutter des Angeklagten beschrieb diesen vor Gericht als eigenbrötlerisch und zurückgezogen. "Er wollte einfach nirgends hingehen, wo viele Leute sind." Schon als Kind habe er kaum Freunde gehabt und hauptsächlich gelesen. Später habe er zu viel Zeit mit Computerspielen verbracht und sei deshalb in Behandlung gewesen.

Eine Zeit lang träumte der Angeklagte nach Angaben seiner Mutter davon, zur Bundeswehr zu gehen. Dort habe er es aber nur wenige Tage ausgehalten, weil er Probleme mit den vielen Kontakten zu Menschen bekommen habe. In Bundeswehr-Kleidung sei er trotzdem weiterhin rumgelaufen.

Der Angeklagte bestellte viel im Internet, ließ die Pakete zum Teil an andere Verwandte und später auch an ein Postfach schicken. Sein Cousin öffnete einige davon. Darin seien eine Sturmhauben, Uniformabzeichen und Adolf Hitlers "Mein Kampf" gewesen, sagte er vor Gericht aus.

Der Prozess geht in der kommenden Woche am Landgericht weiter. Voraussichtlich am 4. Dezember will die Staatsschutzkammer ein Urteil verkünden.

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