London. Die “Partygate“-Affäre von Boris Johnson macht seiner Konservativen Partei zu schaffen. In Umfragen liegen die Tories deutlich hinter ihrer Konkurrentin Labour. Kann sich Johnson halten?

Belastet von schlechten Umfragen und einem verheerenden Medienecho kämpft der britische Premierminister Boris Johnson in der "Partygate"-Affäre um sein Amt.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Zeitung "Times" zufolge wuchs der Vorsprung der oppositionellen Labour-Partei vor Johnsons Konservativen auf zehn Prozentpunkte - die größte Differenz seit Dezember 2013. Bisher haben vier Tory-Abgeordnete, darunter mit Douglas Ross der Chef der schottischen Konservativen, den Premier öffentlich zum Rücktritt aufgefordert.

Wie die "Times" berichtete, zeigte sich Johnson im Gespräch mit Parteikollegen trotzig. Er habe persönlich nichts falsch gemacht, soll er bei einem Treffen gesagt haben. Mit seiner Entschuldigung habe sich Johnson Zeit gekauft, kommentierte das Blatt. Dennoch sei der parteiinterne Widerstand groß. "Es ist vorbei. Es ist nicht zu verteidigen und es ist erstaunlich, wie wenig Unterstützung er innerhalb der Fraktion hat", sagte ein Kabinettsmitglied der Zeitung. Die Zeitung "Daily Mirror" nannte den Premier auf ihrer Titelseite "eine Schande".

Johnson hat einen Rücktritt nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Er bat lediglich darum, das Ergebnis einer laufenden internen Ermittlung abzuwarten, die sich mit mehreren mutmaßlichen Lockdown-Partys in der Downing Street beschäftigt. Viele haben nun den Eindruck, Johnsons Entschuldigung komme nicht von Herzen. "Er entschuldigt sich dafür, dass er erwischt wurde", ätzte die Labour-Politikerin Lisa Nandy.

Vor allem zwei Spitzenpolitiker der Tories werden bereits als mögliche Nachfolger genannt: Außenministerin Liz Truss und Finanzminister Rishi Sunak. Beide meldeten sich erst am späten Mittwochabend zu Wort. Truss versicherte dabei Johnson ihre 100-prozentige Unterstützung. Sunak, dem ein schwieriges Verhältnis zu Johnson nachgesagt wird, äußerte sich deutlich zurückhaltender.

Sobald 15 Prozent der 360 konservativen Abgeordneten dem Premier ihr Misstrauen aussprechen, kommt es in der Fraktion zu einer Abstimmung über seine Zukunft. Davon ist Johnson aber offiziell noch weit entfernt. Für den Premier spreche zudem, dass die unterschiedlichen Tory-Flügel nicht an einem Strang ziehen, kommentierte die BBC. Neuen Fragen der Medien musste sich Johnson nicht stellen. Weil ein Familienmitglied positiv auf Corona getestet wurde, sagte der Premier einen geplanten Besuch in einem Impfzentrum ab.

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