Duschanbe. Das Erstarken der Taliban in Afghanistan macht Russland Sorgen: Moskau befürchtet, dass islamistische Kämpfer in zentralasiatisches Ex-Sowjetgebiet eindringen könnten. Nun beginnt ein mehrtägiges Militärmanöver.

Angesichts des Vormarsches der Taliban in Afghanistan beginnt unter Beteiligung Russlands heute in der zentralasiatischen Grenzregion eine Militärübung.

An dem gemeinsamen Manöver mit den Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Usbekistan nehmen bis zum 10. August insgesamt 2500 Soldaten und 500 Militäreinheiten teil, wie es zuletzt aus der Pressestelle des zuständigen russischen Militärbezirks hieß.

Rund 20 Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt sollen sie auf einem Militärgelände in der tadschikischen Region Chatlon unter anderem trainieren, wie ein Eindringen von Kämpfern aus Afghanistan verhindert werden kann.

Russland besorgt - Ausbau der Stützpunkte

Russland, das in Tadschikistan seine größte Auslandsbasis hat, ist mit bis zu 1800 Soldaten vertreten. Moskau sieht den Vormarsch der militant-islamistischen Taliban im Zusammenhang mit dem Abzug der US- und Nato-Truppen in Afghanistan mit Sorge. Erst kürzlich kündigte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu einen Ausbau seiner zentralasiatischen Stützpunkte an.

Bei dem gemeinsamen Manöver soll unter anderem die Verteidigung gegen feindliche Panzer und Drohnen geübt werden. Auch die Abwehr aus der Luft soll trainiert werden. In der vergangenen Woche hatte Russland dafür mehrere Kampfflugzeuge vom Typ Su-25 aus Kirgistan nach Tadschikistan verlegt. Auch insgesamt 17 Schützenpanzer des Typs BMP-2 seien auf dem russischen Stützpunkt in Tadschikistan eingetroffen.

Taliban erobern wichtige Gebiete

Zuletzt hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan massiv verschlechtert. Die US-Militärmission endet offiziell am 31. August. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen Anfang Mai haben die Taliban mehrere Offensiven gestartet und dabei ländliche Gebiete, mehrere Grenzübergänge und Teile wichtiger Überlandstraßen erobert. In dieser Woche reklamierten sie erstmals seit rund eineinhalb Jahren einen großen Angriff in der Hauptstadt Kabul für sich. Ziel war ein Haus des amtierenden Verteidigungsministers.

In den vergangenen Wochen waren Hunderte Angehörige afghanischer Sicherheitsorgane aus Angst vor den Taliban nach Tadschikistan und Usbekistan geflohen.

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