Lagos. Unbekannte haben im Norden des Landes mehr als 300 Schülerinnen entführt. Erst vor gut einer Woche waren bei einem Angriff auf eine Schule Dutzende Menschen verschwunden - ihr Schicksal ist unklar.

Im westafrikanischen Staat Nigeria sind erneut Hunderte Schulkinder verschleppt worden.

Bewaffnete Angreifer stürmten nach Behördenangaben am Freitagmorgen die Jangebe-Schule im nördlichen Bundesstaat Zamfara. Polizeisprecher Mohammed Shehu bestätigte, dass 317 Schulmädchen vermisst würden. Eine schwer bewaffnete Einheit sei unterwegs nach Jangebe, um dort die eingeleiteten Rettungsmaßnahmen zu verstärken.

"Zwei meiner Töchter im Alter von 10 und 13 Jahren sind unter den 300 Schülerinnen, die nach Angaben der Schule vermisst werden", sagte Nasiru Abdullahi telefonisch der Deutschen Presse-Agentur. Ein Anwohner berichtete, die unbekannten Angreifer hätten mehrere Stunden lang die Schülerinnen ausgewählt, die sie mitnehmen wollten. "Schließlich trieben sie die Mädchen zusammen und ließen sie in einen Wald marschieren", sagte Musa Mustapha.

Die Angreifer operierten demnach in zwei Gruppen: Eine überfiel einen nahegelegenen Militär-Stützpunkt, die andere die Schule. Unklar blieb zunächst, wer hinter den Attacken steckt und ob es dabei auch Tote oder Verletzte gab.

Vor gut einer Woche war eine Schule in Kagara angegriffen worden, auch hier waren Dutzende Menschen verschleppt worden. Über ihr Schicksal herrscht weiter Unklarheit.

Die Hilfsorganisation Save the Children sprach von bis zu 450 verschleppten Schülerinnen bei dem Überfall am Freitag und forderte deren sofortige Freilassung. "Diese wiederholten Angriffe auf Schulen im Norden Nigerias sind inakzeptabel; Schulen dürfen keine Orte der Angst sein, sie müssen sichere Lernorte sein, in denen Kinder spielen, lernen, ihr volles Potenzial entfalten und ausleben können", erklärte Mercy Gichuhi, Länderdirektorin von Save the Children in Nigeria.

Vor knapp zwei Monaten hatte die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im nördlich gelegenen nigerianischen Bundesstaat Katsina Hunderte Schulkinder entführt, sie eine Woche später aber wieder freigelassen. Unklar blieb, ob Lösegeld gezahlt wurde.

Boko Haram, aber auch Splittergruppen terrorisieren seit Jahren die Bevölkerung in Nordnigeria. 2014 hatten sie aus der Schule in Chibok 276 Mädchen entführt. Die Tat hatte international für Entsetzen gesorgt und eine von Prominenten unterstützte Solidaritätskampagne ausgelöst. Trotz diverser Freilassungsaktionen werden weiter viele Mädchen vermisst.

© dpa-infocom, dpa:210226-99-607821/3