Washington. US-Präsident Trump wollte laut Medienberichten offenbar eine Militäroperation durchführen – und eine Atom-Anlage im Iran angreifen.

  • Donald Trump wollte in seinen letzten Wochen als US-Präsident offenbar noch eine Militäraktion durchführen
  • US-Medienberichte zufolge habe Trump wohl geplant, eine Atom-Anlage im Iran angreifen zu wollen
  • Seine Berater haben ihn offenbar noch umstimmen können
  • Dafür verkündete der geschäftsführende Verteidigungsminister Christopher Miller den Abzug von Truppen aus Afghanistan und dem Irak

Als die US-Außenpolitik-Experten Nicolas Burns und Kori Schake im renommierten Radio-Sender NPR gefragt wurden, wovor sie auf der Schluss-Etappe der Präsidentschaft Donald Trumps am meisten Angst haben, kamen bei den ehemaligen Beratern des früheren Präsidenten George W. Bush vor wenigen Tagen zwei Stichworte gehäuft vor: Ein überhasteter US-Truppen-Abzug aus Afghanistan. Und ein Militärschlag gegen iranische Atom-Anlagen. Der Truppenabzug ist laut Regierungsangaben beschlossen. Die Sorgen über einen Angriff auf den Iran haben aktuelle Medienberichte substanziell bestätigt.

Wie die New York Times und andere Medien berichten, hat Donald Trump am vergangenen Donnerstag explizit um militärische Optionen gebeten, die iranische Atom-Anlage in Natanz anzugreifen.

Auslöser waren Berichte der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien. Danach hat der Iran seine Vorräte an niedrig angereichertem Uran, das zum Bau von Atomwaffen benutzt werden kann, gegen die Auflagen aus dem internationalen Atomabkommen, das Trump 2018 einseitig aufgekündigt hatte, um das Zwölffache gesteigert.

Trump stellte die Frage nach einer militärischen Antwort bei einem Treffen im Oval Office, an dem Vize-Präsident Mike Pence, Außenminister Mike Pompeo, der kommissarische Verteidigungsminister Christopher Miller und Generalstabschef Mark Milley teilnahmen.

Trump wollte offenbar Iran angreifen – Berater stimmen ihn um

Laut New York Times haben allen Beteiligten Trump von einem Militärschlag abgeraten. Begründung: Ein solcher Akt könne im volatile Nahen Osten schnell zu einer größeren kriegerischen Aktion in den letzten Wochen der am 20. Januar 2021 endenden Amtszeit des Präsidenten führen.

Trump soll nach der Unterrichtung signalisiert haben, die Idee einer militärischen Strafaktion gegen Iran vorerst nicht weiter zu verfolgen. Das Weiße Haus wollte die Berichte auf Anfrage nicht kommentieren.

Unterdessen haben sich offenbar Trumps Überlegungen konkretisiert, bis Mitte Januar das Kontingent der rund 4500 noch in Afghanistan stationierten US-Soldaten auf rund 2500 zu reduzieren. Der geschäftsführende US-Verteidigungsminister Christopher Miller kündigte am Dienstag den Abzug von rund 2000 Soldaten bis zum 15. Januar an.

Donald Trump gibt ein Statement im Garten des Weißen Hauses.
Donald Trump gibt ein Statement im Garten des Weißen Hauses. © AFP | SAUL LOEB

Trump denkt über Truppenabzug aus mehreren Regionen nach

Trump hatte vor wenigen Tagen Verteidigungsminister Mark Esper ohne Angaben von Gründen entlassen. Danach stellte sich heraus, dass Esper das Weiße Haus vor einem schnellen Truppenabzug gewarnt hatte. Die Sicherheitslage am Hindukusch sei nicht adäquat, sagte er. Außerdem könnten die radikal-islamistischen Taliban dies als Zeichen verstehen, ihre Beteiligung an einem Friedensprozess mit der Regierung in Kabul zu überdenken.

Trump setzt offenbar andere Prioritäten. Mit dem früheren Heeresoffizier Douglas Macgregor, der zwischenzeitlich als neuer US-Botschafter in Berlin gehandelt wurde, ist Espers Nachfolger Christopher Miller ein dezidierter Befürworter eines Totalabzugs der USA aus Afghanistan an die Seite gestellt worden.

Neben dem Abzug aus Afghanistan sollen auch die US-Truppen im Irak (derzeit 3000) bis zum 15. Januar um 500 Soldaten reduziert werden. Miller sagte am Dienstag, Trump wolle „die Kriege in Afghanistan und im Irak zu einem erfolgreichen und verantwortungsvollen Abschluss bringen und unsere mutigen Soldaten zurück nach Hause holen“.

Trump will darüber hinaus offenbar auch bei den US-Truppen in Somalia (derzeit 700) deutliche Kürzungen vornehmen. Republikanische Sicherheitspolitiker im Kongress zeigten sich reserviert und warnten vor übereilten Schritten.