Riad. Die G20 repräsentiert zwei Drittel der Weltbevölkerung und 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft. Kann sie in der Corona-Krise für globale Antworten sorgen?

Die Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsmächte kommen an diesem Donnerstag zu einem Video-Sondergipfel zur Corona-Krise zusammen.

Bei dem virtuellen Treffen der G20 soll es um weltweit koordinierte Schritte zur Eindämmung der Pandemie und um die "menschlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen" gehen, kündigte Saudi-Arabien am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur SPA zufolge an. Das Königreich hat derzeit den Vorsitz in der G20-Gruppe. Geleitet wird die Videoschalte vom saudischen König Salman.

Die "Gruppe der 20" vereint zwei Drittel der Weltbevölkerung, 85 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 75 Prozent des Welthandels. Ihr gehören unter anderen die USA, China, Russland und Deutschland an. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird trotz ihrer Quarantäne an der Videoschalte teilnehmen.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Mittwoch, es gehe bei den Beratungen darum, die internationale Zusammenarbeit in der Krise und die weltweite Gesundheitsarchitektur zu stärken. Die G20 habe sich schon in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit dem Thema Gesundheit auseinandergesetzt. "Darauf kann man jetzt aufsetzen."

Auch Länder und Organisationen, die eigentlich nicht Teil der G20 sind, sollen teilnehmen. Darunter sind Spanien, Jordanien, Singapur und die Schweiz sowie die Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Weltbank und der Internationale Währungsfonds. Vertreter regionaler Ländergruppen wie die südostasiatischen Nationen (Asean), die Afrikanische Union (AU) und der Golf-Kooperationsrat (GCC) werden ebenfalls zugeschaltet.

Zuvor hatten sich unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Chinas Präsident Xi Jinping für einen Sondergipfel auf G20-Ebene ausgesprochen. Ziel müsse es unter anderem sein, unter Einbeziehung der WHO an der Behandlung von Covid-19 und einem Impfstoff zu arbeiten. Außerdem brauche es einen Plan, um die Weltwirtschaft mit fiskalischen und monetären Maßnahmen zu stabilisieren.

UN-Generalsekretär António Guterres fordert von den G20-Ländern Zugeständnisse an die Entwicklungsländer und einen gewaltigen internationalen Konjunkturplan. Ein "Plan wie zu Kriegszeiten" müsse den Volkswirtschaften "massive Ressourcen zuführen und einen zweistelligen Prozentsatz des Bruttoweltprodukts erreichen", schrieb Guterres in einem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bei dem vom UN-Chef angedachten Volumen würde es sich um mehrere Billionen Dollar handeln.

Díe G20 wurde 1999 in Berlin gegründet - zunächst aber nur auf Ebene der Finanzminister. Auslöser war die Finanzkrise in Asien. Nach Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008 kamen erstmals auch die Staats- und Regierungschefs der Gruppe zusammen und koordinierten erfolgreich ein gemeinsames Vorgehen. Seither treffen sie sich normalerweise einmal im Jahr. Die Videokonferenz ist ein Novum. Das diesjährige Gipfeltreffen ist für November geplant.