Rom. Protestaktionen der Klimabewegung “Letzte Generation“ haben die Regierung in Italien verärgert. Einige fordern nun strengere Strafen.

Die Einwohner Roms kennen den bootsförmigen Brunnen des Bildhauers Pietro Bernini aus dem 17. Jahrhundert als "Barcaccia". Sein Bau ist von einer Volkslegende inspiriert: Demnach soll im Jahr 1598 der Tiber so überflutet gewesen sein, dass er ein Boot bis zum Platz vor der Spanischen Treppe anspülte. Der Brunnen ist eine der Hauptattraktionen in Rom und Wahrzeichen der Ewigen Stadt.

Klimaaktivisten haben am Samstag das Wasser des berühmten Barock-Brunnens schwarz gefärbt. Drei Mitglieder der Gruppe "Letzten Generation" kippten pflanzliche Farbe in den Brunnen und wurden anschließend von der Polizei abgeführt. Die Protestaktion sollte nach Angaben der Aktivisten an das "Weltuntergangsszenario" erinnern. Auf dieses steuere die Menschheit zu, "während wir alle weiter aufs Gaspedal drücken: Dürren, die dem Leben auf der Erde ein Ende setzen, dazu Hitzewellen".

Letzte Generation: Ministerium will gegen Aktivisten klagen

Der Protest löste eine scharfe Reaktion der Rechtsregierung um Giorgia Meloni in Italien aus. "Jetzt reicht es. Wer Monumente beschmutzt, ruiniert, verunstaltet, muss zahlen – auch einen Schadenersatz. Das Kulturministerium wird als Nebenkläger in den Strafverfahren auftreten, die sich aus den jüngsten Aktionen ergeben werden, sei es in Florenz, Rom oder anderswo", sagte der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano.

Die städtische Polizei führt eine Aktivistin ab. Italiens Regierung will der Letzten Generation an den Geldbeutel.
Die städtische Polizei führt eine Aktivistin ab. Italiens Regierung will der Letzten Generation an den Geldbeutel. © Handout / LAST GENERATION / AFP

Der Angriff auf den Brunnen in Rom sei "der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt". "Wir sind mit einem systematischen Vandalismus gegen unser künstlerisches und kulturelles Erbe konfrontiert, der absolut nichts mit Umweltschutz zu tun hat. Diejenigen, die unser kulturelles Erbe beschädigen, dürfen nicht ungestraft davonkommen, sie müssen streng bestraft werden", so der Minister. Er arbeite an einer Regelung, "die die Verantwortlichen für die Schäden zur Kasse bittet".

"Diejenigen, die diese Aktionen durchführen, müssen zusätzlich zu den strafrechtlichen Bestimmungen, die möglicherweise verschärft werden, den Schaden aus eigener Tasche zahlen", sagte Sangiuliano. Der Minister beauftragte eine Expertenkommission, die Schäden am Brunnen vor der Spanischen Treppe zu beziffern. Diese könnten "dauerhaft sein", beklagte der Minister.

Klimakrise: Proteste in Italien nehmen zu

Der geschwärzte Brunnen in Rom ist Teil einer Serie von Aufsehen erregenden Protestaktionen in ganz Europa, mit denen die Letzte Generation auf den Klimanotstand aufmerksam machen und Politiker zum schnelleren Handeln auffordern will. Ähnliche Aktionen waren unter anderem in Florenz und Mailand durchgeführt worden. Zuvor hatten die Aktivisten bereits zahlreiche andere Kunstwerke und Kulturstätten mit Farbe, Kartoffelbrei oder Suppe attackiert. Zudem kleben sich Mitglieder der Gruppe immer wieder auf Straßen fest und sorgen so für massive Verkehrsbehinderungen.

Mailand: Polizisten tragen einen Aktivisten der Gruppe
Mailand: Polizisten tragen einen Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation", nachdem diese die Statue von Vittorio Emanuele auf der Piazza Duomo verunstaltet haben. © Claudio Furlan/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Vor zwei Wochen hatten Klimaaktivisten die Fassade des berühmten Palazzo Vecchio in Florenz mit Farbe beschmiert. Zwei Mitglieder der "Letzten Generation" sprühten orangene, abwaschbare Farbe mithilfe von Feuerlöschern an die Eingangsfassade des mittelalterlichen Bauwerks. Während die beiden Klimaaktivisten abgeführt wurden, reagierten Passanten zum Teil unwirsch und mit Beleidigungen auf die Aktion.

Der Palazzo Vecchio ist eines der bedeutendsten Bauwerke der toskanischen Stadt Florenz. Der Palast wurde im 14. Jahrhundert gebaut und diente ursprünglich als Sitz des florentinischen Stadtparlaments. Im 19. Jahrhundert war er zudem für einige Jahre Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer. Nach der Aktion begannen direkt die Putzarbeiten. Der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, beteiligte sich an diesen. "Das sind Barbaren. So protestiert man nicht", sagte er.