Berlin. Gasheizungen sollen auch nach 2024 zugelassen werden – wenn sie mit klimafreundlichen Gasen betrieben werden können. Um was geht es?

Fast 30 Stunden haben die Spitzen von SPD, Grünen und FDP in dieser Woche im Koalitionsausschuss miteinander diskutiert – unter anderem über die Wärmewende. Am Ende stand fest: Das von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplante Gesetz zum Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen wird kommen – allerdings mit einem Kompromiss.

Koalitionsausschuss einigt sich bei Heizungsstreit: Was ab Januar 2024 gelten soll

Der Koalitionsausschuss habe beschlossen, „gesetzlich festzuschreiben, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden soll“, heißt im Ergebnispapier. Es läuft somit auf hybride Heizungsanlagen hinaus – etwa eine klassische Ölheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe oder Solarthermieanlage. Zum Teil gibt es für diese Lösungen aktuell schon Förderungen. Was für staatliche Zuschüsse es für neue Heizungen gibt, fasst der eben verlinkte Beitrag zusammen.

Hinzugefügt wurde auf Drängen der FDP jedoch der Zusatz, dass dabei ein „technologieoffener Ansatz“ verfolgt werde. Wie genau ein solcher Ansatz aussehen könnte, ist bisher noch unklar. Laut FDP-Chef Christian Lindner sollen Gasheizungen weiterhin zugelassen werden, wenn sie mit klimafreundlichen Gasen betrieben werden. Doch was genau ist das?

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Gasheizung mit Biogas nutzen: Wie diese Gase klimafreundlich produziert werden

Zu den wichtigsten klimafreundlichen Gasen zählen Biogas oder Wasserstoff. Beide machen aktuell allerdings nur einen sehr geringen Teil der Gasversorgung aus. Laut Bundesnetzagentur wurden 2021 gerade einmal 2,5 Gigawattstunden Biogas – aufbereitet als Biomethan – in das öffentliche Netz eingespeist. Beim Wasserstoff waren es sogar nur 0,004 Gigawattstunden.

Das ist eine Wasserstoff-Heizung

weitere Videos

    Biogas wird aus organischen Materialien wie Tierdung, Pflanzenabfällen oder Lebensmittelresten produziert. Diese Biomasse wird dann in Biogasanlagen gesammelt und mit Hilfe von Bakterien zersetzt. Dadurch entsteht ein Gas, das aufgefangen und für die Strom- oder Wärmeerzeugung genutzt werden kann. Um es in die Gasinfrastruktur einspeisen zu können, muss es allerdings noch zu Biomethan aufbereitet werden. Aktuell stammt allerdings nur ein Fünftel der Biomasse, die für die Produktion von Biogas verwendet wird, aus Abfällen – den größeren Teil machen für die Gasproduktion angebaute Rohstoffe wie etwa Getreide oder Mais aus.

    Lesen Sie auch:Koalitionsausschuss – Hier widersprechen sich die Parteien

    Heizen mit Wasserstoff: Nur eine bestimmte Art ist wirklich komplett CO2-neutral

    Auch Wasserstoff muss zunächst gewonnen werden, weil er in der Natur fast ausschließlich in Verbindung mit anderen Elementen vorkommt. Dafür gibt es verschiedene Verfahren – die auch die jeweilige Bezeichnung des Wasserstoffs bestimmen. Laut Lindner sollen allerdings nur zwei Wasserstoff-Arten auch für die klimaneutrale Nutzung in Frage kommen: Grüner und blauer Wasserstoff.

    Grüner Wasserstoff ist dabei die klimafreundlichste Variante. Er wird durch Elektrolyse hergestellt. Dafür wird Wasser mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Grüner Wasserstoff ist dadurch CO2-neutral. Blauer Wasserstoff hingegen wird durch die sogenannte Dampfreformierung gewonnen. Dabei reagiert Wasserdampf mit Kohlenstoffmonoxid, wodurch wiederum Wasserstoff und CO2 entsteht. Dafür braucht es fossiles Erdgas. Das entstandene Kohlenstoffdioxid wird jedoch zu großen Teilen abgeschieden und im Erdboden gespeichert.

    Daneben gibt es auch noch grauen und türkisen Wasserstoff. Grauer Wasserstoff wird auf die gleiche Weise produziert wie blauer Wasserstoff, das entstandene CO2 wird allerdings in die Atmosphäre abgegeben. Türkiser Wasserstoff wiederum wird durch die Spaltung von Methan mit Hilfe von Hitze produziert. Dabei entsteht Wasserstoff sowie fester Kohlenstoff.