Ankara. Nach langer Blockade will die Türkei einem Nato-Beitritt Finnlands zustimmen. Die Aufnahme Schwedens lehnt Präsident Erdogan weiter ab.

Lange hatte er sich gesträubt, nun will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der Aufnahme Finnlands in die Nato zustimmen. Wie er am Freitag in Ankara bekannt gab, werde er den dafür nötigen Ratifizierungsprozess im Parlament einleiten. Damit gibt Erdogan seine Blockade gegen die geplante Nato-Nordausdehnung zumindest teilweise auf. Denn eine türkische Zustimmung zum Beitritt Schwedens fehlt weiterhin.

Lesen Sie dazu: Nato – Warum Erdogan bei Schwedens Beitritt stur bleibt

Über die Aufnahme des Landes werde man noch nachdenken müssen, sagte Erdogan nach einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö. Dieser sagte, die Mitgliedschaft Finnlands sei ohne die von Schweden nicht komplett. Das türkische Parlament hat nun Zeit bis Mitte April, um den Beitritt Finnlands zu ratifizieren. Danach stellt es seine Arbeit wegen der anstehenden Parlamentswahl am 14. Mai ein.

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Reaktion auf den Ukraine-Krieg: Finnland will in die Nato – Türkei stimmt zu

Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hatten sich Schweden und Finnland 2022 dazu entschlossen, die Aufnahme in die Nato zu beantragen. Zuvor waren beide Länder lange "bündnisfrei" gewesen, zumindest in militärischer Hinsicht. Für den Beitritt beider Länder fehlen aktuell nur noch die Zustimmungen aus der Türkei und Ungarn. Mit einem ungarischen Parlamentsvotum wird zeitnah gerechnet.

Die Türkei blockiert den Doppelbeitritt dagegen standhaft. Kritisch steht Präsident Erdogan vor allem einer Aufnahme Schwedens gegenüber. Der dortigen Regierung wirft er mangelnden Einsatz gegen "Terrororganisationen" vor. Dabei geht es vor allem um die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Zudem machte die Türkei die Auslieferung verschiedener Regierungskritiker, die sich in Schweden aufhalten und von der Regierung in Ankara als "Terroristen" eingestuft werden, zur Voraussetzung.

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Schweden und Finnland: Notfalls Verzicht auf gemeinsamen Nato-Beitritt

Finnland und Schweden haben in den vergangenen Monaten wiederholt hervorgehoben, dass sie zeitgleich in die Nato aufgenommen werden wollen. Die türkische Blockade, die sich infolge mehrerer islamfeindlicher Protestaktionen in Stockholm weiter verfestigt hatte, machte diesen Parallelschritt komplizierter. Deshalb stand seit einiger Zeit im Raum, dass die Türkei zunächst einem Nato-Beitritt von Finnland zustimmt und Schweden dann zu einem späteren Zeitpunkt folgen könnte.

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Dass Erdogan Finnland den Vortritt und Schweden warten lässt, war zuletzt absehbar gewesen. Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson hatte am Mittwoch bei einem Besuch bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigt, dass sein Land auch auf diese Möglichkeit vorbereitet sei – auch wenn ihm ein gemeinsamer Beitritt mit Finnland weiterhin lieber wäre. Scholz betonte, dass Deutschland die beiden nordischen Länder schnell in der Nato sehen wolle. (fmg/dpa)