Sydney. Australien rüstet jetzt Atom-U-Booten auf. Eine helfende Hand reichen dem Land dabei die Aukus-Verbündeten Großbritannien und die USA.

Die USA, Großbritannien und Australien wollen im Indopazifik Stärke gegenüber China zeigen. Australien soll von seinen Verbündeten deswegen nuklearbetriebene U-Boote erhalten. Der Deal soll die Stabilität und den Frieden in der Region bewahren – doch Kritiker fürchten, dass sich das Trio verkalkulieren könnte.

U-Boot-Deal: Australien kauft Atom-U-Boote aus den USA

In einem ersten Schritt wird die Regierung in Canberra mindestens drei in den USA hergestellte Atom-U-Boote der Virginia-Klasse kaufen. Diese sollen zu Beginn der neuen Dekade im Einsatz sein. Außerdem besteht eine Option, zwei weitere der nuklear angetriebenen Unterwasserfahrzeuge zu erwerben.

Gleichzeitig werden Australien und Großbritannien an einem neuen U-Boot namens „SSN-AUKUS“ arbeiten, das sich an den britischen U-Booten der Astute-Klasse orientieren soll. „Spitzentechnologie“ soll dafür aber auch aus den USA kommen. Das erste neue nuklearbetriebene U-Boot soll Ende der 2030er Jahre an die britische Marine ausgeliefert werden. Australien soll sein erstes – in Australien gebautes – „SSN-AUKUS“ Anfang der 2040er Jahre erhalten.

Der Großteil der australischen Produktion soll dabei in der südaustralischen Stadt Adelaide angesiedelt werden. Letztendlich soll die australische Flotte acht U-Boote umfassen. Es besteht aber auch die Option, Boote von britischen Werften zu übernehmen, wenn sich die strategischen Umstände ändern sollten. Insgesamt werden die Kosten des neuen U-Boot-Programms über die nächsten 30 Jahre auf bis zu 368 Milliarden Australische Dollar – umgerechnet rund 228 Milliarden Euro – geschätzt.

U-Boot-Deal soll Stabilität in der Region fördern

In den kommenden Jahren sollen bereits US-amerikanische und britische U-Boote durch Westaustralien rotieren. Außerdem wird australisches Personal ab sofort von britischen und US-amerikanischen Kollegen angelernt. Die herkömmlichen U-Boote der Collins-Klasse, die Australien bisher betreibt, sollen Ende der 2030er Jahre außer Dienst gestellt werden.

Dies gab Australiens Premierminister Anthony Albanese gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dem britischen Premier Rishi Sunak am Montag in San Diego bekannt. Details des Abkommens waren vergangene Woche bereits einigen Medien zugespielt worden.

Anthony Albanese (l), Premierminister von Australien, spricht mit Joe Biden, Präsident der USA.
Anthony Albanese (l), Premierminister von Australien, spricht mit Joe Biden, Präsident der USA. © Evan Vucci/AP/dpa

US-Präsident Biden: U-Boote sollen keine Atomwaffen tragen

Der U-Boot-Deal ist Teil des Sicherheitsabkommens AUKUS, das die drei Länder im September 2021 miteinander geschlossen haben. AUKUS setzt sich dabei aus den Buchstaben der drei Partnerländer zusammen – Australien, UK und USA. Laut US-Präsident Joe Biden soll die Partnerschaft zur Abschreckung dienen und damit die Stabilität in der Region fördern. Biden betonte deswegen auch, dass „SSN-AUKUS“ keine Atomwaffen tragen werde. Die Boote würden rein über einen nuklearen Antrieb verfügen, der „erprobt und sicher“ sei.

Australiens Regierungschef Albanese nannte das Abkommen „die größte Einzelinvestition in die Verteidigungsfähigkeit Australiens“. Der britische Premier Rishi Sunak fügte hinzu, dass die drei Länder die Boote gemeinsam betreiben und warten würden. „Zum allerersten Mal werden drei U-Boot-Flotten über den Atlantik und den Pazifik zusammenarbeiten und unsere Ozeane für die kommenden Jahrzehnte frei und offen halten und damit den Wohlstand wahren“, sagte er. Neben Australien werden auch Großbritannien und die USA ihren jeweiligen Verteidigungsetat erhöhen.

Kritik am U-Boot-Deal: Heizt er ein Wettrüsten an?

In Australien sicherte die liberalkonservative Opposition der Labor-Regierung ihre volle Unterstützung für den Kauf zu. Schwere Kritik kam jedoch vonseiten der Grünen Partei, die den Deal in einem Statement als eine „Verpfändung unserer Zukunft“ bezeichnete, „um regionale Spannungen zu schüren“. Auch Chinas Vertretung in den Vereinten Nationen kritisierte den Atom-U-Boot-Plan auf Twitter als „einen eklatanten Akt“. Er würde den internationalen Nichtverbreitungsvertrag untergraben, ein Wettrüsten anheizen und Frieden und Stabilität in der Region beeinträchtigen.

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China rüstet allerdings selbst seit Jahren massiv auf: Laut dem Bericht „China Military Power“ des Pentagon vom November 2022 ist Chinas Marine derzeit die größte der Welt und verfügt über rund 340 Kriegsschiffe und U-Boote – zwölf davon mit Atomantrieb. Die Flotte soll in den nächsten zwei Jahren auf 400 Schiffe anwachsen.

Dadurch habe sich „das strategische Umfeld in Ostasien und im Westpazifik verändert“, sagte Australiens früherer Premierminister Kevin Rudd erst vor Kurzem im Interview mit dem australischen Sender ABC. Rudd warnte vor einem „zufälligen Krieg“ zwischen den USA und China. Die aktuelle Verfassung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern sei „in einem schlechten strategischen Zustand“. Australiens Rolle als Freund und Verbündeter der USA müsse sein, „Leitplanken“ in die Beziehung einzubauen, um damit eine weitere gefährliche Verschlechterung abzuwenden. Doch auch Rudd sah angesichts der chinesischen Aufrüstung eine Notwendigkeit für andere Länder, sich ebenfalls militärisch besser aufzustellen.

U-Boote wie ein „Apex-Raubtier der Ozeane“

Laut Jonathan Mead, Leiter der Atom-U-Boot-Taskforce in Canberra, tut Australien genau das mit den neuen U-Booten. Die Boote würden drei Vorteile vereinen – große Geschwindigkeit sowie Tarnung und Feuerkraft – erklärte er im Interview mit der australischen Ausgabe des „Guardian“. Die U-Boote selbst beschrieb der Experte im Gespräch als „Apex-Raubtier der Ozeane“. Sie würden über die beeindruckendste Verteidigungsfähigkeit verfügen, die man sich beschaffen könne.

Mit dem Erwerb der Atom-U-Boote reiht sich Australien in die illustre Gesellschaft von sechs anderen Nationen ein, die über nuklearangetriebene Unterwasserfahrzeuge verfügen: die USA, Großbritannien, China, Russland, Frankreich und Indien. Doch Kritiker fürchten, dass die australische Regierung sich verkalkuliert. Mick Ryan, ein Stratege und Ex-Generalmajor der australischen Armee, wies in einem Meinungsstück für die ABC darauf hin, dass der „enge Fokus auf hervorragende maritime Fähigkeiten“ Australien in den kommenden Jahrzehnten möglicherweise eine weniger fähige und weniger einsatzbereite Luftwaffe und Armee bescheren werde. Die Regierung setze alles auf eine Karte, wenn es darum gehe, Australien in der Zukunft zu verteidigen.