Hamburg. Hamburger Kultursenator Carsten Brosda kennt Scholz bereits eine halbe Ewigkeit. Im Podcast spricht er über Scholz' Kommunikationsstil.

Im aktuellen „Scholz-Update“ ist ein Mann zu Gast, der den Bundeskanzler schon aus seiner Zeit als Bundesarbeitsminister kennt und inzwischen zu ihm ein „freundschaftliches Verhältnis und eine Beziehung pflegt, bei der man gezielt Rat und Nähe sucht, wenn man sie braucht“. Carsten Brosda, im Hauptberuf Hamburgs Kultursenator, hat viele wichtige Reden für Olaf Scholz geschrieben, kennt also dessen Sound und die Tücken der Kommunikation, wenn man immer mächtiger wird.

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Das sagt Brosda über…

… das permanente Zuspitzen in der Politik, dem sich der Kanzler entzieht:

„Scholz ist jemand, der sehr bewusst und sehr zurecht an vielen Stellen sagt: Das permanente Zuspitzen in der politischen Kommunikation tut unserer öffentlichen Debatte nicht gut. Wir müssen es auch aushalten, dass die Dinge nicht eindeutig sind und dass sie widersprüchlich sein können. Nachdem er im ersten Jahr viel Kritik einstecken musste, treffe ich jetzt immer mehr Menschen, die sagen: Ist ganz gut, dass im Kanzleramt jemand sitzt, der erst denkt und dann spricht.“

… die grundsätzliche Kritik an Scholz‘ Kommunikation:

„Ich nehme wahr, dass diese Kritik häufiger aus den Kreisen der journalistisch Beobachtenden kommt als aus der Bevölkerung, dort begegnet mir das erstaunlich selten. Aber natürlich verweigert sich Scholz bisweilen demonstrativ bestimmten Routinen des medialen und politischen Betriebs, weil er sie für nicht demokratieförderlich hält und da bin ich bei ihm. Ich bin nur Kultursenator in Hamburg, da kann man auch mal in freier Rede einen Gedanken entwickelt. Wenn man Bundeskanzler in Kriegszeiten ist, sollte man über seine Gedanken erst sprechen, wenn man sie zu Ende gedacht hat. Die andere Rolle bringt einfach ein anderes Sprechen mit sich. Überhaupt spielt Rhetorik für politischen Erfolg in Deutschland nicht so eine große Rolle wie in anderen Ländern.“

… Robert Habecks Kommunikation, die Zweifel mitliefert:

„Er kommuniziert ja immer seinen Zweifel gern mit, und ich bin mir nicht sicher, ob das auf Dauer funktioniert. Wenn ich Orientierung in schwierigen Zeiten suche, dann hilft es mir nicht, wenn der, von dem ich mir diese Orientierung erhoffe, mich an seinen Zweifeln teilhaben lässt. Ich will irgendwas zum Festhalten haben, denn Leute, die auch nicht wissen, was zu tun ist, habe ich um mich herum schon genug.“

… Fragen, die Olaf Scholz und andere Politiker nicht beantworten:

„Man wird als Politiker in Interviews regelmäßig mit Fragen konfrontiert, von denen man nicht der Meinung sein muss, dass sie stimmen. Man muss dann unter Umständen sich die Frage so zurechtlegen, dass sie zudem führt, was man wirklich sagen will. Ich finde die Interviews am schönsten, die zu echten Gesprächen werden, und in denen man das Gefühl hat, da sitzt einem einer gegenüber und der denkt mit. Wenn man nicht nur einen Fragenkatalog abarbeitet, bekommt man von einem Politiker ganz andere Aussagen.“

… den Wunsch, Olaf Scholz zu verändern:

„Politiker gegen ihre Rolle zu besetzen und zu sagen, sei doch mal ganz anders, das funktioniert nicht. Man darf als Politiker keine Rolle spielen, damit wird man auf Dauer unglücklich.“

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