Berlin. Bei der Digitalisierung ist der Bund eine Schnecke. So verspielt er leichtfertig einen wichtigen Standortvorteil, findet unser Autor.

Man kennt sie, die Wahlkampfschlager, die von der Politik vor jedem Urnengang gesungen werden. Einer heißt: „Wir brauchen endlich mehr Digitalisierung“. Leider ist dieser Schlager längst ein Oldie – und dabei immer noch schrecklich aktuell. Deutschlands Verwaltung hinkt bei der Digitalisierung hoffnungslos hinterher. Dass die 16 Bundesländer jetzt einen Brandbrief an die Regierung schreiben, ist überfällig.

Die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten haben recht, wenn sie auf eine entschlossenere Digitalisierung drängen. Das altmodische Papierwesen, in dem immer wieder dieselben Daten persönlich – „bitte Wartenummer ziehen“ – hinterlegt werden müssen, ist nicht nur teuer. Es raubt den Bürgerinnen und Bürgern auch das Kostbarste: ihre Zeit.

Digitalisierung: Effiziente Verwaltung wäre ein kostbarer Standortvorteil

Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion.
Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion. © Dirk Bruniecki

In einer Dekade, in der in der Wirtschaft durch die digitale Transformation kein Stein auf dem anderen bleibt, müssten datenschutzrechtliche Fragen bei dieser dringend notwendigen Vereinfachung von Verwaltungsvorgängen doch lösbar sein.

Was wäre es für ein kostbarer Standortvorteil für ein Land ohne Rohstoffe, wenn man sagen könnte: Die deutsche Verwaltung ist die digitalste, effizienteste und schnellste europaweit? Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg. Der E-Government Development Index listet jährlich die Top-15-Länder der Welt auf, die ihre Verwaltungen effizient und bürgerfreundlich digitalisiert haben. Spitzenreiter ist Dänemark, aber auch das kleine Malta, die Vereinigten Arabische Emirate und sogar die dickköpfigen Briten sind darunter.

Deutschland sucht man in diesem Ranking leider vergeblich. Höchste Zeit also, den großen Worten endlich Taten folgen zu lassen.