Washington. Die Amerikaner haben ein weiteres rätselhaftes Flugobjekt abgeschossen, diesmal über dem Grenzgebiet zwischen Kanada und den USA.

Das US-Militär hat ein weiteres Flugobjekt abgeschossen. Der Vorfall habe sich über dem Huronsee ereignet, der im Grenzgebiet zwischen den USA und Kanada liegt, meldeten am Sonntag mehrere US-Medien, darunter die Fernsehsender CNN und ABC, übereinstimmend unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Nun wird in den USA darüber gerätselt, um was für Objekte es sich handeln könnte. Auf die Frage einer Reporterin, ob das US-Verteidigungsministerium ausschließen könne, dass Außerirdische hinter den ominösen Flugkörpern steckten, antwortete der Befehlshaber des Nördlichen US-Kommandos, Glen VanHerck, am Sonntagabend (Ortszeit): "Ich überlasse es den Geheimdiensten und der Spionageabwehr, das herauszufinden. Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen." Ob die Aussage geeignet ist, die Spekulationen einzudämmen, erscheint fraglich.

US-Kampfjets hatten bereits am Freitag und Samstag zwei nicht näher identifizierte Flugobjekte abgeschossen: eines vor der Küste des US-Bundesstaats Alaska, das andere über dem Norden Kanadas. Bislang ist unklar, um was für Objekte genau es sich handelte, woher sie kamen und welches Ziel sie verfolgten. Die Bergung von Überresten der Flugobjekte soll Aufschluss geben.

Ballon über USA: China wird der Spionage verdächtigt

Nach dem ersten Abschuss eines tagelang über den USA schwebenden Spionage-Ballons der Chinesen am 4. Februar häufen sich über Nordamerika Zwischenfälle mit als gefährlich eingestuften Flugobjekten, die vom Militär unschädlich gemacht wurden.

Nachdem die US-Luftwaffe auf Anordnung von Präsident Joe Biden am Freitag ein in zwölf Kilometer Höhe fliegendes und damit den zivilen Luftverkehr gefährdendes Objekt von der Größe eines kleinen Pkw vor der Küste Alaskas bei Prudhoe Bay hatte abschießen lassen, folgte am Samstag ein ähnlicher Einsatz; diesmal in enger Abstimmung mit der Regierung in Ottawa auf kanadischem Territorium.

Dort wurde nach Konsultationen zwischen US-Präsident Biden und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau am Samstag über dem Yukon-Territorium im Norden ein „zylindrisch” anmutendes Objekt von einem US-F-22-Kampfjäger mit einer AIM 9X-Rakete abgeschossen. In beiden Fällen ist die Herkunft der unbemannt gewesenen Flugobjekte, ihr Zweck und ihre exakte Form bisher noch unbekannt.

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USA: Flugobjekte stellten Gefahr für Luftraum dar

Militärische Bergungstrupps versuchten am Wochenende aus der Luft und am Boden in den durch extreme arktisch Winterbedingungen geprägten Absturzgebieten aussagekräftige Trümmerteile zu finden.

Stellvertretend für die Regierungen in Washington und Ottawa sagte die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand, es mache zurzeit keinen Sinn über den Ursprung der Flugobjekte zu spekulieren. Tatsache sei aber, dass sie eine potenzielle Gefahr für den zivilen Luftverkehr dargestellt hätten, die vom Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando (Norad) frühzeitig identifiziert worden seien.

So sah der Spionage-Ballon aus, der vergangene Woche über den USA abgeschossen wurde. Nun wurde erneut ein
So sah der Spionage-Ballon aus, der vergangene Woche über den USA abgeschossen wurde. Nun wurde erneut ein "Flugobjekt" vom Himmel geholt.

Flugobjekte: Weitere „Anomalie” am Samstagabend

Am Samstagabend sah es zwischenzeitlich danach aus, als würde ein dritter Zwischenfall unmittelbar bevorstehen, als die US-Luftfahrtbehörde FAA plötzlich über dem Bundesstaat Montana an der kanadischen Grenze den Luftraum zugunsten militärischer Operationen teilweise sperren ließ.

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Auf dem Radar war laut Pentagon eine „Anomalie” festgestellt worden. Zur Klärung stiegen Kampfflugzeuge auf, konnten aber „kein Flug-Objekt identifizieren, das mit den Radarsignalen in Verbindung gebracht werden konnte”. Kurz darauf wurde die Sperrung aufgehoben, die Irritation aber blieb.

Was vor allem an Kongress-Abgeordneten von Republikanern (Rosendale) und Demokraten (Tester) lag, die in sozialen Netzwerken erklärten, ihnen sei von offizieller Seite von einem unidentifizierten Flugobjekt berichtet worden. Rosendale behauptete sogar, die Suche nach dem Objekt gehe nach Tagesanbruch am heutigen Sonntag weiter. Was das Verteidigungsministerium später dementierte.

Ob die jüngsten Vorfälle mit dem chinesischen Spionage-Ballon zusammenhängen, der vor einer Woche über dem Meer vor Myrtle Beach/South Carolina auf Präsident Bidens Anweisung abgeschossen worden war, ist bislang unklar. (mit dpa)