Washington. Warum der amerikanische Multimilliardär gestoppt werden muss und welche Rolle die Werbewirtschaft spielen könnte, wenn sie wollte.

Nichts gegen Visionen und ambitionierte Pläne. Und ja: Elon Musk gehört zu den herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten des noch jungen Jahrhunderts. Aber was sich der mit Siebenmeilenstiefeln durch die Weltgeschichte rasende Multimilliardär mit dem Twitter-Vögelchen und denen, die bisher für den digitalen Marktplatz arbeiteten, leistet, ist ein böser Treppenwitz.

Tausende via E-Mail im Handstreich zu kündigen, ist selbst auf dem Tummelplatz für Raubtier-Kapitalisten namens USA eine Grenzüberschreitung. Die Justiz in Kalifornien wird sich das genau ansehen, noch hat Musk hier nicht gewonnen.

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Noch irritierender ist die Art und Weise, in der Musk in Alleinherrscher-Manier die zugegeben hinterfragungswürdigen Geschäftsabläufe über den Haufen wirft und Lösungen aus dem Ärmel schüttelt, etwa das kostenpflichtige Echtheits-Zertifikat für jeden Konto-Inhaber, das der Markt aber nicht will.

Musk hat sich als Dreckschleuder hervorgetan

Dazu kommen grundsätzliche Bedenken: Twitter hat als Drehscheibe und Beschleuniger von global relevanten Nachrichten eine besondere Verantwortung, Informationen von Desinformation zu trennen und Hass und Hetze zu unterbinden.

Man hat in den Tagen seit Musk für viel zu viel Geld Twitter gekauft hat nicht den Eindruck gewinnen können, dass hier Besserung eingetreten ist. Im Gegenteil. Musk persönlich hat sich als Dreckschleuder hervorgetan, der eine einwöchige Denkpause ganz gut täte.

Generell hinterlässt der auf zu vielen Hochzeiten tanzende Unternehmer zunehmend den Eindruck, sich persönlich und finanziell zu übernehmen. Kann die Werbe-Wirtschaft, ohne die Twitter geradewegs in die Pleite fliegt, den Chaos-Agenten in Musk ausbremsen und zu ordentlichem Wirtschaften zwingen? Hoffentlich.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de