Washington. Russlands Präsident Putin droht immer wieder mit einer nuklearen Eskalation. Wie sich die US-Regierung auf den Ernstfall vorbereitet.

Die USA haben nach Hiroshima und Nagasaki am Ende des Zweiten Weltkrieges in keinem Regional-Krieg wieder Nuklearwaffen eingesetzt - weder in Korea, in Vietnam, in Afghanistan oder im Irak. Könnte sich das angesichts wiederholter Drohungen von Russlands Präsident Wladimir Putin, im Ukraine-Krieg gegebenenfalls Atomwaffen einzusetzen, ändern?

Die US-Regierung bleibt bei ihrer „strategischen Ambiguität” und lässt den Gegenspieler darüber im Unklaren, wie eine etwaige Antwort ausfiele. Sie reagiert auf das Säbelrasseln im Kreml mit einschlägiger Rhetorik, ohne konkret zu werden. Von „katastrophalen Konsequenzen” für Russland ist die Rede und allgemein von einer „entschiedenen Antwort”.

US-Präsident Joe Biden hat mehrfach anklingen lassen, dass die US-Reaktion abhängig sein wird von Art und Umfang eines etwaigen russischen Nukleareinsatzes. „Eine unterirdische Machtdemonstration in der unbewohnten Arktis oder eine Detonation über dem Schwarzen Meer”, sagen Regierungsberater in inoffiziellen Gesprächen, „würde anders betrachtet als der Angriff auf ukrainische Soldaten oder Machtzentren, bei dem es womöglich Tausende Opfer und radioaktive Strahlung gegen könnte, die weite Teile Osteuropas beeinträchtigt.”

LandUkraine
KontinentEuropa
HauptstadtKiew
Fläche603.700 Quadratkilometer (inklusive Ostukraine und Krim)
Einwohnerca. 41 Millionen
StaatsoberhauptPräsident Wolodymyr Selenskyj
RegierungschefMinisterpräsident Denys Schmyhal
Unabhängigkeit24. August 1991 (von der Sowjetunion)
SpracheUkrainisch
WährungHrywnja

Ukraine-Krieg: US-Regierung will nukleare Eskalation mit aller Kraft verhindern

Aber selbst dann käme Biden in Bedrängnis. Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied. Es gibt also keine Beistandspflicht Washingtons. Und eine atomare Antwort Amerikas könnte jene Spirale in Gang setzen, an deren Ende ein Atomkrieg globalen Ausmaßes stehen kann. Das will die Regierung Biden mit aller Kraft verhindern. Experten im Verteidigungsministerium schränken darum ein, dass eine militärische Antwort Amerikas vielleicht nur dann erfolgen würde, wenn ein Nato-Mitgliedsland von einem russischen Atomangriff betroffen wäre.

podcast-image

Aus Regierungskreisen ist zu hören, dass die wahrscheinlichste Antwort der USA auf einen Tabubruch Putins die Intensivierung der militärischen Ukraine-Hilfe bei gleichzeitiger ökonomischer Totalisolierung Russlands wäre. Großmächte wie China und Indien würden in diesem Fall versuchsweise in die Pflicht genommen, Moskau vollends als Paria zu behandeln.

Eine andere Denkschule redet für den Ernstfall einem konventionellen und eng begrenzten Militärschlag gegen russische Truppen oder Einrichtungen in der Ukraine das Wort - gegen den Ort und die Einheiten, die für den russischen Nuklearwaffen-Einsatz verantwortlich waren.

Putins Provokationen: Spielt der Kreml nur mit der Angst des Westens?

Generell scheinen in Washington vorläufig jene in der Mehrheit zu sein, die glauben, dass der Kreml vor allem „mit der Angst des Westens spielt”. „Die Annahme, ein einzelner Schlag mit taktischen Atomwaffen könne Kiews Geländegewinne im Krieg einfrieren und die Unterstützer im Westen dazu bringen, ihre Waffenhilfe einzustellen, ist falsch”, sagen Analysten in Washingtons Denkfabriken, „und das weiß auch Putin.”

So kurios inszeniert sich Wladimir Putin

Oben ohne und total entspannt : Der russische Präsident Wladimir Putin weiß, wie er sich inszenieren kann.
Oben ohne und total entspannt : Der russische Präsident Wladimir Putin weiß, wie er sich inszenieren kann. © dpa | Alexei Nikolsky
Völlig entspannt gibt er sich beim Angeln in Sibirien. An seiner Seite: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Völlig entspannt gibt er sich beim Angeln in Sibirien. An seiner Seite: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu. © imago/ITAR-TASS | Alexei Nikolsky
Der Pressedienst des Kreml verbreitete 2017 die Aufnahmen des Kurztrips.
Der Pressedienst des Kreml verbreitete 2017 die Aufnahmen des Kurztrips. © dpa | Alexei Nikolsky
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Präsident mit nacktem Oberkörper posiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass der russische Präsident mit nacktem Oberkörper posiert. © dpa | Alexei Nikolsky
Putin ließ sich schon beim Schwimmen ablichten.
Putin ließ sich schon beim Schwimmen ablichten. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Oder bei einem Trip zu Pferd.
Oder bei einem Trip zu Pferd. © REUTERS | REUTERS / RIA NOVOSTI
Oben ohne zeigte sich Putin auch auf der Jagd in Sibirien.
Oben ohne zeigte sich Putin auch auf der Jagd in Sibirien. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Hart im Nehmen: So stieg Putin im Januar aus dem eiskalten Wasser des Seligersees.
Hart im Nehmen: So stieg Putin im Januar aus dem eiskalten Wasser des Seligersees. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | dpa Picture-Alliance / Alexei Druzhinin
Harte Schale, weicher Kern? Schon häufiger hat der russische Präsident seine Tierliebe zur Schau gestellt.
Harte Schale, weicher Kern? Schon häufiger hat der russische Präsident seine Tierliebe zur Schau gestellt. © picture alliance / Sputnik | dpa Picture-Alliance / Alexei Druzhinin
So zeigte er sich überaus interessiert, als Forscher einem Tiger im Ussuri-Naturreservat im Osten Russlands ein Tracking-Halsband anlegten.
So zeigte er sich überaus interessiert, als Forscher einem Tiger im Ussuri-Naturreservat im Osten Russlands ein Tracking-Halsband anlegten. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Im Nationalpark „Losiny Ostrov“ fütterte er ein Elch-Kalb mit der Flasche.
Im Nationalpark „Losiny Ostrov“ fütterte er ein Elch-Kalb mit der Flasche. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Auf Augenhöhe: Ein kleines flauschiges Küken scheint es dem Präsidenten angetan zu haben.
Auf Augenhöhe: Ein kleines flauschiges Küken scheint es dem Präsidenten angetan zu haben. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Beim Tollen im Schnee haben offenbar nicht nur die beiden Vierbeiner Spaß.
Beim Tollen im Schnee haben offenbar nicht nur die beiden Vierbeiner Spaß. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Reiten kann Putin übrigens auch angezogen.
Reiten kann Putin übrigens auch angezogen. © REUTERS | REUTERS / HO
Und auch am Steuer eines Bootes muss es nicht oberkörperfrei sein.
Und auch am Steuer eines Bootes muss es nicht oberkörperfrei sein. © dpa | Alexei Nikolsky
Insgesamt inszeniert sich der Präsident auch gern als stark, männlich, kämpferisch, sportlich und als Abenteurer. Im Taucheranzug ging es etwa mit Harpune auf Hechtjagd.
Insgesamt inszeniert sich der Präsident auch gern als stark, männlich, kämpferisch, sportlich und als Abenteurer. Im Taucheranzug ging es etwa mit Harpune auf Hechtjagd. © dpa | Alexei Nikolsky
Natürlich erfolgreich: Einen Hecht konnte er mit der Harpune erlegen.
Natürlich erfolgreich: Einen Hecht konnte er mit der Harpune erlegen. © dpa | Alexei Nikolsky
Putin in seinem Taucheranzug.
Putin in seinem Taucheranzug. © imago/ITAR-TASS | Alexei Nikolsky
Putin hält sich fit.
Putin hält sich fit. © REUTERS | © RIA Novosti / Reuters
Auch als Hockeyspieler auf dem Eis macht er – natürlich – eine gute Figur.
Auch als Hockeyspieler auf dem Eis macht er – natürlich – eine gute Figur. © REUTERS | REUTERS / SPUTNIK
Meistens jedenfalls.
Meistens jedenfalls. © REUTERS | REUTERS / POOL
Putin konzentriert, kontrolliert und kämpferisch.
Putin konzentriert, kontrolliert und kämpferisch. © REUTERS | REUTERS / RIA Novosti
Der russische Präsident hat den schwarzen Gürtel im Judo.
Der russische Präsident hat den schwarzen Gürtel im Judo. © REUTERS | REUTERS / SPUTNIK
1/23

Einstweilen haben das Pentagon und der Geheimdienst CIA auf allen technischen Ebenen die Anstrengungen massiv verstärkt, nach Anzeichen dafür zu suchen, ob Russland seine Atomstreitkräfte in höhere Alarmbereitschaft versetzt. US-Experten betonen unter Verweis auf geheimdienstliche Erkenntnisse unisono, dass es zur Stunde keine Anzeichen dafür gibt, dass Russland atomar bestückte Sprengköpfe zu Land, zu Wasser oder in der Luft gefechtsbereit gemacht hat.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.