Berlin. Altkanzler Gerhard Schröder wirft beim russischen Ölkonzern Rosneft hin. Rückt er damit doch noch von seinem Freund Wladimir Putin ab?

Es wäre aufschlussreich zu erfahren, was genau Gerhard Schröder zu seinem überraschenden Schritt bewogen hat. Der 78-jährige Altkanzler hat am Freitag mitteilen lassen, dass er den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft verlassen will.

Schröder ist Vorsitzender des Gremiums und verzichtet damit auf einen seiner wichtigsten Lobbyistenposten im russischen Energiesektor. Man könnte fast meinen, dass Schröder damit auch ein Stück von seinem engen Freund Wladimir Putin abrückt, einem Kriegstreiber und Diktator.

Bundestag hat Altkanzler sein Büro gestrichen

Doch sollte es dem Altkanzler tatsächlich um so etwas wie Ehrenrettung gehen, hat er sich grob verrechnet. Sein internationales Ansehen ist bereits vollständig und unwiederbringlich zerstört.

Alessandro Peduto.
Alessandro Peduto. © Reto Klar

Der Bundestag hat ihm jüngst sein staatlich finanziertes Büro gestrichen, das Europaparlament EU-Sanktionen gegen Deutschlands einstigen Regierungschef und die SPD will ihren Ex-Vorsitzenden aus der Partei werfen. Tiefer kann man kaum fallen.

Schröder: Statt „Mea Culpa“ lieber satte Honorare

Fest steht: Russlands Überfall auf die Ukraine, schwerste Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen haben Schröder nicht dazu bewegen können, seine Freundschaft zum Aggressor Putin zu überdenken. „Ich mach nicht auf mea culpa“, hatte er mitten im Krieg in einem irritierenden Interview gesagt.

Schröder strich lieber weiterhin die satten Honorare für seine Lobbyarbeit ein. Dass er nun auch noch trotzig die beschlossene Streichung seiner Altkanzler-Privilegien juristisch überprüfen lässt, zeugt beinahe von Altersstarrsinn. Seinen eigenen Platz in den Geschichtsbüchern hat Schröder jedenfalls für immer beschmutzt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei waz.de.