Berlin/Köln. Katholische Frauengemeinschaft in Deutschland fordert Taten aus Rom. Erzbistum Köln versichert: Es wurde keine Kirchensteuer verwendet.

Die katholischen Frauen in Deutschland halten die Zustände im Erzbistum Köln für „untragbar und unzumutbar“ für alle Gläubigen. „Papst Franziskus muss eine Entscheidung über die Position von Bischof Woelki fällen“, forderten der Bundesverband der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der kfd-Diözesanverband Köln am Dienstag gemeinsam. Bislang aber gebe es kein Signal aus Rom, so die Kritik, und damit auch keine Klarheit in Köln.

„Mit der offensichtlich falschen Verwendung des Sondervermögens, welches auch für die Opfer des sexuellen Missbrauchs bestimmt ist, ist ein schwerer Fehler begangen worden“, heißt in dem Statement der Bundesvorsitzenden Mechthild Heil und der Kölner kfd-Vorsitzenden Elisabeth Bungartz. „Diese Nachricht bedeute einen weiteren großen Vertrauensbruch zwischen dem Bischof und den Gläubigen. Wir brauchen jedoch Vertrauensbeweise und keine weiteren Anlässe, dass Katholik*innen die Kirche verlassen.“

Erzbistum Köln im Spielschulden-Skandal: Katholische Verbände leiden

Die katholischen Verbände wie der kfd litten unter dem Fehlverhalten und den Fehlentscheidungen der Kirche, aber auch unter der Untätigkeit des Vatikans. Viele Mitglieder verließen deshalb die katholischen Verbände, weil sie das System so nicht mehr schützen wollten. „Wir fordern eine rasche Entscheidung, damit es in der Diözese Köln einen wirklichen Neuanfang geben kann“, sagten die kfd-Vorsitzende des Bundesverbands und des kfd-Diözesanverbandes Köln unserer Redaktion.

Jüngst wurde bekannt, dass das Bistum Köln Spielschulden eines Priesters samt Steuernachzahlungen in einer Höhe von rund 1,1 Millionen Euro übernommen haben soll. Teilweise soll das Geld dafür aus einem Sozialfonds des Bistums geflossen sein, der unter anderem auch für die Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs genutzt wird.

Erzbistum Köln: Für die Schulden wurde keine Kirchensteuer verwendet

Das Erzbistum in Köln bestätigte auf Nachfrage dieser Redaktion, dass man in den Jahren 2015 und 2016 einen Priester bei der „Begleichung seiner Verbindlichkeiten“ unterstützt habe. „Die Entscheidung fiel aufgrund seiner akuten und völlig außergewöhnlichen, persönlichen Notlage“, heißt es in einer schriftlichen Antwort des Erzbistums. Insgesamt seien 493.697, 82 Euro in fünf Tranchen bezahlt worden. Allerdings würden dem Erzbistum keine Angaben darüber vorliegen, dass es sich dabei um „Spielschulden“ gehandelt habe.

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Für die Schulden des Priesters seien keine Kirchensteuermittel verwendet worden, versichert das Erzbistum Köln. Es handele sich um Geld aus einem „frei verfügbaren Sondervermögen“. Das Bistum Köln betont: „Dass kein Cent verwendet wurde, der für die Zahlung von Leistungen an Betroffene von sexualisierter Gewalt vorgesehen war und ist. Die dafür gebildeten Rückstellungen existieren weiterhin in voller Höhe.“

Das Erzbistum habe die Leistungen auch versteuern müssen, die Steuerschuld sei 2020 aus dem laufenden Etat des Erzbistums beglichen worden. In seiner Antwort verwies das Erzbistum Köln darauf, dass es sich um einen „unvergleichbaren Einzelfall“ handelte, der sich heute so nicht wiederholen würde.

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.