Berlin . Während der Flutkatastrophe war Anne Spiegel Umweltministerin in Rheinland-Pfalz. Dennoch fuhr sie in den Urlaub – und zwar wochenlang.

186 Menschen kamen bei der Flutkatastrophe 2021 in Deutschland ums Leben. Hunderte wurden mit Hubschraubern und Booten aus dem überfluteten Gebiet gerettet – Tausende Gebäude beschädigt oder zerstört. Rund neun Monate nach der Katastrophe ist deren Aufarbeitung noch immer in vollem Gange. Während in den betroffenen Regionen der Wiederaufbau läuft, geht es auch um die Frage nach der politischen Verantwortung. Haben die Behörden richtig und vor allem rechtzeitig reagiert? War das Verhalten der zuständigen Politikerinnen und Politikern dem Ausmaß der Ereignisse angemessen?

Zunehmend rückt dabei Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) in den Fokus, die während der Flut amtierende Umweltministerin in Rheinland-Pfalz war. Bereits vor kurzem sorgten von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und "Focus online" veröffentlichte Chat-Verläufe für Aufsehen. Sie belegen, dass Spiegel kurz nach der Katastrophe um ihr Ansehen besorgt war. Bereits am Tag nach der Flut scheint es in Spiegels Team darum gegangen zu sein, ein "Wording" zu finden, dass man rechtzeitig gewarnt hätte. Zudem wurde die Frage diskutiert, wie man Spiegel bei den Aufräumarbeiten medienwirksam in Szene setzen könne.

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Urlaub trotz Flutkatastrophe: Druck auf Familienministerin Spiegel wächst

Mit einer Veröffentlichung der "Bild am Sonntag" steigt der Druck auf die Grünen-Politikerin nun weiter: Wie die Zeitung vom Umweltministerium in Mainz erfahren haben will, trat Spiegel nur zehn Tage nach dem verheerenden Hochwasser einen vierwöchigen Frankreich-Urlaub an. Diesen unterbrach sie lediglich für zwei öffentliche Vor-Ort-Termine am 10. August. Danach ging es zurück ins Ferienhaus nach Frankreich. Am 23. August sei die Ministerin dann aus dem Urlaub zurückgekehrt.

Das Ahrtal in Rheinland-Pfalz wurde 2021 von einer Flut über weite Teile zerstört.
Das Ahrtal in Rheinland-Pfalz wurde 2021 von einer Flut über weite Teile zerstört. © dpa | Boris Roessler

Auch während ihrer Abwesenheit sei Spiegel telefonisch und per Mail "rund um die Uhr" erreichbar gewesen, betonte das Umweltministerium Rheinland-Pfalz laut dem Bericht. Die Union fordert dennoch den Rücktritt der Ministerin. Diese sei untragbar, sagte CDU-Landeschef Christian Baldauf der "Bild am Sonntag". "Spiegel sollte sich ein Beispiel an Heinen-Esser nehmen und ihr Amt zur Verfügung stellen." Eine öffentliche Stellungnahme von Spiegel selbst gibt es zu den Vorwürfen bisher nicht.

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NRW-Umweltministerin Heinen-Esser: Rücktritt wegen Urlaub kurz nach der Flut

Ursula Heinen-Esser (CDU) war während der Flut amtierende Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen und kündigte vergangene Woche ihren Rücktritt an. Sie war unter Druck geraten, weil sie während der Katastrophe im Urlaub auf Mallorca war. Diesen unterbrach sie zwar wegen der Ereignisse – reiste aber schon nach einigen Tagen zurück auf die Insel. Diesen Schritt hatte sie damit begründet, ihre minderjährige Tochter, die mit Freundinnen auf der Insel geblieben sei, abholen zu müssen.

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" machte vor kurzem jedoch öffentlich, dass Heinen-Esser noch einige Tage auf Mallorca blieb und dort den Geburtstag ihres Mannes feierte. Zu Gast bei dem Fest waren auch weitere Mitglieder der nordrhein-westfälischen Regierung. Dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss hatte die Ministerin davon jedoch nichts mitgeteilt. (mit AFP)

Dieser Artikel ist zuerst bei waz.de erschienen.