Berlin. Friedrich Merz ist am Ziel: Am Sonnabend wählte ihn der CDU-Parteitag zum Bundesvorsitzenden. Was muss man über den Politiker wissen?

Es ist eine alte Binsenweisheit, doch mit Blick auf Friedrich Merz passt sie haargenau: Aller guten Dinge, oder besser gesagt Kandidaturen, sind drei. Nach dem großen Erfolg beim Mitgliedervotum im Dezember wurde der 66-Jährige nun am Samstag zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt.

Merz ist damit am Ziel angelangt. Nachdem er 2018 und 2020 mit Versuchen, an die Parteispitze zu kommen, scheiterte, war nach dem schlechten Abschneiden der Union und ihres Kanzlerkandidaten Armin Laschet bei der Bundestagswahl 2021 die Bahn für den konservativen Politiker frei. Seine – nach eigenen Angaben – letzte Möglichkeit einer Kandidatur für das Amt kam für ihn zum richtigen Zeitpunkt.

Friedrich Merz: Seine Politikpause verbrachte er in der Wirtschaft

Merz‘ Comeback als führender Unions-Politiker nach dem Ende der Ära Merkel kommt nicht von ungefähr. Etwas weniger als zwanzig Jahre ist es her, dass Friedrich Merz nach der Wahl 2002 seinen Job als Fraktionsvorsitzender der CDU und CSU im Bundestag verlor und von der damaligen CDU-Chefin Angela Merkel auf den Platz des Vize-Fraktionschefs verdrängt wurde. Es war der Beginn eines politischen Kleinkriegs. 2004 warf Merz die Jobs in Fraktion und CDU-Präsidium hin. 2009 schied er endgültig aus dem Bundestag aus.

In seiner darauffolgenden Politik-Pause machte Merz in der Wirtschaft ein Vermögen. Vor drei Jahren gab er sein Jahreseinkommen mit etwa einer Million Euro an. Er war Aufsichtsratschef der deutschen Abteilung der Fondsgesellschaft Blackrock, weitere Posten kamen hinzu. Merz' Kontakte in die Machtzirkel der deutschen Politik machten ihn zum gefragten Lobbyisten.

Einkommen, Studium, Familie: So ist Friedrich Merz privat

Für Verwunderung und Empörung sorgte vor einigen Jahren, dass er sich trotz seines hohen Einkommens in einem Interview als Angehöriger der „gehobenen Mittelschicht“ bezeichnete. Eine deutliche Untertreibung, kritisierten viele. Sein Vermögen wird auf ungefähr 12 Millionen Euro geschätzt. Er setzt aber auch Geld für wohltätige Zwecke ein, gründetet mit seiner Frau die „Friedrich und Charlotte Merz Stiftung“, die Menschen in Bereichen wie Erziehung und Bildung unterstützt.

Im Zuge seiner Rückkehr auf die Bühne der Bundespolitik endete Merz‘ Karriere in der freien Wirtschaft vorerst. Seinen Posten bei Blackrock und andere Wirtschaftsmandate legte Merz 2020 nieder.

Studierter Betriebswirtschaftler ist der CDU-Politiker übrigens nicht: Nach seinem Abitur im Jahr 1975 trat Joachim-Friedrich Martin Josef Merz – so sein voller Name – in die Fußstapfen seines Vaters und studierte in Bonn und Marburg Jura. Nach der zweiten juristischen Staatsprüfung war Merz in den Jahren 1985 und 1986 als Richter auf Probe am Amtsgericht Saarbrücken tätig. Auch seine Frau Charlotte Merz ist Juristin, sie ist aktuell Direktorin des Amtsgerichts Arnsberg.

Das Paar lernte sich im Studium kennen, 1981 heirateten sie. Sie haben drei gemeinsame Kinder, die mittlerweile erwachsen sind. Gemeinsam mit seiner Frau wandert und radelt Merz gerne in seiner Freizeit. Ein vielbeachtetes „Home-Video“ des Senders RTL zeigte die beiden unterwegs im Wald in ihrer Heimat Altenhellenfeld im Sauerland.

CDU-Parteitag: Mit der Wahl endet für Friedrich Merz ein erbitterter Kampf

Merz, der seine Karriere in der Politik 1989 im Europaparlament begann und sich später auch im Bundestag den Ruf als waschechter Parlamentarier verdiente, sprach in dem Fernsehinterview nicht nur über 40 Jahre Ehe, sondern ließ auch einen denkwürdigen Satz fallen: „Ich habe Politik immer aus großer Leidenschaft gemacht, mit großer Freude, ich habe mich aber nie über Ämter, über Mandate selbst definiert“. Sein erbitterter Kampf um den Parteivorsitz, der nun nach fast vier Jahren ein Ende findet, lässt anderes erahnen.

Mit der Parteispitze hatte er es sich über die letzten Jahre wohl auch aus eigener Sicht verscherzt: Erst vor einem Jahr warf Merz „Teilen des Partei-Establishments“ öffentlich vor, „verhindern zu wollen, dass ich Parteivorsitzender werde“. Tatsächlich trug ihn beim Mitgliederentscheid nicht die öffentliche Unterstützung durch Parteigranden ins Ziel, sondern eben die Basis der Partei.

Friedrich Merz ist vor allem bei den Mitgliedern der CDU beliebt

Doch gerade Aussagen wie diese nährten und nähren die Erzählung, dass Merz eher der Macht als der CDU gegenüber loyal sei. Vor einem Jahr, nach seiner Niederlage gegen Armin Laschet bei der Vorsitzendenwahl, lehnte er ein Parteiamt im CDU-Präsidium ab – und schlug sich stattdessen selbst als neuer Wirtschaftsminister vor. Merz sorgte auch immer wieder mit Sticheleien gegen die damalige Kanzlerin Merkel für Aufmerksamkeit.

Gegner unterstellten ihm, sich auf Kosten der Partei zu profilieren: Etwa, als er 2019 das Erscheinungsbild der CDU-geführten Bundesregierung als „einfach grottenschlecht“ kritisierte. Seinem Ansehen an der Parteibasis schadeten die Kontroversen aber nicht.

Merz‘ politische Positionen: Konservative Werte und einfache Steuererklärung

Eins ist klar: Merz polarisiert. Ob in der Union oder der Öffentlichkeit. Auch seine politischen Positionen tragen zu diesem Bild bei. Seine Anhänger sehen in ihm einen Bannerträger konservativer Werte, für seine Kritiker ist er einfach aus der Zeit gefallen. Immer wieder polarisierte er mit umstrittenen Sprüchen - etwa, als er auf die Frage nach Vorbehalten gegen einen schwulen Bundeskanzler eine Verbindung zwischen Homosexualität und Pädophilie herstellte. In den 2000ern beschäftigte sich Merz aber vor allem mit Wirtschaftsreformen – unter anderem wollte er damals erreichen, dass die Steuererklärung künftig auf einen Bierdeckel passe.

Mit seiner spitzen Rhetorik und ausgeprägten wirtschaftsliberalen und gesellschaftlich konservativen Positionen spricht er aber vor allem jene an, denen die CDU in den letzten Jahren inhaltlich zu beliebig geworden ist – etwas das ihn vom bisherigen Parteichef Armin Laschet klar abgrenzen könnte.

"Wichtig ist, dass die Partei wieder Selbstbewusstsein und Zuversicht ausstrahlt": Friedrich Merz. © dpa

CDU muss sich 2022 in drei Landtagswahlen beweisen

Merz hat in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass er keine Angst vorm Anecken hat. Nachdem er am Samstag von den Delegierten des CDU-Parteitags als Vorsitzender bestätigt wird, muss er aber nicht nur polarisieren und führen können, sondern auch einen. Als CDU-Chef wolle er für die Partei „in der ganzen Breite“ stehen, sagte Merz unmittelbar nach seinem Sieg beim Mitgliederentscheid. Inwiefern dieser versöhnliche Ton auch das Verhältnis zur CSU bessern wird, wird erst die Zeit zeigen.

„Für die Menschen im Lande“ müsse die CDU wieder „spannend werden“, hatte der Sauerländer bereits in seinem Bewerbungsvideo festgestellt. Inwiefern das mit ihm möglich ist, wird er schon bald beweisen müssen: Bis Mitte Mai stehen Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Merz' Heimat-Bundesland Nordrhein-Westfalen an.

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