Berlin. Das Schaulaufen der (unerklärten) Kandidaten läuft. Wen man für Armin Laschets Nachfolge als CDU-Chef auf der Rechnung haben sollte.

Am Montag will Armin Laschet erklären, wie er seine Nachfolge als CDU-Chef „moderieren“ will. Vielleicht werden dann erste Namen genannt, Seltsam: Nach Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer drängt sich keine Frau auf. Die scheinbar wichtigsten Kriterien lauten: Mann, konservativ und aus Nordrhein-Westfalen. Wer im Wartezimmer zum Chefbüro im Konrad-Adenauer-Haus vermutet wird.

Der Sauerländer: Friedrich Merz

Der frühere Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (65) steht für den wirtschaftsnahen konservativen Flügel. Zwei Mal hat er versucht, Parteichef zu werden. Und unterlag. Auf eine erneute Kampfkandidatur hat der Christdemokrat wenig Lust.

Wirtschaftsexperte Merz steht für den konservativen Flügel.
Wirtschaftsexperte Merz steht für den konservativen Flügel. © dpa | Bernd Weißbrod

Seine Stärke ist seine Schwäche: Er ist ein Angebot an konservative Wähler, aber eben deswegen keine Integrationsfigur. Mit 65 Jahren ist er relativ alt und bestenfalls ein Übergangskandidat.

Merz wäre alles andere als Signal der personellen Erneuerung. Beim Partei-Establishment hat er schlechte Karten. Nicht zufällig wirbt der Mann aus dem Sauerland dafür, dass die Parteibasis die Entscheidung trifft. Merz schwankt, soll er, soll er nicht? Und wird er gerufen?

Erfolgschancen: Eher gering. Die Partei wird ihm nicht den Vorsitz auf dem Silbertablett servieren.

Innen Grün: Norbert Röttgen

Norbert Röttgen (56) galt mal als „Muttis Klügster“. Zu dumm, dass er Angela Merkel spüren ließ, dass er sich sogar für besser hielt.

Norbert Röttgen wirbt seit Jahren für Schwarz-Grün.
Norbert Röttgen wirbt seit Jahren für Schwarz-Grün. © dpa | Michael Kappeler

Nachdem Röttgen 2012 als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in NRW gescheitert war, entließ die Kanzlerin ihren damaligen Umweltministerin.

Röttgen schüttelte sich, startete neu und machte sich einen Namen im Bundestag als Außenpolitiker. Auch der Mann aus dem rheinischen Meckenheim hat schon mal versucht, CDU-Chef zu werden. Vergeblich.

Röttgen war schon im Frühsommer dabei, als sich erstmals junge Abgeordnete von Grünen und CDU in einem italienischen Restaurant Sassella trafen. Der Pizza Connection blieb er treu. Wie bei Merz wäre auch seine Wahl eine Richtungsentscheidung.

Erfolgschancen: Hoch. Comeback kann der Mann. Mit ihm bliebe die CDU eine Partei der Mitte.

Der Konservative: Jens Spahn

Jens Spahn hat viele Vorteile, zum Beispiel sein Alter: 41. Dabei ist man geneigt, ihn einen alten Hasen zu nennen. Im Bundestag sitzt der Münsterländer seit bald 20 Jahren, als Staatssekretär im Finanzministerium und als Gesundheitsminister hat er Regierungserfahrung gesammelt.

Jens Spahn ist noch jung, verkörper er die Erneuerung?
Jens Spahn ist noch jung, verkörper er die Erneuerung? © dpa | Michael Kappeler

Spahn hat Laschet unterstützt. Aber in diesen Tagen zeigt sich: Ein Bündnis mit kurzem Haltbarkeitsdatum. Beliebt ist er nicht; unterschwellig könnten auch Vorurteile Rolle spielen, denn Jens Spahn ist schwul.

Wer den gelernten Bankkaufmann wählt, muss erstens mit einer knallharten Analyse der Wahlniederlage und zweitens mit einer gnadenlosen Abrechnung in der Flüchtlingspolitik. Spahn: „Das Thema Migration wird von uns seit 2015 weitgehend ignoriert, ohne dass es in der Sache ansatzweise gelöst wäre.“ Das macht ihn wiederum für die „Merkelianer“ in der Partei schwer wählbar. „Wir lassen uns nicht unseren Stolz auf diese Ära nicht kaputtmachen“, sagte einer von ihnen unserer Redaktion.

Erfolgschancen: Mittel. Wer einen Ruck nach rechts befürchtet, der kann Spahn nicht wählen. Aber mit einer neuen Erzählung - für die CDU als Partei der Mitte - ist er nicht chancenlos. So wendig ist er allemal.

Klare Kante: Carsten Linnemann

Carsten Linnemann, 44, ist der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der Union. Das bedeutet: Klare Kante in ökonomischen Fragen. Der Volkswirt steht für marktwirtschaftliche Prinzipien.

Ist Carsten Linnemann wirklich auf dem Sprung?
Ist Carsten Linnemann wirklich auf dem Sprung? © dpa | Michael Kappeler

Der Konservative müsste eigentlich Merz unterstützen, steht aber Spahn näher. Wie Merz ist Linnemann dafür, die Entscheidung über den Parteivorsitz der Basis zu überlassen. Die Frage ist, ob der Mann aus Paderborn wirklich Schneid und Autorität hat und ob er auch bekannt genug ist.

Für die breite Öffentlichkeit ist der Konservative ein unbeschriebenes Blatt, aus dem man schnell einen Papiertiger faltet. CDU-Insider glauben nicht, dass er antreten wird. Linnemann kokettiere nur damit. Er genieße, dass er genannt werde, sei aber nicht wirklich auf dem Sprung.

Erfolgschancen: Gering. Für ihn kommt der Personalwechsel zu früh. Linnemanns Zeit kommt aber noch.

In Lauerstellung: Ralph Brinkhaus

Ralph Brinkhaus, 53, hat Stehvermögen. Dass der Westfale sich nicht wegschieben lässt, hat er in der Auseinandersetzung um die – zeitlich beschränkt auf sechs Monate – Wiederwahl an die Fraktionsspitze bewiesen.

Ralph Brinkhaus ist als Fraktionschef schon ein Machtfaktor.
Ralph Brinkhaus ist als Fraktionschef schon ein Machtfaktor. © dpa | Michael Kappeler

Kein untypischer Kompromisskandidat: Erfahren, aber noch jung genug, konservativ, aber irgendwie gemäßigt, eher Versöhner als Spalter. Die personelle Kontinuität an der Fraktionsspitze wäre gesichert, nicht unwichtig für einen Oppositionsführer: alles in einer Hand zu bündeln, Partei-und Fraktionsführung. Auch der Draht zur CSU ist intakt.

Bei ihm ist es naheliegend, dass er den Hut in den Ring wirft, schon zum Selbstschutz, um den Fraktionsvorsitz nicht einem CDU-Chef zu überlassen.

Erfolgschancen: Mittel. Ihm fehlt Strahlkraft und auch an Rückhalt in der breiten Mitgliedschaft.

Außenseiter: Daniel Günther

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther, 48, kann zuschauen, wie die vielen Parteifreunde aus NRW das Rennen unter sich ausmachen oder sich als Alternative ins Spiel bringen. Dafür müsste er ein breites Bündnis mit den nord- und ostdeutschen Verbänden schmieden.

Daniel Günther kann eigentlich nicht weg aus Schleswig-Holstein.
Daniel Günther kann eigentlich nicht weg aus Schleswig-Holstein. © dpa | Axel Heimken

Er ist moderat und unaufgeregt, hinter ihm könnten sich wohl viele versammeln. Da eine Regierung von CDU, FDP und Grünen anführt, wäre er auch ein Signal: Jamaika ist möglich.

Gegen ihn spricht, dass man eine Bundespartei schlecht aus der Ferne führen kann. In Schleswig-Holstein stehen schon im Mai 2022 Wahlen, er kann nicht nach Berlin.

Erfolgschance: Minimal. Eine Kandidatur wäre an sich schon riskant. Verliert er, zieht er mit einem Makel in den Landtagswahlkampf.