Berlin/Neu Delhi. Ein agressiver schwarzer Pilz befällt Covid-Genesene in Indien und Bolivien – oft mit tödlichen Folgen. Wie gefährlich ist Mukormykose?

  • In Bolivien hat sich ein Corona-Patient offenbar zusätzlich mit Mukormykose infiziert
  • Bereits zuvor hatte es in Indien zahlreiche Fälle des sogenannten schwarzen Pilzes gegeben
  • Davon betroffen sind vor allem Menschen mit geschwächten Immunsystem

Die Nase verfärbt sich schwarz, zur Rettung der Patientinnen und Patienten helfen oft nur schwerste chirurgische Eingriffe, bei denen Augen oder der Oberkiefer entfernt werden: Infizieren sich Corona-Kranke zusätzlich mit einem schwarzen Pilz, kann es zu schweren Komplikationen kommen. Jeder Zweite überlebt die sogenannte Mukormykose nicht.

Zahlreiche Fälle der Pilz-Infektion gab es in Indien in Neu-Delhi musste wegen deswegen zeitweise sogar eine spezielle Krankenhausabteilung eingerichtet werden. Nun meldet auch das Gesundheitsministerium von Bolivien einen ersten Fall. Auch im Irak, Iran, Guatemala und Urugay wurde bei Menschen Mukormykose nachgewiesen Doch wie kommt es dazu?

Eigentlich ist Mukormykose eine sehr seltene Krankheit. Indien zählt unter seinen 1,3 Milliarden Einwohnern in normalen Zeiten einige Dutzend Fälle im Jahr. Menschen infizieren sich durch das Einatmen der Pilzsporen oder über den Kontakt mit verletzter Haut. In der Regel befällt der Pilz zunächst die Nebenhöhlen.

Diabetes ist ein besonderer Risikofaktor

Für gesunde Menschen mit intaktem Immunsystem ist der Mucor-Schimmelpilz keine große Gefahr. Anders sieht es aus bei Patienten mit geschwächter Abwehr aus – etwa nach einer Organtransplantation, bei Krebs oder der die vom Coronavirus verursachten Multiorganerkrankung Covid-19. Ein besonderer Risikofaktor ist zudem Diabetes. Die Krankheit ist in Indien besonders weit verbreitet.

Die BBC meldete im Mai mindestens 8800 Fälle von Mukormykose in Indien. Aus etlichen Bundesstaaten lägen jedoch gar keine Daten vor, hieß es. Offizielle Angaben zur Zahl der Todesopfer gibt es bislang keine. Zehn Bundesstaaten haben die Pilzinfektionen damals zu einer Epidemie erklärt.

Pilz kann sich in Krankenhäusern ausbreiten

Die Infektion tritt laut BBC meist zwischen zwölf und 18 Tage nach der Genesung von Covid-19 auf. Sie geht mit schnell auftretenden, schwersten Beschwerden einher. Abgestorbenes Gewebe muss umgehend abgetragen werden, damit der Pilz nicht das Gehirn erreicht.

Patienten wird dazu etwa die Nase, der Kiefer oder die Augen entfernt. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC gibt die Todesrate mit 54 Prozent an. Zwischen Infektion und Tod liegen oft nur wenige Tage.

Ist ein Mensch mit dem schwarzen Pilz infiziert, müssen oft Teile des Gesichts amputiert werden.
Ist ein Mensch mit dem schwarzen Pilz infiziert, müssen oft Teile des Gesichts amputiert werden. © AFP | Uma Shankar Mishra

Experten fürchten einen Zusammenhang der Pilzinfektion mit der Behandlung von Corona-Patienten: Die Krankheit könnte von Steroiden ausgelöst oder verschlimmert werden, die Covid-Erkrankte erhalten. Solche und andere Medikamente werden in Indien oft übermäßig verabreicht. „Die Leute haben angefangen, sie reichlich, übertrieben und unangebracht einzusetzen“, sagt Srinath Reddy von der Public Health Foundation of India über die Steroide.

Der Mucor-Schimmelpilz kommt in der Natur in der Erde und etwa in verrottendem Laub vor. In Krankenhäusern können sich die Pilze in Luftbefeuchtern oder Sauerstofftanks mit verschmutztem Wasser festsetzen und von dort aus verbreiten. Die Infektion ist nach Angaben der US-Seuchenschutzbehörde CDC nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.

Schwarzer Pilz: Wir Mukormykose zum Problem?

Trotz der bisher registrierten Fälle scheint es unwahrscheinlich, dass sich der schwarze Pilz auch in Deutschland zur Gefahr entwickeln könnte. Wird ein Befall rechtzeitig erkannt, ist er medikamentös gut zu bahendeln. Amputationen können dann meist vermieden werden. In Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen die medizinische Versorgung weniger gut ist, könnte sich die Verbindung von Corona und Mukormykose aber zum Problem entwickeln. (aky mit AFP/dpa)