Oberhausen. Tareq Alaows wollte als erster Flüchtling in den Deutschen Bundestag. Doch er wird angefeindet und bedroht – und zieht sich nun zurück.
Tareq Alaows wollte für die Grünen in Oberhausen und Dinslaken in den Deutschen Bundestag einziehen. Doch der als syrischer Flüchtling nach Deutschland gekommene 31-Jährige zieht seine Kandidatur zurück. Grund sei die hohe Bedrohungslage für ihn und sein persönliches Umfeld. Das teilen die Oberhausener Grünen mit.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Die Bedrohungen sind so ernst, dass sich der in Berlin lebende Alaows vorübergehend komplett aus der Öffentlichkeit zurückzieht. Weitere Anfragen lehnt er bis auf Weiteres ab. Lesen Sie hier: Verbände beklagen sinkende Hemmschwelle für Hassmails
Syrischer Bundestagskandidat erlebt „massiven Rassismus“
Er habe „massive Rassismuserfahrungen“ nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur im Februar machen müssen. „Meine Kandidatur hat gezeigt, dass wir in allen Parteien, der Politik und der Gesellschaft starke Strukturen brauchen, die strukturellem Rassismus entgegentreten und Betroffenen helfen“, wird Alaows in der Mitteilung der Grünen zitiert. Auch interessant: So leidet Sternekoch Nelson Müller unter Alltagsrassismus
Die große öffentliche Aufmerksamkeit habe gezeigt, was für geflüchtete Menschen möglich sein kann. Aber: „In unserer Gesellschaft mangelt es leider an diskriminierungsfreien Räumen in allen Bereichen des Lebens. Es ist an uns allen, dies konkret in unserem Umfeld anzugehen und zu verändern.”
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Oberhausener Grüne bedauern die Entscheidung
Die Grünen in Oberhausen und Dinslaken bedauern die Entscheidung Alaows’. „Wir hätten uns gewünscht, weiterhin mit Herrn Alaows als unseren Bundestagskandidaten für eine humane Asyl- und Migrationspolitik streiten zu können“, erklären die beiden Verbände. „Leider ist dies aufgrund der angespannten Sicherheitslage nicht mehr möglich. Für diese Entscheidung hat er Respekt verdient und unseren Rückhalt.” Auch interessant: Dunja Hayali: „Ich lasse mich nicht mundtot machen“
Zuerst erschienen auf waz.de
(fmg)