Berlin. Einen Termin hat die Kanzlerin nicht. Wann Merkel gegen Corona geimpft wird, lässt sich eingrenzen. Doch es hängt von zwei Faktoren ab.

  • Die deutsche Impfkampagne hat begonnen, doch sie stockt noch
  • Viele fragen sich, ob Angela Merkel schneller geimpft wird
  • Laut Impfplan des Bundesgesundheitsministeriums hat die Impfung der Bundeskanzlerin nur „erhöhte Priorität"
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel will auf ihren Impftermin warten, einen vorgezogenen Termin soll es nicht geben

Deutschland wartet auf Impftermine – wohl noch ein wenig länger. Nach den Beratungen von Bund, Ländern und Pharmafirmen auf dem Impfgipfel am Montag ist klar: Im ersten Quartal dieses Jahres wird es bei mangelnder Versorgung mit den Vakzinen bleiben. Erst im zweiten Quartal soll sich die Lage entspannen. Am Dienstag bekräftige Merkel erneut, dass jeder und jede Deutsche bis Ende des Sommers ein Impfangebot erhalten soll.

Angela Merkel will auf Impftermin warten

Damit dürfte sich eine Impfung der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in das zweite Quartal 2021 verlagern. Eine vorgezogene öffentliche Impfung der Regierungschefin, wie sie etwa US-Präsident Joe Biden erhalten hat, soll es nicht geben. Das bestätigte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Montag in der Regierungspressekonferenz. „Die Bundeskanzlerin hat immer betont, dass sie sich dann impfen lassen wird, wenn sie an der Reihe ist.“ An dieser Position habe sich nichts geändert.

Die Impfreihenfolge hat das Bundesgesundheitsministerium festgelegt. Demnach werden in Deutschland zuerst die Personengruppen mit „höchster Priorität“ geimpft. Dazu zählen die über 80-Jährigen, sowie Menschen, die in Pflegeeinrichtungen betreut werden - und ihre Betreuenden.

An zweiter Stelle in der Warteschlange steht dann die Personengruppe mit „hoher Priorität“, zu der etwa die über 70-Jährigen zählen, aber auch Menschen mit sehr hohem oder hohem Risiko für schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf und enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren.

Angela Merkel: Impftermin der Kanzlerin hat „erhöhte Priorität“

Erst wenn diese Gruppe durchgeimpft ist, kommt die Gruppe der Personen mit „erhöhter Priorität“ an die Reihe, zu der die Bundeskanzlerin gehört. Dazu zählen unter anderem Menschen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben (Angela Merkel wird im Juli 67 Jahre alt) und „Personen, die in besonders relevanter Position in staatlichen Einrichtungen tätig sind, insbesondere den Verfassungsorganen“. Zu diesen gehört die Bundesregierung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will warten, bis sie mit ihrer Corona-Impfung an der Reihe ist.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will warten, bis sie mit ihrer Corona-Impfung an der Reihe ist. © Hannibal Hanschke/Reuters-Pool/dpa | Hannibal Hanschke/Reuters-Pool/dpa

Wann diese Gruppe mit Impfterminen rechnen kann, lässt sich angesichts der schleppend angelaufenen Impfkampagne aktuell nur abschätzen. Grundsätzlich gilt: Mit dem „Ende des Sommers“ ist laut Bundeskanzlerin der 21. September gemeint. Bis dahin soll jede Bürgerin und jeder Bürger ein Impfangebot erhalten. Weil nach der Gruppe mit „erhöhter Priorität“ noch der Rest der Bevölkerung Deutschlands folgt, müsste die Gruppe der Kanzlerin deutlich vor dem Ende des Sommers ein solches Angebot erhalten, damit der Zeitplan eingehalten werden kann.

Impftermin hängt von zwei Faktoren ab

Die Einhaltung hängt davon ab, ob einerseits die bestellten Impfstoffe eine Zulassung für die EU erhalten, andererseits, ob die Hersteller ihre Lieferzusagen einhalten können. Bestellt aber noch nicht zugelassen sind die Vakzine der Hersteller Johnson & Johnson und Curevac. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet derzeit mit einer Freigabe deren Wirkstoffe im zweiten Quartal 2021. Dann sollen zwischen April und Juni laut Lieferverträgen 10,1 Millionen Dosen von Johnson & Johnson kommen, sowie 3,5 Millionen von Curevac.

Zusammen mit den bereits zugelassenen Impfstoffen der Firmen Biontech/Pfizer, Astrazeneca und Moderna sollen im zweiten Quartal insgesamt 77,1 Millionen Dosen geliefert werden. Das ist der Idealfall, in dem – die Zweitimpfung mit eingerechnet – rund 38,5 Millionen Menschen zwischen April und Juni geimpft werden könnten. Von den drei bereits zugelassenen Herstellern kommen dazu noch etwa 18 Millionen Dosen im ersten Quartal dazu, mit denen sich rund neun Millionen Menschen impfen ließen.

Bei diesen Zahlen handelt es sich aber um vorläufige Schätzungen, die nichts über die tatsächliche Liefermenge aussagen. Das Gerangel um den Astrazeneca-Impfstoff oder die Lieferschwierigkeiten beim Biontech-Vakzin zeigten zuletzt, dass nicht unerhebliche Diskrepanzen zwischen Soll- und Ist-Wert bestehen können. Lesen Sie auch: Corona: Hilft Russen-Impfstoff Europa aus der Krise?

Wann die Bundeskanzlerin an der Reihe ist

Trotzdem lassen sich Aussagen zu einem möglichen Impftermin der Kanzlerin treffen. In Deutschland leben laut Angaben des Statistischen Bundesamtes 23.738.453 Millionen Menschen, die das 60. Lebensjahr überschritten haben und damit in eine der drei priorisierten Gruppen fallen. Älter als die Kanzlerin sind rund 14 Millionen Menschen in Deutschland.

Von diesen dürften sich gut drei Viertel der Menschen auch wirklich impfen lassen wollen. Umfragen zur Impfbereitschaft in Deutschland zeigen, dass 75 Prozent der Befragten es zumindest für wahrscheinlich halten, ein Impfangebot wahrnehmen zu wollen, Tendenz – vor allem mit zunehmendem Alter – steigend.

Damit dürften rund 10,5 Millionen Menschen eine Impfung gegen das Virus erhalten, bevor die Kanzlerin zumindest mit einer Einladung rechnen kann. Diese sollen, das bekräftigte die Kanzlerin am Dienstagabend in der ARD, auch tatsächlich "mit beiden Impfungen" im ersten Quartal geimpft werden. Angela Merkel kann dann wohl Mitte des zweiten Quartals eine erste Dosis erhalten – oder eine Einladung im Briefkasten finden.