Berlin. Seit einem Monat ist Deutschland im Teil-Lockdown, doch die Corona-Zahlen bleiben hoch. Die Politik diskutiert über Verschärfungen.

  • Die Corona-Zahlen sind weiter auf einem hohen Niveau – trotz Lockdown light
  • Anfang November wurde das öffentliche Leben in Deutschland teilweise heruntergefahren
  • Nach Weihnachten könnte sich die Lage weiter verschärfen, zumal die Kontaktbeschränkungen eigentlich aufgehoben werden sollten
  • Doch bleibt es dabei?

Eigentlich hatten sich Bund und Länder geeinigt, die seit Anfang November geltenden strengen Corona-Maßnahmen wenigstens über Weihnachten und Silvester zu lockern. Zwischen 23. Dezember und 1. Januar sollten sich zehn Personen plus Kinder aus mehreren Haushalten treffen können.

Doch angesichts der weiter hohen Infektionszahlen stehen die Erleichterungen über die Feiertage nun wieder zur Debatte.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sein Kabinett für diesen Sonntagmittag zu einer Sondersitzung zusammengerufen. Der Ministerrat will nach Angaben der Staatskanzlei per Videoschalte über „weitere Maßnahmen“ beraten. „Es braucht jetzt konsequentes Vorgehen“, sagte Söder der „Bild am Sonntag“.

„Wir können die hohen Todeszahlen in Deutschland nicht hinnehmen. Die Ansteckungszahlen sind weiterhin zu hoch. Es ist besser, bis Weihnachten zu handeln, als ein dauerhaftes Stop-and-go für die Bevölkerung.“

Corona-Regeln an Weihnachten: Ministerpräsidentin Dreyer fordert Zurückhaltung

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hält wegen der Corona-Pandemie zumindest „große Zurückhaltung“ im Umgang miteinander auch an Weihnachten und Silvester für geboten. „Die Bürger und Bürgerinnen bleiben aufgerufen, die AHA-Regeln weiter konsequent einzuhalten und auch über den Jahreswechsel die Kontakte mit anderen auf das Notwendigste zu reduzieren“, sagte sie der „Rheinischen Post“.

AHA steht für „Abstand, Hygiene, Alltagsmaske“. „Wie genau die Regelungen für Weihnachten aussehen werden, werden wir in der kommenden Woche entscheiden“, so Dreyer. Lesen Sie hier: AHA+C+L – Diese Regeln stecken hinter den Corona-Maßnahmen

SPD-Abgeordnete Bas: „Entwicklung genau beobachten“

Um die Virus-Ausbreitung einzudämmen, hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten am Mittwoch beschlossen, den seit Anfang November geltenden Teil-Lockdown bis 10. Januar zu verlängern. Lesen Sie auch:Weihnachten trotz Corona: Wie Sie sicher feiern können.

Die für Gesundheit zuständige stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Bärbel Bas sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Sollten die Zahlen bis zum 20. Dezember auf diesem hohen Niveau bleiben, sollten die Maßnahmen über die Feiertage nicht gelockert werden. Es sollte dann bei den jetzt gültigen Beschränkungen bis in den Januar bleiben.“ Ansonsten drohten noch höhere Zahlen, die weitergehende Beschränkungen nötig machten. „Wir müssen die Entwicklung genau beobachten.“

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach sich für schärfere Corona-Regeln an Silvester aus. „Wir dürfen kein Risiko eingehen, auch nicht an Silvester“, sagte der CDU-Politiker der „Augsburger Allgemeinen“. „Deshalb sollten wir – wenn sich die Zahlen weiter auf so hohem Niveau befinden – auf Nummer sicher gehen und vor Silvester wieder zu den jetzigen strengen Corona-Regelungen zurückkehren.“

RKI meldet 17.767 neue Corona-Infektionen an einem Tag

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Virus bleibt in Deutschland auch rund fünf Wochen nach Inkrafttreten des Teil-Lockdowns auf hohem Niveau. Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag 17.767 neue Infektionen gemeldet – über 3100 mehr als am vergangenen Sonntag.

Am Samstag hatte das RKI 23.318 neue Corona-Infektionen gemeldet.

  • Am Samstag zuvor hatte der Wert bei 21.695 gelegen.
  • Mit 483 neuen Todesfällen binnen 24 Stunden wurde der zweithöchste Stand seit Ausbruch der Pandemie erreicht.
  • Der Höchstwert war am vergangenen Mittwoch mit 487 Todesfällen. Am Sonntag meldete das RKI 255 Todesfälle innerhalb von 24 Stunden.

Am Sonntag und Montag sind die Zahlen des RKI oft niedriger als an anderen Wochentagen, weil nicht alle Gesundheitsämter am Wochenenden Meldungen ans Berliner Institut schicken.

Seit dem 1. Dezember gelten in fast allen Bundesländern strengere Kontaktbeschränkungen. Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sind auf den eigenen und einen weiteren Haushalt und höchstens fünf Teilnehmer zu beschränken. Kinder bis 14 Jahren sind ausgenommen. Bund und Länder haben jedoch vereinbart, bei Familientreffen vom 23. Dezember bis 1. Januar zehn Personen plus Kinder zuzulassen. Einige Bundesländer haben aber schon angekündigt, auf diese Lockerung zu verzichten oder den Zeitraum zu verkürzen. (küp/moi/dpa)