Madrid. Spanien sperrt Regionen mit besonders hohen Corona-Infektionszahlen ab. Experten sind sich uneins, ob die Maßnahmen wirksam sind.

  • Spanien reagiert mit teils drastischen Maßnahmen gegen die steigen Corona-Zahlen
  • Doch einen Lockdown gibt es vorerst nicht, dafür ist praktisch das ganze Land abgeriegelt
  • Ob das reicht? Spanische Epidemiologen gehen davon aus, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen
  • Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Lage in Spanien, dem am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenem Land in Europa

Auch Spanien – einer der europäischen Corona-Brennpunkte – versucht, mit einem Lockdown light die zweite Welle der Pandemie in den Griff zu bekommen. Allerdings nicht mit der landesweiten Schließung von Gastronomie und Kulturbetrieben, wie etwa in Deutschland. Oder sogar mit einer weitreichenden Ausgangssperre, wie sie nun in Frankreich gilt.

Sondern mit der Absperrung von immer mehr Regionen, in denen die Infektionsraten besonders hoch sind. Ein Großteil der 47,5 Millionen Einwohner Spaniens ist deswegen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Corona: Diese Regionen sind Sperrgebiet

Bisher erklärten 13 der 17 spanischen Regionen ihre Territorien zum kompletten Corona-Sperrgebiet.

Davon betroffen ist auch die gesamte Festlandküste am Mittelmeer mit den bekannten Urlaubsregionen

  • Katalonien (Costa Brava),
  • Valencia (Costa Blanca) und
  • Andalusien (Costa del Sol).

Zudem ist praktisch der gesamte spanische Norden von der französischen Grenze an abgesperrt.

Das betrifft die Regionen

  • Asturien,
  • Kantabrien,
  • Rioja,
  • Baskenland,
  • Navarra,
  • Aragonien und
  • Kastilien-Leon.
  • Auch die zentralspanische Region Kastilien-La Mancha ist blockiert.

Tagsüber herrscht innerhalb der Regionen Bewegungsfreiheit

Die Hauptstadtregion Madrid verbot die Ein- und Ausreise an den kommenden zwei Wochenenden, die von der Bevölkerung wegen angehängter Feiertage traditionell gerne für Ausflüge aufs Land oder zum Strand genutzt werden.

Mit den Absperrungen dieser Risikozonen wollen die örtlichen Behörden verhindern, dass sich das Coronavirus über den Reiseverkehr weiter über das ganze Königreich ausbreitet. In diesen Sperrgebieten können sich die Menschen t agsüber frei bewegen. Allerdings ist das Verlassen dieser Gebiete wie auch die Einreise nur mit triftigen Motiven erlaubt. Die Zufahrtsstraßen werden von der Polizei kontrolliert.

Nächtliche Ausgangssperren und Beschränkungen für die Gastronomie

Zudem gilt in nahezu ganz Spanien eine nächtliche Ausgangssperre, die – je nach Region – um 23 Uhr oder spätestens um 24 Uhr beginnt. Nur die Kanarischen Inseln sind von diesem nächtlichen Ausgehverbot ausgenommen, weil dort die Epidemie unter Kontrolle ist. Am Tag besteht landesweit eine totale Maskenpflicht sobald man die eigenen vier Wände verlässt.

Die Gastronomie wurde bisher nur im nordostspanischen Katalonien komplett geschlossen. In den anderen Teilen Spaniens dürfen die Wirtschaften noch mit 50 Prozent der Gästekapazität bis zum Beginn der nächtlichen Ausgangssperre öffnen.

Spanischen Epidemiologen: Maßnahmen reichen nicht aus

Die 7-Tage-Inzidenz lag am Freitag bei 230 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner – Tendenz weiter steigend. Die ZahI der durch Tests bestätigten neuen Infektionen stieg innerhalb von 24 Stunden auf den Rekordwert von 23.580 Fällen. Innerhalb der letzten sieben Tage wurden 1118 Todesopfer im Zusammenhang mit Corona registriert.

Spanische Epidemiologen gehen davon aus, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen und dass auch Spanien demnächst weitere drastische Schritte beschließen muss, um die Infektionskurve zu senken. Auch eine Tag und Nacht geltende Ausgangssperre, wie sie im Frühjahr verhängt worden ist, gilt als nicht mehr ausgeschlossen. Spanien gehört derzeit zusammen mit Belgien, Tschechien und Frankreich zu den europäischen Corona-Hotspots.