Berlin. Der Siemens-Chef Joe Kaesner ist bei Umweltaktivisten derzeit nicht gerade beliebt. In Berlin wurde er nun bei einem Vortrag gestört.

Siemens-Chef Joe Kaeser ist dieser Tage bei Klimaschützern nicht wohl gelitten. Das bekam er auch am Montagabend bei einem Auftritt vor 3000 Gästen beim Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) zu spüren.

Eine Klimaaktivistin stellte sich vor den Vorstandsvorsitzenden des Elektronikkonzerns ans Rednerpult und schmierte sich grüne Farbe ins Gesicht. Sie forderte mehr Gehör für den Klimaschutz – und Kaeser ließ sie gewähren. Der Siemens-Chef blieb ruhig und hörte der Aktivistin rund zwei Minuten lang zu, auch als ihr das Mikrofon schon abgedreht wurde.

Sicherheitskräfte wies er an, sie nicht von der Bühne zu zerren. „Was wir gerade erlebt haben, das ist Realität. Damit müssen wir umgehen, damit müssen wir leben“, sagte der Vorstandschef von Siemens anschließend in ruhigen Worten. „Ich hätte ihr gerne gesagt – mach doch mit, komm an den Tisch“, fügte er hinzu, nachdem die Klimaaktivistin schließlich von der Bühne geleitet worden war.

Kaeser hatte Klimaaktivistin Sitz in Kontrollgremium angeboten

Kaeser hatte kürzlich im Streit um die Beteiligung des Konzern an einem Projekt zur Erschließung eines Kohle-Bergwerks in Australien der Klimaaktivistin Luisa Neubauer einen Sitz in einem Kontrollgremium des Konzerns angeboten. Die Sprecherin der deutschen „Fridays-for-Future“-Bewegung hatte dies abgelehnt, da sie dann nicht mehr neutral über den Konzern sprechen könne. Zwischenzeitlich hat sie angekündigt, die Bundesregierung verklagen zu wollen.

Siemens hält an einem 18 Millionen Euro schweren Auftrag zur Ausrüstung fest, der vorsieht, die Bahnstrecke zum Hafen mit Signaltechnik zu versehen. Trotz der massiven Kritik von Klimaaktivisten – auch Greta wetterte gegen Siemens.

Kaeser erneuerte am Montagabend sein Angebot an die Aktivisten, sich einzubringen: „Meine Tür ist offen, mein Tisch hat einen Platz für euch“, sagte der Vorstandschef des Elektronikkonzerns. Aber die jungen Menschen müssten sich auch einbringen und an der Lösungsfindung beteiligen. Kaeser: „Es ist ihr Leben, es ist ihre Zukunft – aber allein durch demonstrieren am Freitag wird sich das nicht ändern.“