Berlin. Mit einer cleveren Idee will eine Bäckerei den Finanzminister foppen. Denn das Kassenbon-Gesetz nervt sie. Die Aufmerksamkeit ist groß.

Es ist vielen Unternehmern schleierhaft, wie es zu der Entscheidung kommen konnte. Doch trotz aller Irritation gilt ab 2020 die Kassenbon-Pflicht. Wer in Geschäften etwas kauft, bekommt den Kassenzettel dazu – ob gewollt oder nicht. Zumindest, solange die Händler ein elektronisches Kassensystem nutzen.

Das nervt die Gewerbetreibenden, auch eine Bäckerei aus Baden-Württemberg sah sich veranlasst, ihre Meinung zu dem neuen Gesetz, das zu Jahresbeginn in Kraft tritt, bei Facebook kundzutun. Die Bäckerei Frick aus Weingarten postete einen Text zum Thema – und rechnete vorab wohl nicht mit der beeindruckenden Reaktion.

Bäckerei wehrt sich bei Facebook gegen Kassenbon-Pflicht

Mehr als 20.000-mal ist das Bild mit dem Text inzwischen geteilt worden (Stand: 20. Dezember, 9 Uhr). Darin erklärt die Bäckerei, man müsse den Bon künftig ausdrucken. „Da manipulationssichere Kassensystem für uns vorgeschrieben sind, ist dieses Gesetz jetzt um so unverständlicher.“

Noch weniger Verständnis habe man, dass in Zeiten des Klimawandels ein Gesetz verabschiedet würde, dass aufgrund des Papieraufwandes der Vernichtung einer Fichte pro Stunde gleich käme – und aufgrund des genutzten, chemisch behandelten Thermopapieres auch noch erheblich Entsorgungsprobleme schaffe. Denn im Papierkorb entsorgen werden dürfen Bons nicht.

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Beleg-Wahnsinn: Idee, wie man Finanzminister auf Unsinn hinweist

Entsprechend hat die Bäckerei eine Idee, wie man Bundesfinanzminister Olaf Scholz zeigen könnte, was man von der neuen Regelung für Kundenbelege hält: „Vielleicht wären Sie so freundliche, Ihre Bons trotzdem mitzunehmen. Vielleicht sammeln sie diese auch Zuhause.“

Warum eine Sammlung? „Und wenn Sie genügend Bons angesammelt haben, stecken Sie diese doch bitte bei einem Abendspaziergang einfach in den Briefkasten des örtlichen Finanzamtes.“ Der sei nicht nur groß genug, das sorge zudem dafür, dass „die sich mit dem Sondermüll beschäftigen, die ihn in Auftrag gegeben haben“.

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Nach der Welle der Zustimmung äußerte sich Bäckerei Frick nochmals, schrieb, man denke, dass die meisten Menschen das Augenzwinkern beim ersten Post verstanden hätten. „Wir wollten ausschließlich auf den Missstand hinweisen, dass künftig Kassenbons erstellt werden müssen, die zum größten Teil direkt in der Mülltonne landen.“

Zudem versichert die Bäckerei, es handele sich bei den Verantwortlichen nicht um Technikverweigerer oder militante Umweltaktivisten, zudem tippten die „tollen Verkäuferinnen“ schon immer „ALLES“ in die Kasse.

50.000 Kundenkontakte pro Woche – „da wird viel Papier liegen bleiben“

In einem Interview mit der „Welt“ erklärte Joachim Lipp, verantwortlich für den Auftritt der kleinen Kette Frick in sozialen Medien zudem, die Regelung ergebe keinen Sinn. Und dass nur rund fünf Prozent der Kunden bisher einen Bon wollen – „wir haben in unseren Filialen jede Woche 50.000 Kundenkontakte, da wird viel Papier liegen bleiben“.

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Angesprochen auf eine digitale Alternative – den Bon aufs Handy zu laden – erklärt Lipp der „Welt“, woran das scheitern würde: „Dafür haben die meisten Kunden keine Zeit. Viele wollen nur kurz eine Brezel oder ein Brot und sind gleich wieder raus.“

Vor wenigen Wochen hatte bereits eine Bäckerei aus Nordrhein-Westfalen Stimmung gegen die Regelung gemacht – und ein Foto veröffentlicht, auf dem die Kassenbons von zwei Tagen zu sehen sind. Ziel der Aktion: Zeigen, wie groß der Müllberg wirklich ist.

Digitale Alternativen in Arbeit – Bon gibt’s auch zum Bier

Skurril: Auch am Tresen im Club muss zukünftig nach dem Willen des Finanzministeriums ein Beleg ausgestellt werden. Zum Bier gibt’s dann einen Bon. Digitale Alternativen sind bereits in der Entstehung, Rewe will etwa Payback-Kunden mit Kundenkonto den Bon schlicht zumailen, Edeka und Netto arbeiten an umweltfreundlicheren Bon-Varianten.

Die Kritik an der Regelung ist ohnehin groß, zuletzt musste sie Merkel bei einer Regierungsbefragung verteidigen. Wirtschaftsminister Altmaier sieht wohl auch Probleme – er spricht schon von Ausnahmen. Generell sind die Händler vor allem besorgt, dass ein „Bürokratiemonster“ entsteht. (ses)